Schachtsanierungen sind schon lange ein immer wieder aktuelles Thema. Der heute übliche Standard wurde
erst im letzten Drittel des letzten Jahrhunderts erreicht. Davor wurde alles was an Material vorhanden war (Halden, Schlacken
bis zum Abbruchschutt) zum Verfüllen der stillgelegten Schächte genutzt. In der Regel wurde der gesamte Schacht verfüllt.
Mit den noch verbliebenen Einbauten wie Spurlatten oder Rohren der Wasserhaltung, die nur teilweise ausgebaut wurden. Die
Füllsäule war somit sehr inhomogen und Sackungen, durch von Anfang an bestehende Hohlräume, zwangsläufig. Durch das im
Stillstandsbereich steigende Grubenwasser wurde zudem feineres Material in der Säule mobil. Wenn dies gleichmäßig erfolgte
konnte durch Nachverfüllen ein stabiler Zustand erreicht werden. Das war nicht immer der Fall wie spektakuläre Ereignisse
Bergschaeden zeigen.
Bei Verfüllungen etwa ab den 1960er Jahren wurde immerhin auf die Fließfähigkeit des Materials geachtet. Dies war auch beim
nach 1967 verfüllten Schacht Lothringen 4 der Fall. Es wurde trotzdem eine Sicherungsmaßnahme durchgeführt wie in den letzten Jahren
bei vielen voll verfüllten Schächten. Dabei wird ein etwa 10 - 30 m mächtiger massiver Betonpfropfen eingesetzt. Davor lag i.d.R.
nur eine Betonplatte auf der Schachtöffnung. Üblich ist heute das Einbringen eines Betonpfropfens im Niveau der Karbonoberfläche
mit darüber liegender Verfüllung, damit das Grubenwasser darunter frei zirkulieren und an den Wasserhaltungen gehoben werden
kann. Somit kann auch kein Verfüllmaterial in die Strecken ausfließen. Trotz des Setzens von Dämmen oder zu Bruch Schießen
der Füllorte ist dies bei Komplettverfüllung nicht ganz auszuschließen.
Dazu folgen hier zwei Beispiele. Im Fall der Bochumer Zeche Constantin der Große sind alle während der Betriebszeit stillgelegten Schächte komplett verfüllt worden. Bei der Zeche Erin in Castrop-Rauxel sind die zuletzt bestehenden Schächte nur im Deckgebirge verfüllt, wie es dem heutigen Standard entspricht. Das Verfahren wird kohäsive Verfüllung genannt, da das verwendete Material durch Kohäsion zusammenhaftet.
Bei der Sanierung Lothringen 4 war es besonders leicht Fotos der Arbeiten aufzunehmen, da der Schachtkopf frei zugänglich ist und der Bauzaun direkt an der Baugrube stand. Normalerweise kommt man nicht so nah an die Baustelle heran. So kann hier eine detaillierte Dokumentation einer Schachtkopftsicherung gezeigt werden. Diese Routinemaßnahme hat wenig mit den weiter südlich auftretenden Tagesbrüchen zu tun. Leider scheint die RAG mit etwas übertriebenen Sicherheitsregeln unnötig für Gerüchte von Gefahren zu sorgen. Die Standsicherheit von Schächten wie Lothringen 4 ist immer gegeben. Wenn wie im Mai 2015 Absackungen der Füllsäule beim Schacht Friedrich Thyssen 4 in Duisburg um 15 m bekannt werden sollte eine kurze Erklärung dazu alle Spekulationen beenden, da leider in der Presse ein oft unglaubliche Ahnungslosigkeit in Bezug auf den Altbergbau herrscht.
Begonnen wurde mit dem Freiräumen der Schachtscheibe und dem Umfeld. Dabei wurde die Fläche für die Ablagerung
des ausgebaggerten Materials mit Folien unterlegt, um mögliche Kontaminierungen zu vermeiden. Danach wurde die alte Abdeckplatte
entfernt und eine etwa vier Meter tiefe Baugrube ausgehoben. Der gemauerte Schacht wurde bis auf dieses Niveau abgetragen. Für
die Erleichterung der weiteren Arbeiten wurde eine Bodenplatte betoniert.
Gleichzeitig erfolgte die Aufstellung eines Baukrans und die Anlieferung der Arbeitsmittel wie ein Befahrungskorb und die Lutte
mit dem Bewetterungsgebläse. Bei diesem Schacht waren Ausgasungen nicht zu erwarten, aber die Sicherheit steht immer an erster
Stelle.
Die zweite Phase war das Ausbaggern der Füllsäule bis auf etwa 30 Meter. Zur Begutachtung kam dabei immer wieder der Befahrungskorb zum Einsatz und die Belüftungslutte. Neben dem feinkörnigen Füllgut kamen hauptsächlich Spurlatten zu Tage und Rutschenteile aus der Verfüllungsphase. Das Material wurde für die spätere Entsorgung vorsortiert gelagert. Gegen Ende des Ausbaggern wurden die benötigten Einbaumaterialien angeliefert. Dies waren die vormontierten Armierungen wie bei Pfahlgründungen benutzt, die Ringe für den Revisionschacht und das Füllmaterial. Dazu kamen die Armierungseisen zur Stabilisierung.
Die dritte Phase war das Verfüllen mit Beton und gleichzeitiges Einziehen der Schachtringe. Die etwa 14 Meter langen Armierungen wurden in zwei Schritten eingebaut.
Die nächste Phase war die Betonierung der Abdeckplatte. Hier war die Baustelle nicht mehr von einer zu konventinellen zu unterscheiden, auf der ein Betonfundament gegossen wird.
Als Abschluß wurde die mit einer Folie gegen Wurzeln abgesicherte Platte mit Erde überkippt und der obere Teil des Revisionsschachts mit der Nachfüllöffnung aufgesetzt. In einigen Jahren wird nur noch der Deckel und der Baumkreis einen Hinweis auf den Schacht geben, da hier keine Protegohaube nötig ist.