Zeche Möller in Gladbeck-Schultendorf
1895 - 1967
Die Gesellschaft für Mutungsbohrungen Gladbeck wurde 1870 gegründet und erbohrte fast alle Fundflöze der späteren
Zechen in Gladbeck. Sie gehörte damals August Thyssen, der seine Aktivitäten ins mittlere Ruhrgebiet ausweiten wollte. So erhielt
die neue Schachtanlage den Namen Gladbeck. Ein Teil der Felder wurde 1873 und 1888 an die spätere Nachbarzeche Graf Moltke verkauft.
1902 kaufte der preussische Staat die Schachtanlage Vereinigte Gladbeck. Die Schächte 1/2 erhielten den Namen Möller
nach dem damaligen Minister für Handel und Gewerbe, die Schächte 3/4 den Namen Rheinbaben nach dem damaligen Düsseldorfer
Regierungspräsidenten. Von 1935 bis 1966 lief der Betrieb getrennt. Nach der erneuten Zusammenlegung kam wegen der Kohlekrise der
Silllegungsbeschluss, obwohl die Anlage hochmodern war und ab 1963 16 Mio. DM investiert worden waren. Es war auch der Aufschluss
der Kohlevorräte der Gelsenkirchener Zeche Scholven (1963 stillgelegt) geplant, wurde aber zu Gunsten der weiter östlich gelegenen
Zeche Westerholt wieder verworfen. Alle Anlagen gehörten zur Hibernia AG. Proteste der Stadt Gladbeck und der Gewerkschaft blieben ohne
Erfolg und 1967 kam des Ende.
Größere Unglücke ereigneten sich nicht. 1920 explodierten über Tage Gasflaschen, wobei fünf Bergleute starben. 1939 gab es fünf Tote
bei einem Grubenbrand (jeweils auf Möller).
1895 begann das Abteufen des ersten Schachts, der nach dem Eigentümer Thyssen genannt wurde. Es folgte ein Jahr
später Schacht 2. 1897 soff Schacht 1 in eine Teufe von 306 m ab. Durch den Wassereinbruch konnte erst ab 1897 weiter abgeteuft
werden und 1901 begann die regelmäßige Förderung. Der ebenfalls abgesoffene Schacht 2 wurde ab 1900 weiter abgeteuft. 1902 kaufte
der peussische Staat die Anlage und die Schächte 1/2 wurden als Möllerschächte weiter betrieben (s.o.). Sie bewirkten
zusammen mit der südlich gelegenen Zeche Graf Moltke den Aufstieg des Dorfes Gladbeck zur Stadt. Wie bei fast allen Ruhrgebietsstädten
wurde die Monostruktur (neben dem Bergbau kaum andere Industrie) zu einer schweren Hypothek nach dem endgültigen Ende der Zechen
zu Beginn der 1970er Jahre. 1940 wurde die eigenständige Förderung eingestellt (wohl wegen des Brands 1939) und die Kohle unter
Tage nach Rheinbaben geliefert. Später wurde dies zurückgenommen. Auf dem ehemaligen Betriebsgelände hat sich ein Gewerbegebiet mit
einem guten Branchenmix entwickelt.
Ab 1949 versuchte die Hibernia AG neue Absatzmöglichkeiten für die Kohle zu erschließen. Bis 1956 wurde ein Kraftstoff aus Benzol
und Alkohol hergestellt ("Alkozol"), der sich in den Jahren nach dem Krieg, in denen Benzin rationiert war und nur auf Bezugsschein
erhältlich war gut verkaufte. Mit der Öffnung der Märkte für das Erdöl wurde das Produkt zu teuer und die Produktion eingestellt.
Von den Zechengebäuden blieben Werkstätten und Fördermaschinengebäude erhalten, die sich als längere Gebäudefront präsentieren. Daneben
sind Reste der Zechenmauer und Verwaltungsgebäude am ehemaligen Zecheneingang erhalten und ein Teil der Kohleaufbereitung. Ein Turm
der Landabsatzanlage am Bahnhof Gladbeck-West steht noch ohne neue Funktion. Die beiden Schächte sind an Revisionsdeckeln zu erkennen
und liegen auf Betriebsgelände. Schacht 1 liegt auf dem Betriebshof einer Baufirma, Schacht 2 auf dem Lagerplatz für Bauschutt.
Als eigenständige Anlage lag die Förderung bei 500000 - 700000 t/a mit dem Maximum von 759274 t 1941.
Die nach dem Grubenfeld zuerst Professor benannte Anlage 3/4 erhielt später die Bezeichnung Rheinbaben. Sie
wurde in der getrennten Betriebsphase ebenso wie die Möllerschächte immer auf dem aktuellen Stand der Technik gehalten und übernahm
1946 eine Zeit lang die Förderung von Möller, wo sehr starke Schäden durch Bombenangriffe im 2. Weltkrieg eine Förderunterbrechung
bewirkten. Von den Zechengebäuden ist nur wenig erhalten, hauptsächlich Verwaltungsgebäude am Zecheneingang. Alle Anlagen für Förderung
und Aufbereitung sind abgetragen worden.
Fast das komplette Betriebsgelände ist gewerblich genutzt und nicht frei zugänglich. Es soll auch keine Spuren der Schächte geben.
Die Vestischen Straßenbahnen unterhalten seit Juli 1978 auf der restlichen Fläche ein zentrales Busdepot. Durch einen technischen
Defekt kam es am ersten Weihnachtstag 2011 zu einem Großbrand, der mit mehr als 68 Fahrzeugen ein Viertel der Busflotte vernichtete, der
Sachschaden lag bei 17 Mio. €.
Ab 1968 waren die Rheinbabenschächte noch bis 1972 als Wetterschächte für die Essener Zeche Mathias Stinnes in Betrieb.
Als eigenständige Anlage lag die Förderung bei 600000 - 900000 t/a mit dem Maximum von 1.076328 t 1943.
In der Mitte zwischen den beiden Schachtanlagen befand sich der gemeinsame Wetterschacht Rheinbaben 5 und
daneben die Zechenverwaltung, deren verfallene Gebäude Ende der 1970er Jahre abgerissen wurden. Über dem Schacht in einer verwilderten
Waldfläche steht eine Protegohaube. Dieser Schacht war noch bis 1980 als Wetterschacht zuerst für Zechen Jacobi/Haniel und später Prosper
in Betrieb, die von Bottrop aus auch Restkohlen abbauten.
Übersicht Schachtdaten
Schacht |
Teufbeginn |
Inbetriebnahme |
Stilllegung |
max. Teufe (m) |
Kokerei |
Möller 1 (Thyssen) |
1895 |
1901 |
1967 |
797 |
1908 - 1929 |
Möller 2 |
1896 |
1901 |
1967 |
797 |
|
Rheinbaben 3 (Professor) |
1997 |
1902 |
1967 |
598 |
1912 - 1928 |
Rheinbaben 4 |
1899 |
1902 |
1967 |
785 |
|
Rheinbaben 5 |
1914 |
1918 |
1980 |
810 |
|
maximale Förderung 1.830916 t 1913
durchschnittlich 1,2 - 1,3 Mio. t/a
Auf beiden Anlagen gab es zeitweise Seilbahnen für den Kokstransport. Hier kamen für das Ruhrgebiet untypische
Kabelseilbahnen zum Einsatz. Details dazu unter Seilbahnen.
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- Schacht Möller 1 2012
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- Schacht Möller 1 2012
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- Fördermaschinengebäude
Schacht Möller 1
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- Schacht Möller 2 2012
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- Schacht Möller 2 2012
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- ehemaliger Landabsatz Möller
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- Reste der Kohlenwäsche
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- Fördermaschinenhäuser von Schacht 1 und 2
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- Restgebäude Möller
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- Restgebäude Möller
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- Zechenmauer Möller
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- ehemaliger Zecheneingang Möller
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- Rheinbaben 3/4 1958
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- Restgebäude Rheinbaben 2012
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- ehemaliges Zechentor Rheinbaben
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- Rheinbaben 5
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- Rheinbaben 5
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- Rheinbaben 5
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