Eintracht Heinrich in Essen-Überruhr
1809 - 1968
Die relativ kurzlebigen Vorgängerbetriebe konsolidierten 1809 zur Zeche Heinrich. Im Bereich von Überruhr galt
vor der Einführung des Preußischen Bergrechts 1815 die sog. Observanz. Dabei kam es nicht wie üblich zum Erwerb von Berechtsamen,
die juristisch abgesichert waren. Die Kohle gehörte automatisch dem Grundeigentümer und konnte durch ihn abgebaut werden. Die
Folge waren oft Streitigkeiten, da ein Flöz von mehreren Zechen abgebaut werden konnte.
Wolff
1796 aus Hülschenfeld (seit 1755 mit Unterbrechungen in Betrieb) und Wolfsdelle (Flöz 1793 beim Brunnenanlegen
aufgeschlossen) entstanden.
Hoffnung
Abbaubeginn 1798 und ab 1801 Betriebsgemeinschaft mit der seit 1785 fördernden Zeche Wolfsbank.
Sandknapp
Betrieb vermutlich ähnlich wie die schon genannten Zechen, weitere Details unbekannt. Wahrscheinlich auch an der
Konsolidierung beteiligt.
Die neue Zeche förderte zwischen 3500 und 7000 t/a. Ab 1820 lag sie still. Grund war der Streit um Wasserentzug. Als 1826 der
Betrieb wieder aufgenommen wurde waren alle Strecken verbrochen. So wurden nur noch stehen gebliebene Kohlepfeiler abgebaut
und 1829 der Stollen augegeben, da die Genehmigung zum Tiefbau vom Bergamt nicht erteilt wurde. Nach acht weiteren Anträgen
konnte 1845 mit den Vorbereitungen zum Tiefbau begonnen werden.
Direkt an der Ruhr entstand ab 1847 die Schachtanlage Heinrich 1/2/3. Die Betriebsfläche war nicht sehr
groß, da sich die geförderte Kohle nicht zur Koksherstellung eignete und nur Briketts hergestellt wurden. Zu den Schächten
an diesem Standort kamen noch zwei Wetterschschächte im nahegelegenen Deipenbecktal. Von ihnen sind keine Spuren erhalten.
Dasselbe gilt für einige
Tagesüberhauen.
Heute sind fast alle Zechengebäude verschwunden. Eine Halle wird gewerblich genutzt. Im Bereich von Schacht 2 entstand eine
Seniorenwohnanlage mit einem kleinen Park am Standort des Zechenkraftwerks. Der Schacht 3 ist weiter offen und ist Teil der
Zentralen Wasserhaltung der RAG. Stündlich werden rund 2500 m³ gepumpt. Das Wasser ist bis auf einen leicht erhöhten Eisenanteil
von so guter Qualität, dass es von der Stadt Essen als Trinkwasserreserve (im Katastrophenfall) eingestuft wurde. Am verfüllten
Schacht 1 wurden Parkplätze angelegt.
Die Zeche Charlotte grenzte nordwestlich an des Grubenfeld von Heinrich. Mit ihr bestand ein ab 1851 ein
Vertrag, der die Nutzung des Schachts für den Abbau im Ostfeld von Heinrich. Er endete 1910. Heinrich erwarb Charlotte 1929
nach deren Stilllegung und alle mit ihr verbunden Zechen. Die Geschichte der Zeche Charlotte ist typisch für Betriebe südlich
der Ruhr, die aus vielen kleinen Anlagen zusammenwuchsen und immer wieder mit wirtschaftlichen Problemen konfrontiert waren.
Die Zeche Charlotte hatte ähnlich wie die angrenzenden Betriebe eine lange Betriebsdauer, allerdings mit vielen Unterbrechungen
und mehrfachem Neuanfang. Schließlich enstand unter Nutzung des vorhandenen Grubenbaus die Zeche Theodor.
Vereinigte Charlotte
1790 als Charlotte vermutlich Abbaubeginn im Flöz Wilhelmine, das auch andere Zechen abbauten. Nach Streitigkeiten folgte
1791 die Konsolidierung. Selbständig blieb nur Mönkhoffsbank. In dieser Zeit wurde aus mehreren Stollen gefördert, deren
Mundlöcher heute nicht mehr sichtbar sind. Eigentlich sollte mit einer Dampfmaschine der Betrieb ab 1792 auf Tiefbau
umgestellt werden. Die Gewerken verweigerten aber deren Annahme und von 1796 bis 1832 lag der Betrieb still. Ein erster
Schacht soff gleich ab und erst 1835 konnte im neuen Schacht die Förderung beginnen. Ab 1847 bestand eine Pferdebahn
zur neuen Prinz-Wilhelm Bahn. Davor waren die Kohlen über die Ruhr verschifft worden. Der Hafen lag an einem Altarm der
Ruhr und ist heute noch erkennbar.
Die schon erwähnte Zeche Mönkhoffsbank war schon ab 1691 (möglichweise seit 1673) in Betrieb. Bis 1813 lief ein bescheidener
Betrieb. Ab 1839 begann der Tiefbau. Es wurden 10000 - 20000 t/a gefördert. Mit Charlotte bestand eine Kooperation ab 1854.
Die Zeche Mönkhoffsbank soff 1859 fast ab und wurde 1867 stillgelegt. Die ab 1860 übertretenden Grubenwässer wurden schnell zum
Problem für Charlotte. Bis 1910 lief der Betrieb mehr recht als schlecht. Wegen Unwirtschaftlichkeit und veralteter Betriebsanlagen
folgte die Stillegung. Die jährliche Förderung schwankte zwischen 40000 und 90000 t und erreichte mit 109923 t 1896 ihr Maximum.
Das Grubenfeld kam zu Johann Deimelsberg in Essen-Steele.
Charlotte Bergbaugesellschaft
1915 wurde das Grubenfeld neu angepachtet und dazu Feldesteile angrenzender Zechen. Der alte Stollen wurde wiederaufgewältigt und
ab 1916 erneut Kohle gefördert. Bis 1927 wurden jährlich ca. 50000 t gefördert, maximal 61903 t 1926. 1927 folgte die Stilllegung
und 1929 der Kauf durch die Zeche Heinrich.
Vereinigte Charlotte-Steingatt-Prinz Wilhelm
1929 entstanden aus Charlotte Bergbaugesellschaft und Prinz Wilhelm-Steingatt (siehe weiter unten). Die Vorarbeiten mit
Aufwältigen der benötigten Strecken unter Tage, Einrichtung Wasserhaltung und Reduzieren der Zuflüsse aus den still
liegenden Nachbarzechen und Aufräumarbeiten übertage dauerten bis 1934. Dann begann die Förderung im alten Schacht Charlotte, der
jetzt als Theodor 2 geführt wurde. Der neue Hauptschacht Theodor 1 wurde neu geteuft und die Anlage 1935 umbenannt.
Theodor
Als runderneuerte Anlage lief Charlotte als Theodor bis zur Übernahme durch Heinrich 1964. Die Förderung wurde von 1945 bis
1947 untertage wegen Kriegseinwirkungen nach Heinrich transportiert. Ab 1951 kam der ehemalige Schacht Jakob der Zeche Eiberg
zu Theodor. Beim Aufwältigen rutschten 1953 Verfüllberge nach und forderten acht Tote. Ab 1955 konnte der Schacht für Seilfahrt und
Materialförderung genutzt werden.
Die Förderung von Theodor lag bei 400000 - 500000 t jährlich, maximal 576557 t 1954. Ein Wetterschacht (Holthuser Tal) wurde 1951 gemeinsam
mit Heinrich abgeteuft. Er liegt auf dem ehemaligen Betriebsgelände der Zeche Sanbank und ist auch heute noch in Betrieb für die
Wasserhaltung am Schacht Heinrich 3. Die Tagesanlagen von Theodor waren noch lange gewerblich genutzt. 2012 wurde die Renaturierung der
Fläche abgeschlossen. Hier wurde eine Dirtstrecke für Mountainbiker angelegt. Ob sie angenommen wird kann bezweifelt werden, da in
der direkten Umgebung nicht ganz legale "attraktivere" zu vermuten sind.
Von der Zeche Mönkhoffsbank steht noch die Ruine des Schachthauses. Sie befindet sich in einem schlechten Zustand.
Steingatt wurde 1702 erstmals urkundlich erwähnt. Vor 1750 wurde ein Schacht abgeteuft. Dies geschah mit Feuersetzen,
einer uralten Technik und der letzte bekannte Fall im Ruhrgebiet. Das Grubenwasser wurde durch den Glückauf Erbstollen abgeführt. Wahrscheinlich
ist er identisch mit dem Himmelsfürster Erbstollen, da er in den Flözkarten aus dieser Zeit nicht aufgeführt wird. Bis etwa
1838 wurde auch durch den damals 2,2 km langen Stollen mit einer Pferdebahn die Kohle zur Ruhrniederlage transportiert. Ab 1853 befand sich
am Schacht Laura die Förderanlage, nachdem man zum Tiefbau übergegangen war. Das Grubenfeld wurde durch die Übernahme von Nachbarzechen
erweitert.
Vereinigte Henriette
Der Abbau begann schon im 18. Jahrhundert. 1832 ging man zum Tiefbau über. Das auch relativ unbedeutende Zechen technisch auf der
Höhe waren belegt das zweite im Ruhrgebiet benutzte eiserne Förderdrahtseil 1835 statt Seilen aus Hanf- oder Aloefasern. Ab 1861
traten Probleme wegen schlechter Wetterführung und Ruhrhochwasser auf. Ab 1863 wurde auch Eisenerz abgebaut - per Vertrag durch
Vereinigte Himmelsfürster Erbstollen (19500 t bis 1870). 1879 folgte die Übernahme durch Steingatt. Die jährliche Förderung
betrug 30000 - 50000 t/a, maximal 61805 t 1873.
Vereinigte Himmelsfürster Erbstollen
1831 enstanden aus dem seit 1804 aufgefahrenen Himmelsfürster Erbstollen und mehreren kleineren Stollenzechen (s.u.). Er wurde etwa 2,65 km
lang und war der tiefstgelegene im Märkischen Bereich. So führten viele kleine Zechen ihr Grubenwasser darüber ab. Die Fördermenge
lag bei 5000 - 10000 t/a. Wahrscheinlich waren es 1837 maximal 20710 t. Ab 1857 wurde auch Eisenerz gefördert, insgesamt ca. 8000 t.
1888 folgte nach mehereren Unterbrechungen des Betriebs die Stilllegung.
Vereinigte Catharina
Seit 1766 war in Essen-Burgaltendorf die Zeche Catharina in Betrieb. Sie ging später in Altendorfer Tiefbau auf. 1811 kam ein
Teil des Feldes zu Vereinigte Catharina. Dazu kam ein Felderteil der seit 1791 fördernden Zeche Geitling. Bis zur Stilllegung 1842
ruhte die Köhleförderung fast vollständig. Zwischen 1903 und 1927 gab es zwei weitere Abbauphasen unter demselben Namen.
Schmierfuß & Schökenbank
Beide Zechen arbeiteten von 1803 bis 1806 zusammen. Beide sind etwa ab 1794 belegt. 1813 entstand daraus Vereinigung. Der Abbau
lief nur schleppend. 1835 spaltete sich der Betrieb auf. Vereinigung über der Stollensohle führte bis 1842 einen unbedeutenden
Betrieb. Vereinigung unter der Stollensohle förderte im Tiefbau zwischen 7000 und 13000 t/a. Ab 1862 wurde der Betrieb unrentabel.
Er kümmerte mit ca. 100 t/a vor sich hin bis zur endgültigen Stilllegung 1877.
Sandbank
Als Stollenbetrieb 1803 erwähnt und bis 1813 mit Unterbrechungen in Betrieb. Eine weitere Betriebsphase lief von 1831 bis 1834.
Mit den Abteufen eines tonnlägigen Schachts ab 1855 begann die prokuktive Zeit der
Zeche, die 1876 mit der Stilllegung endete. Die Förderung schwankte stark zwischen 10000 und 40000 t/a.
Prinz Wilhelm
Der Kohleabbau im Stollenbetrieb begann mindestens zum Anfang des 18. Jahrhundert. 1846 sollte mit dem Teufen des Schachts Carl
zum Tiefbau übergegangen werden. Der Förderbeginn verzögerte sich bis 1854. Bis zum Einsturz des Schachts betrug die jährliche
Förderung 40000 - 50000 t, maximal 55368 t 1885. 1896 kaufte Steingatt die Zeche. Nach einer letzten Betriebsphase am Schacht Carl
ab 1900 kam 1903 die Stillegung.
Von 1920 bis 1925 wurde der Betrieb unter dem Namen Prinz Wilhelm-Steingatt noch einmal aufgenommen. Dabei wurde die Förderung des
Vorgängerbetriebs wieder erreicht. Ab 1929 lebte der Betrieb als Vereinigte Charlotte-Steingatt-Prinz Wilhelm wieder auf (s.o.).
Die Förderung im Glückauf Erbstollen endete 1886 mit der Einrichtung einer Lokomotivbahn vom Schacht Laura zum Bahnhof Essen-Kupferdreh.
Zwischen 1891 und 1895 ruhte die Förderung fast komplett durch den Einsturz des Förderschachts Laura und der Wiederinstandsetzung. Nach
1900 lebte der Betrieb noch ein letztes Mal auf. Die in den mächtigen Flözen Sonnenschein und Dickebank noch anstehenden Restkohlen konnten
nach der Stilllegung von Altendorfer Tiefbau gewonnen werden. 1901 wurde auch das Fördermaximum von 130882 t erreicht. Sonst waren es
50000 - 100000 t/a. 1903 folgte die Stillegung wegen veralteter Anlagen und hoher Wasserzuflüsse. 1902 hatte die Oberhausener Zeche Concordia
die Zeche gekauft und konnte so ihre Beteiligung am Kohlesyndikat erhöhen.
Etwas nördlich lagen am Holteyer Hafen einige unbedeutende Stollenzechen. Sie bauten Flöze ab, die nur zwischen 40 und 90 cm Kohle führten.
Jährlich wurden weniger als Tausend t gefördert. Dies waren Glückauf Edelbank (1894 -1834), Johann Diederich (1803 - 1813) - danach noch
bis 1846 nur Instandhaltungsarbeiten und Stänkersgatt (1802 - 1832).
Übersicht Schachtdaten
Schacht |
Teufbeginn |
Inbetriebnahme |
Stilllegung |
max. Teufe (m) |
Brikettfabrik |
Heinrich 1 |
1847 |
1849 |
1968 |
409 |
1926 - 1968 |
W-Nord |
1858 |
1858 |
1894 |
52 |
|
W-West (W1) |
1859 |
? |
? |
117 |
|
W2 |
1893 |
1893 |
1902 |
209 |
|
W3 |
1901 |
1902 |
1919 |
309 |
|
Heinrich 2 |
1913 |
1918 |
1968 |
309 |
|
Heinrich 3 |
1957 |
1958 |
1968 |
409 |
|
Charlotte 1 |
1833 |
1839 |
1910 |
290 |
|
W |
1835 |
1837 |
1910 |
122 |
|
Theodor 1 |
1934 |
1935 |
1968 |
1060 |
1936 - 1968 |
Theodor 3 |
1940 |
1945 |
1968 |
441 |
|
Jakob (Eiberg) |
ab 1951 |
|
|
|
|
Holthuser Tal |
1951 |
1952 |
1968 |
400 |
  |
Laura (Steingatt) |
1850 |
1852 |
1903 |
530 (t) |
1892 - 1902 |
Mönkhoffsbank |
1839 |
1842 |
1860 |
157 |
|
Wilhelmine (Henriette) |
1832 |
1834 |
1878 |
143 |
|
Carl (Prinz Wilhelm) |
1852 |
1854 |
1925 |
510 |
|
Sandbank |
1855 |
1858 |
1876 |
465 (t) |
  |
Vereinigung |
1837 |
1840; |
1877 |
256 (t) |
  |
maximale Förderung 965897 t 1966 (nach der Übernahme von Theodor)
durchschnittlich 200000 - 500000 t/a
-
- Heinrich Schacht 1/dd>
-
- Heinrich Schacht 1
-
- Seniorenwohnanlage Heinrich Schacht 2
-
- Heinrich Schacht 2
-
- Heinrich Schacht 3 Rohre der Wasserhaltung
-
- Heinrich Schacht 3 Gerüst
-
- Heinrich Schacht 3 vom Ruhrtal gesehen
-
- Heinrich Schacht 3 Gesamtansicht
-
- Wetterschacht Holthuser Tal
-
- Wetterschacht Holthuser Tal
-
- renaturiertes Gelände Theodor/Charlotte
-
- ehem. Hafen Holtey
-
- Reste der Zeche Mönkhoffsbank (vor dem Wohnnaus)
-
- von Efeu überwucherte Reste der Zeche Mönkhoffsbank
zur Auswahl