Ibbenbürener Bergbau
1856 - 2018
Da das zukünftige Monitoring des weiter anfallenden Grubenwassers mit zu den Aufgaben der Grubenwasserwarte
in Herne gehört soll hier auch der Bergbau im Bereich Ibbenbüren vorgestellt werden.
Es gibt einige Ähnlichkeiten zum Bergbau im Ruhrgebiet, aber besonders bei der betrieblichen Organisation erhebliche Abweichungen.
Geologisch gesehen stehen im Ibbenbürener Revier dieselben Flöze an wie im Ruhrgebiet. Diese liegen viel tiefer bis auf dieAusnahme
bei Ibbenbüren. Sie wurden kleinräumig angehoben, geologisch als Horst bezeichnet. Durch die urspründliche tiefe Lage (..)
ist die Inkohlung stärker und es stehen nur Esskohlen (Schmiede- /Hausbrandkohle) und Anthrazit (hauptsächlich Kraftwerkkohle) an.
Nach einer (noch?) nicht bestätigten Theorie soll ein steckengebliebener Vulkan unter Bramsche (.. km entfernt) mir seiner
Magmakammer die Inkohlung beschleunigt haben.
Das Revier gliedert sich in ein Westfeld mit vielen Störungen und Flözen bis zu 30 gon einfallend. Das Ostfeld weist nur flach
gelagerte Flöze auf. Beide Grubenfelder haben zusammen eine Fläche von 92 km², das Westfeld umfasst davon nur ein Drittel. Das
Gesamtrevier erreicht nicht einmal die Größe der letzten Zeche im Ruhrgebiet (Prosper-Haniel)
mit 94 km². Die Flöze liegen fast alle bei etwa einem Meter Mächtigkeit, eines erreicht knapp zwei Meter. Im Ostfeld wurden sie
fast alle einfach durchnummeriert. Das tiefste abgebaute hatte die Nummer 78. Zuletzt war das Bergwerk das tiefste in Europa.
Der Abbau lief im Unterwerk. Der Förderschacht Oynhausen 2 war 868 m tief, der Fahrschacht Nord 1545 m. [Der tiefste Schacht
bis Mitte 2012 war der Nordschacht der Grube Ensdorf im Saarland. Er wurde 1977 bis auf 1751 Meter weitergeteuft und an die
24. Sohle in 1712 m Teufe angebunden.]
Im Westfeld gab es bis etwa 1900 nur einige kleine Betriebe. 1890 lag der Abbau nur noch bei 3000 t/a. Danach entwickelte sich
das Bergwerk Westfeld, das 1981 auslief. Im Ostfeld begann der intensivere Tiefbau nach 1910.
Der älteste Beleg des Kohleabbaus stammt aus dem Jahr 1564. Später waren auch niederländische Unternehmer Betreiber der Gruben.
Sie ließen Ende des 17. Jahrhunderts den Dickenberger Oberstollen durch wallonische Bergleute anlegen. Um 1750 begann der
Preußische Staat seine Aktivitäten. In der Folge waren die Zechen immer auf technisch hohem Niveau. 1822 und 1824 gingen die
ersten Dampfmaschinen in Betrieb. Mit der Eisenbahn im Jahr 1850, dem Dortmund-Ems-Kanal ab 1899 und dem Mittellandkanal ab
1910 wurden neue Absatzgebiete in Norddeutschland erschlossen. Alle Zechen wurden 1920 von der Preussag AG übernommen. Damit
entfiel die Konkurrenz der Zechen untereinander. Auch der Notbergbau nach dem 1. Weltkrieg lief geregelt ab. Dazu wurden
Konzessionen ausgegeben, die einen "wilden" Abbau wie im südlichen Ruhrgebiet weitgehend unterbanden.
Der ab 1924 entwickelte Kohlehobel wurde weltweit ein Erfolg. Er wurde in Ibbenbüren wegen der harten
Kohle als einziges maschinelles Abbaumittel eingesetzt. Im Ruhrgebiet kam er in geringmächtigen steileren Flözen zu Einsatz. Nachdem sich
Absatzprobleme verstärkten wurde 1985 der bis heute betriebene Kraftwerksblock B an den von Oynhausen-Schächten in Betrieb
genommen. Hier wurden zuletzt 80% der Förderung verstromt. Der restliche Anteil ging zum Kraftwerk von VW in Wolfsburg, das
über die Kanäle günstig erreichbar war. Der Kohleabbau endete 2018.
Es gab nur ein größeres Unglück. Am 26. August 1981 starben acht Bergleute bei einem Kohle-Gas-Ausbruch.
Wie im Ruhrgebiet soll eine zentrale Wasserhaltung das weiter anfallende Grubenwasser sammeln. Infos dazu unter
Wasserhaltung. Neben einigen denkmalswerten Anlagen wird diese als Bergbaurelikt bestehen
bleiben. Anders als im Ruhrgebiet gehören keine Zechensiedlungen dazu. Es gab kaum Zuwanderer und nur wenige Zechenhäuser.
Westfeld
Ähnlich wie im Ruhrgebiet begann der Bergbau im Bereich der hier zu Tage austretenden Flöze. Hier waren es nur
drei bauwürdige mit einer Mächtigkeit von etwa einem Meter. Es gab daher wenige Stollen, von denen nur einer relativ erfolgreich
war. Die Kohle konnte gut abgesetzt werden. Sie eignete sich als Hausbrand, Schmiedekohle und für das Kalkbrennen.
Dickenberg
Die Zeche
Dickenberg enstand aus zwei Stollenbetrieben. Die Grubenwässer flossen zuletzt über einen Graben zu Ibbenbührener Aa
ab. Dort nutze die Gravenhorster Friedrich-Wilhelm-Eisenhütte das Wasser zum Antrieb und Waschen des Erzes. Als das Aawasser
nicht mehr ausreichte wurde vom Dickenberger Unterstollen eine hölzerne Rinne angelegt, die später durch eine etwa vier
Kilometer langen geraden Graben ersetzt wurde. Er lag zum Teil so hoch, dass er auf Bögen über eine Straße und Bäche geführt
wurde. Er ist größtenteils erhalten.
Dickenberger Oberstollen
1737 endete der Betrieb am Oberstollen, der schon deutlich früher begann (s.o.).
1748 wurde der Stollen wieder aufgewältigt und nach dem Erreichen des Dickenberger Flözes (47 cm reine Kohle) der Abbau
aufgenommen. Bis zur Betriebseinstellung vor einer Verwerfung im Jahr 1806 erreichte er eine Länge von 1988 Metern. Es
wurden insgesamt elf Stollenschächte im zu Tage tretenden Flöz abgeteuft, das mit 6 - 10 Grad nach Westen einfiel. Dazu
kamen noch 17 Lichtlöcher.
Dickenberger Unterstollen
Als das Ende des Oberstollen in Sicht war wurde der Unterstollen (Dickenberger tiefe Stollen) am 1. Juni 1771 begonnen.
Die ersten 615 m führten durch die Schichten des Trias (Keuper, Muschelkalk). Beim weiteren Vortrieb wurde das Flöz Franz
angefahren und nach weiteren 398 m beim Lichtloch 5 das Dickenberger Flöz erreicht - 59 m unter dem Oberstollen. Es
wurde eine Bauhöhe von 230 m erreicht. Diese war für ein Stotlenbetrieb sehr groß. Daher wurde 146 m oberhalb des
Stollen eine Teilstrecke angesetzt. Das Kohlenfeld teilte sich so in zwei Pfeiler auf.
Auf der Teistrecke standen die Schächte Marianne, Nachtigall, Wasserschacht und Karlschacht, auf dem Stollen neben
fünf Lichtlöchern die Schächte Friederica, Arnoldine, Benedikt, Joseph, Theresia (Nr. 6), Wilhelm (Nr. 7) und Lebrecht.
1805 wurde der Schacht Benedikt abgeteuft, 1806 der Josephsschacht. Die wichtigsten waren die zweitrümmigen Lebrecht und
Wilhelm (zweitrümmig für Förderung und Fahrung).
Für einen regelmäßigen Betrieb sollte der Lebrechtschacht eine Damffördermaschine erhalten. Dies scheiterte
am nicht ausreichend verfügbaren Kesselspeisewasser. Diese Aufgabe übernahm der Abendsternschacht, der auch günstig für den
Abtransport der Kohle lag. Dadurch sank die Förderung im Stollenbereich (1780er Jahre 3100 - 3300 t/a) auf 2100 - 1240 t/a.
Das Bergamt sah für beide Betriebe keine gemeinsame Zukunft und ordnete die Stilllegung von Dickenberg zum 30. Dezember 1825
an.
Buchholz
Die Zeche
Buchholz lag am weitesten im Norden. Das Stollenmundloch ist das älteste noch erhaltene Mundloch im Ibbenbürener
Bergbaurevier. Um 1750 wurde mit dem Auffahren des Stollens begonnen. Er wurde im 2. Weltkrieg als Luftschutzstollen genutzt. Im
Jahr 2008 gestaltete die RAG Anthrazit Ibbenbüren GmbH mit Unterstützung des Bergbauhistorischen Vereins Buchholzer Forst 1650
Recke e.V. den
Buchholzer Stollen zu einem Winterquartier für Fledermäuse um.
Die Zeichnung von 1790 zeigt die damals typische Abbausituation. Aus zwei Schächten wird mit Haspeln und Tonnen gefördert. Der
vordere Bereich des Stollen ist verbrochen und reicht gerade noch zum Ablauf des Grubenwassers. Es wird auch mit einer Tonne
gehoben. Erkennbar ist auch die Schädigung des Baumbestandes. [Die Texte und Beschriftungen sind wegen der Betreiber niederländisch.]
Buchholzer Stollen / Steinbecker Stollen
Der Bergbau im Buchholzer Forst begann schon vor Stollenphase als einfache Kohlengräberei. Einige Pingen aus dieser Zeit
sind noch erhalten.
Am 28. September 1748 wurde die Auffahrung des Stollens genehmigt und 1752 bei 418 m Länge das Flöz Buchhoz (1,40 - 1,75 m
mächtig) erreicht. Finanziert wurde der Vortrieb u.a. durch den Verkauf von Gruskkohle, die sich beim früheren Abbau als unbrauchbar
erwies. Sie konnte zum Kalkbrennen verwendet werden. Abgebaut wurden wegen der geringen Bauhöhe unter den alten Grubenbauen
auch die dort stehen gebliebenen Kohlepfeiler. 1792 wurde der Pfeilerschacht, 1797 der Schacht Luise abgeteuft. Bis 1811
kamen die Schächte Anna, Sophia, August und Amalia dazu. Mit der Zeit wanderte der Abbau nach Süden. Von 1856 bis 1861 wurde
am Schacht Tobias gefördert. Der Schacht Luise war bis 1866 in Betrieb. Wegen der einsamen Lage kam es zu Kohlendiebstahl.
Als Schutz erhielt der Haldenplatz 1831 eine drei Meter hohe Ummauerung. Nach dem Teufen von Schacht Bernhard im Jahr
1864 verlagerte sich die Abbautätigtigket dorthin. Trotz der recht einfachen Förderanlagen lief der Betrieb relativ gut
mit etwa 1200 t Jahresförderung. 1846 wurde die Zeche Buchholz zur vereinfachten Verwaltung mit der Zeche Glücksburg
zusammengelegt. In der Karte ist der ungefähre Stollenverlauf eingetragen. Auch die Lage von Schacht Luise ist nicht
ganz sicher.
Späterer Abbau
Im Bereich des Stollenbergbaus wurde später in größerer Teufe Kohle angebaut. Dazu wurden mehrere Schächte abgeteuft.
Beim Stollenmundloch war es das Steinbecker Gesenk, ein Luftschacht mit Lüfter. Er war bis zur Stillegung des Westfelds
in Betrieb. Die Betriebsfläche ist renaturiert.
In der Zeit des Glücksburger Hauptschachts (1835 - 1848) wurde an der Recker Straße bei Nr. 148 ein Fahr-/Luftschacht
abgeteuft. Etwas südlicher bei Nr. 127 ein kleiner Luftschacht mit Wetterofen über Tage. Er zog durch seinen Sog Luft
von unter Tage an. Solche Wetteröfen gab es auch in geringer Zahl im Ruhrgebiet.
Bei der Nr. 91 lag ein kleiner Luftschacht mit Trafo zu Versorgung des Dickenberger Oberstollen mit Strom und Wasser.
Spuren sind keine erhalten.
Glücksburg
Die Zeche Glücksburg entwickelte sich aus dem östlichen Grubenfeld des Dickenberger Stollen in Verbindung mit dem
Steinbecker Stollen. Die hier noch anstehenden Vorräte sollten ab 1803 durch den Glücksburger Oberstollen bei
Püsselbüren erschlossen werden. Man traf auf ein 94 cm mächtiges Flöz. Damit war ein profitabler Betrieb gesichert. Nach etlichen
Schwierigkeiten (Rechtsstreit und französiche Besetzung) wurde ab 1807 der tiefere Glücksburger Mittelstollen aufgefahren.
Auf beiden Stollen wurden zahlreiche tonnlägige Schächte (14 davon bekannt) niedergebracht. Zwischen 1815 und 1819 folgten die
Schächte Gutehoffnung, Karl und Gottlieb.
Der Tiefbau begann mit dem Teufen des Glücksburger Hauptschacht (1833 bis 1835) . In einem größeren gemauerten Schachthaus
waren die Förderanlage und Steigerstube. In einem Fachwerkanbau waren u.a. Materiallager und eine Schmiede untergebracht. Es
stammte wie die Fördermaschine vom Abendsternschacht. Diese war 1825 die erste Dampfmaschine im Ibbenbürener Revier und
und wurde von der Harkortschen Fabrik in Wetter an der Ruhr geliefert. Der Schacht war bis 1848 in Betrieb.
1841 begann das Teufen des Beustschacht. Durch Wasserprobleme erreichte er erst 1843 die Stollensohle. Der Schacht war damals der
leistungsstärkste. Schon nach vier Jahren wurden über 11000 t/a gefördert, 1854 maximal 27353 t. Durschnittlich waren es
10000 - 20000 t jährlich.
Schachtanlagen im Westfeld
Der Rudolfschacht wurde 1884 32 m bis zun Flöz Buchholz abgeteuft. Hier stand zu Beginn nur ein Förderhaspel.
Ab 1895 wurde mit Hilfe einer mobilen Dampfmaschine (Lokomobil) gefördert. Der Schacht war zeitweise Förder-/Materialschacht,
diente hauptsächlich zur Bergeförderung. Die Halde lag direkt daneben. Hier fuhren auch Grubenpferde ein. 1955 bis 1959 wurde
der Schacht auf sechs Meter Durchmesser erweitert. Das Strebengerüst wurde durch einen gemauerten Förderturm ersetzt und die
Tagesanlagen erweitert. Ab 1960 war der Schacht die Hauptseilfahrtanlage im Westfeld. Nach der Stilllegung des Felds wurde er
1980 gesprengt. Das Betriebsgelände wurde mit der zentralen Bergehalde überkippt.
Der Mariannenschacht wurde 1920 abgeteuft. 1934 wurde das bis dahin genutzte Abteufgerüst durch ein Strebengerüst ersetzt.
1952 nahm Schacht 2 den Betrieb auf. Er hatte ein leistungsfähigeres Strebengeüst in Vollwandbauweise. Das Gerüst von Schacht 1 wurde durch
einen Befahrunghaspel ersetzt. Die Gesamtanlage erhielt einen architektonisch geschlossenen Neubau und diente i.W. der Bewetterung.
Hier lagen auch die Büros der Betriebsführung für das zentrale Westfeld. Das Fördergerüst wurde erst 1993 abgerissen. Heute wird
die Betriebsfläche von Dienstleistern für LKW genutzt.
Der Wilhelmschacht war von 1921 bis 1945 die größte Pachtgrube in Ibbenbüren. Betreiber war
die Gewerkschaft Titan aus Berlin. Der Förderschacht erreichte in etwa 60 m Teufe das Flöz Dickenberg. Es wurde bis 1936
abgebaut, danach das Flöz Buchholz. Die Grube soff 1945 nach einem Stromausfall ab. Danach wurde von sie der Preussag übernommen.
1949 wurde hier die Hauptwasserhaltung für das Westfeld eingerichtet. In den 1930er Jahren lag die Förderung bei 120000 t/a
mit einer Belegschaft von rund 400 Mann. Über eine Ziegeleifeldbahn bestand ein Anschluss zum Bahnhof Hörstel und zum
Mttellandkanal.
1959 wurde eine Kaue für 1000 Bergleute gebaut und bis 1969 fand Seilfahrt statt. Das Fördergerüst wurde 1984 abgerissen. Heute
ist das Schachtareal überkippt.
Ab dem 19. Jahrhundert wurden im späteren Westfeld kleinere Tiefbauanlagen abgeteuft. Sie blieben im Niveau der früheren Stollen bis
etwa 100 m Teufe. Oft wurden stehen gebliebene Kohlepfeiler abgebaut oder die früher unverkäuflichen Gruskohle, die in abgebaute Flöze
verkippt wurde. Neue Techniken ermöglichten deren Einsatz beim Kalkbrennen. Einige wenige Zechen waren der Grundstock für den einheitlichen
Betrieb im Westfeld. Wesentlich war dafür das Auffahren des Püsselbürener Stollen. Hier wurde die gesamte Förderung zur
Aufbereitung am Bahnhof transportiert. Die Kohle wurde im Wilhelmschacht bis zum Stollensohle gehoben. Daneben war er noch zur
Materialförderung und für die Seilfahrt genutzt. Seine Kapazität wurde daher immer wieder der des Förderstollen angepasst.
Der Stollen wurde 1926 auf zwei Gleise verbreitert und die Pferde durch Diesellokomotiven (später E-Loks) ersetzt. Er war bis zur
Stilllegung des Westfelds im Jahr 1979 in Betrieb.
Durch die vielen Störungen war es im Westfeld die Mechanisierung durch Strebbau nicht möglich. So wurde nach dem 2. Weltkrieg ein
relativ gut funktionierenden Pfeilerbruchbau entwickelt. Möglich war die v.a. durch den Einsatz von Schrappern und Leichmetallstempel
des Zulieferers Becorit aus Castrop-Rauxel. Zusätzlich erleichterten Schüttelrutschen und Wanderpfeiler, eine Art Ministreb mit
vier Stempeln die sonst im westdeutschen Bergbau nicht mehr übliche Handarbeit. war. Dabei wurde im "Tannenbaumabbau" gearbeitet,
da die aufgefahrenen Gewinnungsstrecken ähnlich aussahen. Die geringe Mächtigkeit der Flöze machte zusätzlich Probleme wie eines
der Fotos gut dokumentiert. Selbst das nur 55 cm mächtige Flöz Theodor wurde mit dem Schälschrapper abgebaut.
Durch diese Betriebsstruktur gab es zusätzlich nur kleine Nebenanlagen mit Seilfahrt und Materialbeförderung. Zum Teil
sind sie unter Bergehalden verschwunden, überwiegend überbaut worden. Als einziges Relikt der frühen Anlagen blieb das relativ
kleine Schachthaus vom Beustschacht erhalten.
Übersicht Schachtdaten Westfeld
Schacht |
Teufbeginn |
Inbetriebnahme |
Stilllegung |
max. Teufe (m) |
Beust |
1841 |
1843 |
1870 |
82 |
Rudolfschacht |
1884 |
1884 |
1979 |
229 |
Marianne 1 |
1920 |
1921 |
1979 |
66 |
Marianne 2 |
1950 |
1952 |
1979 |
234 |
Wilhelmschacht |
1920 |
1921 |
1979 |
231 |
Mathildegesenk |
1961 |
1965 |
1979 |
259 flach |
-
- Schachthaus Beustim Jahr 1982
-
- Schacht Pommeresche im Jahr 1888
-
- Schacht Pommeresche Restgebäude im Jahr 1962
-
- Abteufen Schacht Rudolf im Jahr 1889
-
- Schacht Rudolf im Jahr 1935
-
- Schacht Rudolf im Jahr 1935
-
- Grubenpferde am Schacht in den 1930er Jahren
-
- Schacht Rudolf im Jahr 1962
-
- Sprengung Schacht Rudolf im Jahr 1980
-
- Schacht Marianne im Jahr 1935
-
- Schacht Marianne vor dem Umbau im Jahr 1952
-
- Schacht Marianne 2 im Jahr 1963
-
- Füllort Schacht Wilhelm im Jahr 1952
-
- Schacht Wilhelm im Jahr 1970
-
- Förderstollen Püsselbüren im Jahr 1932
-
- Förderstollen Püsselbüren im Jahr 1935 mit Diesellok
-
- Förderstollen Püsselbüren im Jahr 1972 - erweitert und elektrifiziert
-
- Aufbereitung Püsselbüren neue Kohlenwäsche im Jahr 1926
-
- Aufbereitung Püsselbüren im Jahr 1935
-
- Aufbereitung Püsselbüren im Jahr 1935
-
- Aufbereitung Püsselbüren im Jahr 1973 aus der Luft
Ostfeld
Am Ostrand der Ibbenbüren Karbonscholle gab es die Stollenzeche Schafberg. Sie war schon vor 1747 in Betrieb,
steckte aber in Schwierigkeiten und wurde verstaatlicht. Ab 1752 wurde der Schafberger Oberstollen aufgefahren. Die
wirtschaftliche Lage verbesserte sich kaum. Am 5. September 1804 begann die Auffahrung des Schafberger tiefer Stollen. Es gab
enorme Wasserzuflüsse. Daher wurde der Stollen auf einer Länge von 1433 Metern ausgemauert. Bis zum 1. April 1872 war der ab 1824
abgeteufte Morgensternschacht Förderstandort. Danach wurde er verfüllt. Obwohl es wegen einer Störung damals keine Verbindung zur
späteren Zeche Ostfeld gab gilt sie als deren Vorläufer. Die drei Stollen hatten zusammen eine Länge von mehreren Kilometern.
Der Start des Kohleabbaus im Ostfeld war eher holprig. 1851 begannen die Abteufarbeiten für den Schacht
von der Heydt. Hier wurde erstmals ein größeres Schachthaus errichtet. Wegen starker Wasserzuflüsse wurde das Teufen bis 1856
abgebrochen. Danach wurde mit einer stärkeren Pumpe weiter gearbeitet. 1855 war schon ein tonnlägiger Schacht (25 - 30 Grad
einfallend) bis zum Flöz Glücksburg abgeteuft worden. So konnte die neue Bahnstrecke ab 1856 früher genutzt werden. Der Schacht war
bis 1759 in Betrieb.
Die regelmäßige Förderung im Schacht von der Heydt begann am 21. Oktober 1857. 1861 erreichte der tiefe Dickenberger Stollen
den Schacht. Ursprünglich sollte er noch bis zu Zeche Schafberg verlängert werden. Der Plan wurde jetzt aufgegeben und der
Vortrieb bei 7,5 km Länge eingestellt. Die Kohle wurde mit einer Kohlenbahn zum Bahnhof gebracht. Da sie nur abschüssig war
wurde sie wie ein Bremsberg unter Tage betrieben. Oben wurde eine Seilscheibe aufgestellt und mit einem Seil die vollen Wagen
abgebremst, die leeren hochgezogen. Ab 1862 übernahm der Ibbenbürener Förderstollen diese Aufgabe. 1885 wurde der Schacht
Beust an die jetzt ausgerichteten Grubenbaue am Schacht von Oynhausen angeschlossen und damit überflüssig und stillgelegt.
1860 begann das Abteufen des Schachts von Oynhausen 1. Auch hier waren die Wasserzuflüsse sehr stark. Daher wurde der englische
Ingenieur William Coulson mit dem Weiterteufen beauftragt. Innerhalb von 2,5 Jahren sollte die Endteufe von 230 m erreicht
werden. Das Vorhaben gelang nicht. Im November 1864 stellte Coulson die Arbeit ein. Es gab auch starke Anfeindungen zwischen
der englischen Abteufmannschaft und den drei deutschen Bergleuten, die auf behördlichen Annweisung eingestellt werden mussten.
Coulsons Sohn William übernahm am 11. November 1865 das Weiterteufen. Ende März hatte auch der im Jahr 1858 begonnene
Förderstollen den Schacht erreicht. Damit konnte die Ausrichtung der Grube beginnen.
1871 begann das Abteufen von Schacht 2, da Schacht 1 mit der Wasserhaltung voll ausgelastet war. Am 2. Januar 1876 konnte
die Förderung beginnen. Zuvor war ein Luftschacht zum Abbau von Flöz Flottwell weiter nördlich (12 m) abgeteuft worden.
1863 wurde auch noch der Seilschacht abgeteuft. Er erschloss die im Bereich des Förderstollen anstehenden Kohlen. Ab der
Stollensohle hatte er ein Förder- und ein Fahrtrumm (5,60 x 2,33 m), darüber war er enger (2,14 x 2,51 m). Hier befang sich nur
die Seilführung, die zur Bezeichnung Seilschacht führte. 1881 wurde der obere Teil aufgeweitet, da nun auch die Seilfahrt
für Personen erlaubt wurde.
Schacht 1 ist von ab einer Teufe von 96,6 m (Niveau des Grubenwasserkanals) bis zu 201 m verfüllt, darunter offen; Schacht 2
bis 201 m verfüllt und darunter offen. Schacht 3 ist bis zu einer Teufe von 210 m verfüllt, darunter offen.
Da die Anfahrwege nach Osten immer länger wurden begann am 21. August 1888 2,5 km östlich das Abteufen des Theodorschachts.
Am 29. September 1892 begann die Seilfahrt und am 4. Dezember auch der Betrieb als ausziehender Wetterschacht. Nach einem
Brand der Kaue wurden die Tagesanlagen erweitert. Der Schacht ist komplett verfüllt.
Immer wieder wurden Klüfte mit starker Wasserführung angetroffen. Am 19. Juli 1894 kam es zu einem Einbruch mit einem m³ pro
Minute. Zum Schutz gegen den hier am Rand des kohleführenden Karbons anstehen Zechstein mit sehr großen Klüften war ein
50 m breiter Sicherheitspfeiler stehen geblieben. Man setze ein zwei Meter starke Ziegelsteinmauer in den Querschlag zum
Schacht Theodor. Man plante das Wasser nach und nach Abzupumpen. östlich wurde eine vorhandene Dammtür geschlossen. Am 27.
August brachen aber so große Wassermassen durch die unter der 1. Tiefbausohle liegenden Abbaue ein dass zu Grube bis 2,6 m
über die Sohle anstiegen. Danach soff der gesamte Betrieb bis zu Förderstollensohle ab. Glücklicherweise waren im Flöz
Flottwell schon etwa 150000 t Kohle zum Abbau erschlossen. Der Abbau wurde durch den Flottwell-Hilfsschacht ermöglicht. Er
wurde am 10. Oktober 1894 begonnen und konnte schon am 1. April 1895 den Betrieb aufnehmen. Damit war zumindest der Fortbestand
der Zeche gesichert. 162 Bergleute verloren ihren Arbeitsplatz. Nach dem Abbruch der für die Sümpfungsarbeiten zu kleinen
bestehenden Pumpenanlage und dem Neubau Begann am 9. Dezember 1896 die Sümpfung der Grube. Am 12. September 1898 war die Grube
trotz eines zwischenzeitigen Defekts war die Grube wasserfrei. Die Kosten erreichten knapp 3 Mio. Mark. Insgesamt wurden
etwa 23 Mio. m³ abgepumpt.
1928 ging die Zechenanschlussbahn in Betrieb. Gerade war die 3. Tiefbausohle angesetzt worden. Die Förderung verdoppelte sich in den
folgenden Jahren. Damit wäre der Förderstollen überfördert gewesen.
Nach dem 2. Weltkrieg verlagerte sich der Abbau nach Norden. Die weiten Anfahrten unter Tage erforderten langfristig einen
Seilfahrtschacht. Der Nordschacht wurde bei Mettringen angesetzt, da hier auch viele Bergleute wohnten. 1958 fand die erste Seilfahrt
statt. Ab 1985 war er auch Haupftmaterialschacht. Miit zuletzt 1545 m Teufe war er einer der tiefsten Schächte in Europa.
Er ist bis zu einer Teufe von 194 m verfüllt, darunter für die Wasserwegigkeit weiter offen.
Das Betriebsgelände sollunter dem Motto "Arbeiten, Wohnen, Natur" entwickelt werden. Eine Erschließungsstraße in NW-SE Richtung
wird einen Handwerkerhof und östlich ein Wohnquartier trennen. Das erhaltene Fördergerüst soll der Mittelpunkt des Quartierplatzes
werden.
Wegen der höheren Temperaturen und Methanmengen beiden größeren Teufen wurde von 1962 bis 1965 der Bockradener Schacht
für West- und Ostfeld abgeteuft. Er wurde gegen das Westfeld nach dessen Stilllegung abgedämmt. Zunächst blieb das Abteufgerüst
stehen. Später wurde es durch einen Befahrungshaspel ersetzt. Er ist komplett verfüllt.
Der östlichste Standort war der Morgensternschacht. Er ging als Pachtgrube der Zeche Concordia 1920 erneut in Betrieb.
Als der Schacht 1945 absoff wurde er übernommen. Danach wurde das etwas abenteuerliche Fördergerüst durch einen 28 m hohen gemauerten
Schachtturm ersetzt. Er war Material/(zeitweilig) und Wetterschacht. Dazu kam die Wasserhaltung, die bis zur Stilllegung im
Jahr 1979 betrieben wurde. Im selben Jahr wurde der Schacht verfüllt. Der Schachtturm ist noch vorhanden und als Denkmal eingetragen.
Übersicht Schachtdaten Ostfeld
Schacht |
Teufbeginn |
Betrieb |
Stilllegung |
max. Teufe (m) |
Brikettfabrik |
von der Heydt |
1851 |
1857 |
1885 |
107 |
|
Nebenschacht |
1855 |
1856 |
1859 |
|
|
Förderstollen |
1858 |
1865 |
1928 |
1367 m lang |
1899 - 1928 |
Oynhausen 1 |
1860 |
1867 |
2018 |
415 |
1929 - 1980 |
Oynhausen 2 |
1871 |
1876 |
2018 |
339 |
|
Seilschacht |
1863 |
1872 |
1893 |
142 |
|
Theodor |
1888 |
1892 |
2018 |
602 |
|
Flottwell-Hilfsschacht |
1894 |
1895 |
nach 1920 |
73 |
|
Oynhausen 3 |
1930 |
1932 |
2018 |
868 |
|
Nordschacht |
1955 |
1957 |
2018 |
1545 |
|
Bockraden |
1962 |
1965 |
2018 |
391 |
  |
Morgenstern |
1824 |
1826 |
1872/1979 |
384 |
|
Bergwerk Ibbenbüren maximale Förderung 2.770648 1971
durchschnittlich 1 - 2 Mio. t/a
Westfeld maximale Förderung 1.051184 1973
durchschnittlich 500000 - 900000 t/a
Privatgruben und Notbergbau
In Zeiten von Kohlemangel entstanden wie im Ruhrgebiet zahlreiche Kleinzechen. Hier gab es abweichend ein
umfassendes Pachtmanagement. Da alle Felder im Besitz der Preussag waren konnten Pachtverträge abgeschlossen werden, die
auch eine Regelung zur Renaturierung bzw. dem Abriss der Förderanlagen beinhaltete. Durch die geringe Größe des Reviers war
die Überwachung einfacher und es kam kaum zu wildem Bergbau. Ein Teil der geförderten Kohle wurde mit Pferdefuhrwerken zum Hafen Recke
(im Prinzip nur eine Anlegestelle) am Mittellandkanal transportiert, der Rest direkt zu den Abnehmern im Umfeld. Im Westfeld
wurde überwiegend das bis zu 1,80 m mächtige Flöz Buchholz abgebaut, im Ostfeld dort als Flottwell bezeichnet und das Flöz
Glücksburg
Die Pachtgruben entstanden nach dem ersten und zweiten Weltkrieg. Sie bestanden meist nur wenige Jahre. Die gesamte Förderung
lag in den 1920er Jahren bei 100000 - 200000 t/a, 1921 - 1923 bei 300000 bis 400000 t/a (Maximum 41399 t) bei 77 bis 100 Gruben.
Bis zu 1947 waren es nur noch vier bis sechs Betriebe mit 60000 - 120000 t Jahresförderung. Die Belegschaften lagen anfangs bei
1300 bis 1700 Mann, später bei 300 bis 400 Mann. Von 1948 bis 1952 gab es knapp 30 Pachtgruben. Sie kamen auf 60000 - 110000 t/a.
Danach förderte nur noch die Zeche Neue Mieke. 102 bis 187 Mann förderten 35000 - 45000 t/a.
Die mit Fotos dokumentierten Gruben lagen im Bereich von Westfeld und Ostfeld. Es gab noch weitere am südöstlichen Rand der
Karbonscholle, meist kurzlebige Stollenbetriebe. Die Förderanlagen zeigen einen Überblick von Kohlengräberei, Tagesbau bis zu
moderneren Einrichtungen. Sie entsprechen etwa dem Erscheinungsbild der vielen Kleinzechen im südlichen Ruhrgebiet. Meistens
wurde aus einem im Flöz abgeteuften tonnlägigen (schrägen) Schacht gefördert. Die Förderwagen wurden auf eine einfache
Verladebühne gezogen oder bei größeren Anlagen die Kohle in einem hölzernen Bunker gelagert. Der Antrieb des Förderhaspels
wurde teilweise mit Lokomobilen (fahrbare Dampfmaschinen) bewerkstelligt. Ein Foto zeigt einen Pferdegöpel, der etwa 100
Jahre früher weit verbreitet war.
In der Übersichtskarte sind die Pachtgruben rot eingetragen, der Notbergbau gelb.
Zwei Pachtgruben konnten sich länger halten. Die Alte Mieke wurde 1923 von der Weizenstärkefabrik
Crespel & Deiters aus Ibbenbüren eröffnet. Sie sollte vor allem den Beschäftigten eine Verdienstmöglichkeit bieten,
da 1921/1922 die Mehlversorgung teilweise ausfiel. Gefördert wurde aus einem tonnenlägigen Schacht. 1946 waren die Kohlevorräte
erschöpft. 1948 wurde etwas nördlicher die Neue Mieke eröffnet. Die Kohle wurde in der Kohlenwäsche Püsselbüren aufbereitet.
1963 förderten 120 Mann 37232 t Kohle. Am 1. Juni 1964 war die Stilllegung. Es gab als Anreiz eine Prämie (wie auch im Ruhrgebiet).
Der größte Teil der Belegschacht wurde von der Zeche Westfeld übernommen. Die Zeche lag im Bereich eines Steinbruchs
und hinterließ keine Spuren.
Der zweite Betrieb (Notbergbau) war die Zeche Perm. Sie lag bei Alstedde. In der Nähe befindet sich der noch erhaltene Stollen der
gleichnamigen Eisenerzzeche. Der Zechenplatz von Perm befand sich auf einem aufgeschütten Gelände der alten Erzzeche. Gefördert
wurde ab 1951. Ein zu Tage reichender Bandberg aus dem alten Stollenbereich erschloss die Flöze Glücksburg und
Bentingbank. Es wurden rund 60000 t/a gefördert und per LKW unaufbereitet abgefahren. Am 29. Februar 1960 endete der Betrieb.
Es stehen noch die Ruinen des Kohlebunker und des Trafogebäudes. Im Umfeld hat sich ein Wäldchen entwickelt. Mit Kaufvertag vom
9. August 2011 hat ein Reitverein das Zechengelände daneben käuflich erworben. Es wird an Turniertagen und sonstigen Veranstaltungen
als Parkplatz genutzt. Die alte Waschkaue mit Steigerstube wurde in den Jahren 2015/2016 abgebrochen.
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- Grube Alte Mieke im Jahr 1923
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- Grube Mieke Schacht Hugo im Jahr 1964
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- Grube Alte Windmühle im Jahr 1950
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- Grube Anna im Jahr 1923 mit Förderhaspel
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- Stollen Barbara im Jahr 1923 mit Laderampe
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- Grube Clemens im Jahr 1923 mit Lokomobil als Antrieb
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- Stollen Clemes-Franz im Jahr 1923
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- Grube Concordia Schacht Morgenstern im Jahr 1923
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- Tagebau Friedrich-Wilhelm Morgenstern im Jahr 1923
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- Grube Hektor im Jahr 1923
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- Grube Ludwig im Jahr 1923 mit Pferdegöpel
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- Grube Osmag im Jahr 1923
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- Grube Perm im Jahr 1951 Förderband
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- Tagesanlagen Grube Perm im Jahr 1952, rechts Kohle- bunker und Trafohaus
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- Grube Treppkesberg im Jahr 1923
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- Grube Walter im Jahr 1923
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- Polizeieinsatz im Jahr 1949 gegen wilden Bergbau
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