Friedlicher Nachbar in Bochum-Linden
1854 - 1961
Wie bei vielen Zechen an der Ruhr begann der Betrieb von Friedlicher Nachbar um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Schon
1831 mutete der Freiher Ludwig von Elverfeldt, der mehrere Zechen im Raum Bochum-Witten betrieb das Grubenfeld. Vielleicht aus einer
Ahnung heraus benannte er die Mutung mit Friedlicher Nachbar, da es erst nach mehr als 20 Jahre langem Rechtsstreit 1854 verliehen
wurde. Die neue Zeche wurde nach dem Feld benannt. Trotzdem gelang es der Zeche später durch Zukauf eine rentable Größe zu erreichen.
Zunächst bestand kein eigener Tiefbauschacht. Ab 1856 pachtete man den nicht mehr für die Förderung benötigten Schacht Roeder der Zeche
General an, der nur 50 m nördlich der Markscheide lag. Es bestanden aber weiter Mitnutzungsrechte, obwohl die Unterhaltung bei
Friedlicher Nachbar lag. Diese Nachteile führten recht schnell zum Abteufen eines eigenen Schachts. Das Grubenfeld war recht klein,
konnte aber später vergrößert werden. Die Zeche Baaker Mulde wurde 1899 übernommen und 1923 die Zeche Hasenwinkel.
Von 1859 bis 1873 gehörte die Zeche einem Konsortium aus Amsterdam und dazu einem Kaufmann aus Goch. Vielleicht war Spekulation im
Spiel, da einige Partikuliere dazu gehörten, die mit Kohlentransporten Geld zu
verdienen hofften. Der Betrieb lief aber nicht gut an und stagnierte auf ziemlich niedrigem Niveau. Erst mit dem eigenen Schacht
begann die Entwicklung zu einer größeren Anlage. Von 1873 bis 1890 verhinderte die allgemeine Wirtschaftskrise einen echten Fortschritt.
1898 wurde die Zeche an ein Konsortium verkauft, zu dem auch der Großindustrielle August Thyssen gehörte. Im selben Jahr kam noch
Hugo Stinnes dazu, der den weiteren Kurs maßgeblich bestimmte. Danach entwickelte sich Friedlicher Nachbar zu einer mittelgroßen
Zeche. Ab 1904 gehörte sie zur Deutsch-Luxemburgischen Bergwerks- und Hütten AG, einem der größten damaligen Konzerne. Während der
Weltwirtschaftskrise lag die Zeche 1932/1933 insgesamt 17 Monate lang still. Größere Unfälle während der Betriebszeit bis zur Stilllegung
1961 scheint es nicht gegeben zu haben. Einige Brände und Unglücke bei der Fördung und Defekte an der Wasserhaltung erzeugten nur
Sachschaden und Ausfallzeiten.
Die Kohle wurde über den Bahnhof Dahlhausen abgesetzt. Die Anbindung durch das Ruhrtal war unzuverlässig (Hochwasser), daher wurde
1873 eine erste Verbindung durch den stillgelegten Glücksonner Stollen angelegt. Eine Pferdebahn ging bis zur heutigen Lewacker
Straße. Die Schluchtstaße gab es damals noch nicht. Die Bahn lief oben am Hang entlang und wurde über einen Bremsberg auf die
Stollensohle gebracht. Das renovierte Stollenmundloch liegt neben der ehemaligen Zeche Dahlhauser Tiefbau. 1878 kam die endgültige
Anbindung durch einen Tunnel unter der Hattinger Straße an die Bahnstrecke Weitmar-Dahlhausen (heute Fuß-/Radweg). Zur Henrichshütte
in Hattingen bestand ab 1922 eine Seilbahn, mit der Schlacken für den Bergeversatz angeliefert wurden. Ohne diesen wäre der Abbau
der meist steil gelagerten Flöze nicht möglich gewesen. Nach der Stilllegung von Schacht 1 bestand von 1919/20 bis 1925/26 eine
weitere Seilbahn zum Schacht 2 zum Abbau der dort gelegenen Halde. Zum Schacht Ostholz lief eine dritte Seilbahn für den Transport
Material zum Bergeversatz. Das Materialder Halde der Zeche Hasenwinkel wurde ab 1932 über einen 530 m langen Stollen zur Anlage Friedlicher
Nachbar gebracht.
Die denkmalgerecht sanierte Zechensiedlung bietet zusammen mit einem ähnlich angelegten Neubaugebiet - auch wegen des nahen
Ruhrtals - ein attraktives Wohnumfeld.
Im Rauendahler Siepen ist schon im 17. Jahrhundert Bergbau belegt. Es handelt sich aber um sehr kleine und kurzlebige Stollenbetriebe,
deren genaue Lage unsicher ist, da kaum Karten existieren. Dies gilt auch für die späteren größeren Stollenbetriebe. Die Mundlöcher
sind alle von der Tiefbauanlage überbaut worden. Zum Teil waren die Stollen auch aus dem St. Mathias Erbstollen heraus
aufgeschlossen und förderten aus zahlreichen kleinen Schächten.
Der Zechenbetrieb lief relativ unglücksfrei. 1888 starben drei Bergleute bei einer Schlagwetterexplosion auf Baaker Mulde.
Die Vorgängerbetriebe arbeiteten zeitweise betrieblich zusammen oder schlossen ältere Abbaue erneut auf. Daher ist die Darstellung
der Entwicklung der Stollenzechen im Rauendahl etwas unübersichtlich. Ähnliches gilt für Betriebe des Nachlesebergbaus.
1827 wurde eine kombinierte Zeche Hasenwinkel und Sonnenschein gegründet. Diese ging mit den anderen oben aufgeführten Zechen
und dem Betrieb Fortuna 1 zwischen 1822 und 1834 im Hasenwinkel-Himmelscroner Erbstollen auf. Ab jetzt wurde aus Schächten
gefördert. Ver. Kirschaum und Neumarck kam erst 1856 dazu. Ebenso Johann Christoph und Fortuna 2.
1866 hatten alle Schächte die Förderung eingestellt und mit dem Abteufen des Schachtes Julius Philipp begann der Betrieb
der Tiefbauzeche Hasenwinkel.
Schacht | Teufbeginn | Inbetriebnahme | Stilllegung | max. Teufe (m) | Kokerei/Brikettfabrik |
Friedlicher Nachbar 1 | 1868 | 1870 | 1961 | 495 | |
Friedlicher Nachbar 2 | 1899 | 1901 | 1961 | 789 | 1905 - 1960 (B) |
Friedlicher Nachbar 3 (Ostholz) | 1900 | 1902 | 1961 | 543 | |
Baaker Mulde (Johann Friedrich) | 1855 | 1860 | 1961 | 602 | 1900 - 1919 (K) 1894 - ca. 1914 (B) |
maximale Förderung Baaker Mulde 166100 t 1897
durchschnittlich 100000 - 150000 t/a
maximale Förderung Friedlicher Nachbar 609285 t 1909
durchschnittlich 400000 - 500000 t/a
(vor dem Zusammenschluss zwischen 96000 und 106000 t jährlich)
Informationen zum Stollen Glücksonne unter Dahlhauser Tiefbau und zu den Seilbahnen unter Seilbahnen.