Die Zeche Walsum war eine der jüngsten Zechen im Ruhrgebiet. Das Grubenfeld war ursprünglich Teil des
riesigen Feldes von Deutscher Kaiser, das später geteilt wurde.
Vom Teufen des Vorschachts ("Baugrube") 1904 bis zum Beginn des Abteufens dauerte es 21 Jahre. 1926 wurde die Gewerkschaft Walsum
gegründet, benannt nach der Ortslage. 1930 konnte erstmal für den Eigenbedarf gefördert werden, 1936 begann die regelmäßige
Förderung. Nach der Beseitigung von Kriegsschäden wurde um 1950 die volle Förderkapazität erreicht. Bedingt durch die lange
Zeit bis zum vollen Ausbau der Zeche und dem sehr späten Start im Vergleich zu den Nachbarzechen gab es Schwierigkeiten ausreichend
Arbeitskräfte zu gewinnen. Nach dem Krieg setzte man auf ein starkes soziales Engagement wie Gesungheitsvorsorge, den Bau von drei
Lehrlingswohnheimen oder zehn Selbstbedienungsläden in den Zechensiedlungen. Die sehr gute Vergütung ("Erziehungsbeihilfe") So
wurden Anwerbekampagnen ein Erfolg. Es kamen Lehrlinge von weit her (u.a. aus Weiden in der Oberpfalz, Cochem oder Limburg).
Von den ersten angeworbenen Italienern kamen 1957 216 nach Walsum.
Bis zur Stilllegung lag die Förderung immer über 2 Mio. Jahrestonnen. Die Zeche hatte als einzige einen eigenen Hafen am Rhein.
1952 wurde das heute noch betriebene Kraftwerk gebaut, das den Absatz der anstehenden Gas- und Gasflammkohlen garantierte. Die
zum Verkoken geeignete Fettkohle steht erst in größerer Tiefe an. Daher wurde keine Kokerei gebaut. Bei einem Grubenbrand
starben 1941 sechs Bergleute, bei einem Unglück mit der Einschienenhängebahn 1969 drei. Ansonsten lief der Betrieb sicher ab.
Die Geologie der Lagerstätte
In den Jahre 1966/67 wurde ein Abbauversuch mit Auger Mining unternommen. Das Verfahren
stammt aus dem amerikanischen Kohletagebau. Damit wurden in den Steilkanten Flöze parallel abgebohrt und zusätzliche Mengen Kohle
gewonnen. Auf er Zeche Graf Bismarck hatte es ab 1964 erste Abbauversuche gegeben (wegen der Silllegung 1966 nicht fortgesetzt).
Die Ergebnisse auf Walsum waren mäßig. Die vorgehenen Bohrungen bis 50 m Länge wurden nur zu 13% erreicht. Gebirgsdruck
ließ die etwa 50 cm breiten Rippen zwischen den Bohrlöchern einbrechen und Abweichungenen von der Bohrrichtung waren die Gründe.
Probleme machten dazu die Methanausgasungen, da die Bohrlöcher nicht bewettert werden konnten. Etwas günstiger waren Ergebnisse
auf der Zeche Lohberg bis 1973. Dies galt nur für schon aufgefahrene Abbaustrecken. Weitere Versuche gab es nicht da sich
die Entwicklung zur schneidenden Gewinnung mit Walzenschrämladern und automatisiertem Schildausbau stark beschleunigte.
Das Grubenfeld wurde 1953 deutlich erweitert und reichte bis nördlich von Dinslaken und westlich unter dem Rhein bis nach Rheinberg.
1981 wurde noch ein nördlich anschließenes Feld angepachtet. Damit ergab sich das Problem von möglichem Rheinhochwasser durch
Absenkungen beim Abbau. Ein Sicherheitspfeiler unter dem Rhein kam nicht in Frage, da das Umland dann unter das Flussniveau
gesunken wäre. So wurden die Deiche kontinuierlich erhöht, obwohl mit Bergeversatz gearbeitet wurde. Diese Problematik bedingte
letzlich auch die vorgezogene Stilllegung. Der im Jahr 2000 vorgelegte Rahmenbetriebsplan sah den Betrieb bis 2019 vor. Eine
Bürgerinitiative klagte erfolglos gegen den Plan (Deichproblematik). Die Städte Dinslaken und Voerde thematisierten die
Gefährdung des Trinkwassers und hatten damit Erfolg.
Eine Kurosität sei hier noch vermerkt. Zu Beginn des Ruhrbergbaus waren viele Adlige engagiert. Bei Walsum war es bis zur
Eingliederung in die RAG erst Dr. Heinrich Baron Thyssen-Bornemisza und später sein Sohn Hans-Heinrich Eigner der zum Familienbesitz
gehörenden Zeche. Damit war der Adel quasi bis zum Ende des privaten Bergbaus im Ruhrgebiet immer dabei.
Schacht | Teufbeginn | Inbetriebnahme | Stilllegung | max. Teufe (m) |
1 (Franz) | 1928 | 1930 | 2008 | 913 |
2 (Wilhelm) | 1930 | 1936 | 2008 | 913 |
Voerde | 1981 | 1987 | 2008 | 1060 |
Rheinberg | 1988 | 1992 | 2008 | 1140 |
Wehofen 1 | 1910 | 1913 | 1928 | 994 |
Wehofen 2 | 1909 | 1914 | 1928 | 466 |
Rheinpreußen 8 | ab 1994 | |||
Rheinpreußen 9 | ab 1994 |
maximale Förderung 3.3888866 t 1982
durchschnittlich 2 - 3 Mio. t/a
Die langen Wege unter Tage zu den Abbaubetrieben führten am Niederrhrein schon ab den 1960er Jahren zu
neuen Transportmitteln. Die Anfahrt gehörte zur Arbeitszeit. Mit dem Aufkommen von Bandförderanlagen konnten die Bänder in
einigen Bereichen auch zur Fahrung genutzt werden. Dabei gab es Sicherheitsvorschriften und Lichtschranken für den automatischen
Stop beim Überfahren der freigegebenen Abschnitte.
Daneben gab es in steileren Bereichen und bei stark kurvigen Strecken Systeme wie die Schmalspurbahnen. Diese wurden
ursprünglich für Materialtransporte entwickelt, dienten später auch dem Personentransport. Am Niederrhein und im nördlichen
Ruhrgebiet wurden überwiegend Personenzüge eingesetzt. In den letzten Betriebsjahren gab es kaum noch neue Gleisanlagen. Es kamen nun
auch busartige Straßenfahrzeuge zum Einsatz.
Zu Personenbeförderung und Augermining folgen hier einige Fotos.