Zeche Mansfeld in Bochum-Langendreer
1854 - 1963
1875 enstand die Zeche Mansfeld durch Fusion der beiden Anlagen Colonia und Urbanus. Sie
erhielt ihren Namen von dem neuen Eigentümer (Mansfeldsche Kupferschiefer bauende Gewerkschaft zu Eisleben), der im
Mansfelder Revier südlich des Harzes tätig war und Kohle für ihre Hüttenbetriebe benötigte. Dort wurde seit dem 13. Jahrhundert
Bergbau betrieben. Das abgebaute Kupferschieferflöz war nur 30 - 40 cm mächtig uns enthielt auch Silber. Bis 1990 lief der Abbau
ins Mansfeld, 1995 wurden auch die Nachbarbergwerke stillgelegt. Seit 2008 wird die Lagerstätte neu erkundet und bei Spremberg
soll mittelfristig wieder ein Abbau stattfinden.
Die ältere Anlage Urbanus baute schon seit 1715 im Stollenbetrieb Kohle ab. Der Hauptschacht der Tiefbauanlage war
tonnlägig. Zum Betrieb gehörten mehrere Wetterschächte, die keine sichtbaren Spuren hinterlassen haben. Dasselbe gilt für die
zahlreichen Schächte des früheren Stollenbergbaus.
In den ungünstig gelegenen Feldteilen blieben viele Flöze unverritzt. Daher bauten
mehrere Kleinzechen nach dem 2. Weltkrieg in diesen Bereichen Kohle ab.
Zusammen mit den Zechen Vollmond und Bruchstraße war Mansfeld Auslöser für die städtische Entwicklung des
Dorfes Langendreer. Neben dem Bahnhof entstanden ein Teerpappenwerk und die Westfälischen Drahtwerke als bedeutendste Arbeitgeber.
Die Zeche Mansfeld betrieb mehrere Seilbahnen, die in dem früher kaum bebauten Gebiet zwischen Langendreer und Querenburg
auffällige Landmarken darstellten (mehr dazu unter Seilbahnen). Die
längste war 3 km lang von Schacht 5 nach Schacht 4 und wurde ab 1921 betrieben. Unter Tage lange bestand keine Verbindung
und wegen der Topografie war ein Gleisanschluss zu teuer. Etwas später kam eine Seilbahn für den Bergeversatz dazu. Die Halde
der Zeche Vollmond wurde abgetragen und mit der Bahn zu einer Umladestation gebracht. Ab 1925 wurde die neue Kläranlage am
Ölbach gebaut. Den Bodenaushub brachte eine dritte Seilbahn zum Schacht 5, später auch Klärschlamm für den Versatz. Alle
Bahnen wurden spätestens bis zum Anfang der 1950er Jahre abgebaut.
Neben einigen Grubenbränden ohne Personenschaden ereigneten sich zwei Schlagwetterexplosionen (1909 - fünf Tote und 1917 - 13 Tote).
Am 15. Januar 1945 kamen bei einem Luftangriff 61 Personen über Tage um.
Mansfeld
Das Abteufen von Schacht 1 gestaltete sich sehr schwierig, da er in einem ehemaligen Flussbett der Ruhr liegt.
Die hier abgelagerten Gerölle und Sande (Ruhrgrand) sind stark wasserführend. Dies führte auch zu Wassereinbrüchen beim Teufen und später
beim der Kohlegewinnung. Daher wurde auf den Abbau der obersten Flözpartien verzichtet. Erst nach 17 Jahren konnte die Förderung aufgenommen
werden. Nach der Mutung erhielt der Schacht den Namen
Colonia. Da kaum noch
Kapital vorhanden war wurde die Zeche 1872 an die "
Deutsche Aktiengesellschaft für Bergbau, Eisen- und Stahlindustrie" in
Berlin verkauft. Auch diese hatte mit Wasser und zusätzlich starken Methankonzentrationen zu kämpfen und schon 1875 kam es zum Verkauf
an die
Mansfelder Gewerkschaft. Diese wollte langfristig für ihre Hütte bei Eisleben die Koksversorgung sichern. Die Kokerei
war immer das profitable Standbein der Zeche
Mansfeld, die 1876 aus der Fusion mit
Urbanus entstand. Der besonders grobstückige
Koks wurde von Gießereien stark nachgefragt, da er vollständig verbrannte und die relativ geringe Oberfläche weniger unerwünschte
Reaktionen in den Schmelzöfen erzeugte. Die Verbrennungstemperatur lag niedriger als bei kleinkörnigem Koks, wodurch die eingeblasene
Luft weniger stark vorgewärmt werden mußte. Als eine der wenigen Kokereien im Ruhrgebiet wurde bis zur Stilllegung fast komplett
ohne größere Automatisierung gearbeitet und der Koks mit Schläuchen abgelöscht statt wie üblich in einem Löschturm. So war auch
die Belastung durch Abgase und Staub deutlich höher.
Schon 1872 sollte mit dem Abteufen von Schacht 2 die Wetterführung verbessert werden. Die bisher erschlossenen Flöze waren tagesnah sehr
gasreich. 1875 begannen die Teufarbeiten. Schon bei 17 m Teufe waren Wasser- und Schwimmsandeinbrüche nicht beherrschbar. Der
Schacht wurde aufgegeben und verfüllt. Die genaue Lage ist nicht bekannt, wahrscheinlich lag er im Bereich der A43 auf halber Höhe
des Ümmiger Sees.
1897 wurde 100 m südlich von Schacht 1 der Schacht 4 abgeteuft, der 1934/1935 zum Hauptförderschacht umgebaut wurde. Sein
Stahlkastengerüst war eine weit sichtbare Landmarke und wirkte besonders imposant, da es direkt neben Wohnbebauung stand.
Nach der Stilllegung wurde das Zechengelände bis auf die umgenutzten Lehrlingswerkstätten komplett abgeräumt und für Gewerbebetriebe
erschlossen. Der Schacht 1 mit seiner Protegohaube liegt eingezäunt auf dem Gelände eines Betriebs, der Papier recyclet, Schacht 4
mit Protegohaube auf einem Garagenplatz an der Geheimrat-Leuschnerstraße, wo im Bereich des
Landabsatzes Wohnbebauung entstand. Die Schachtscheibe ist an der Betonabdeckung
zu erkennen. Am Anfang der Straße steht seit 1986 ein Denkmal. Es stellt einen stilisierten Bergmann ("Kamerad Martin") in
Festtagsuniform dar. Er war auch das alte Firmenlogo. An den Schacht 4 mit der Schachthalle erinnert ein Modell. Es steht in
einem Kreisverkehr in der Ümminger Straße.
Als Ersatz für den aufgegebenen Schacht 2 wurde mit langer Verspätung ab 1885 der Schacht 3 südlich von Schacht
1/4 abgeteuft. Bis dahin standen mit dem Durchschlag mit Urbanus ausreichend Frischwetter zur Verfügung. Die Verbindungsstrecke
wurde durch Wassereinbrüche zeitweilig unterbrochen und kleine Grubenbrände machten einen weiteren Schacht nötig. Durch die
schlechte Konjunktur der späten 1870er Jahre verzögerte sich das Abteufen. Der Schacht wurde auch für Seilfahrt und Materialförderung
(i.w. Grubenholz) genutzt. Die Versorgung mit Bergematerial für den Versatz erfolgte eine Zeit lang über eine Pferdeschleppbahn.
Nach der Stilllegung wurde das Betriebsgelände in den Grünzug längs des Langendreerer Bach eingebunden und zum Teil von der
Adam Opel AG mit Werkswohnungen bebaut. Der Schacht ist mit einer Betonplatte verschlossen und liegt eingezäunt in einer Vertiefung
neben der Rüsselsheimer Straße, die nach dem Hauptstandort von Opel benannt wurde.
Mit den Schächten 5 und 6 sollte das westliche Grubenfeld von Urbanus erschlossen werden. Da nach dem
Anschluß an Mansfeld unter Tage keine direkte Verbindung durch einen Querschlag mit dem eigenen Grubenfeld bestand wurde
eine Seilbahn zur Anlage 1/4 mit der Aufbereitung gebaut, die bis Ende 1943 in Betrieb war. Schacht 5 ging 1902 in Betrieb.
Es zeigte sich schnell, dass die Flöze sehr stark gestört waren. Die Anlage wurde nur mit den nötigsten Gebäuden (Kaue, Büro, 1
Werstatt) ausgestattet und blieb eine Nebenanlage. Der Schacht 6 wurde 1923 bis zur ersten Sohle (121 m) abgeteuft, aber wegen
der Wirtschaftslage nicht genutzt und abgedeckt.
Unter Tage bestand ab 1944 ein Rüstungsbetrieb (Ruhrstahl AG). Dafür wurde der Schacht 6 als Zugang geöffnet. Produziert wurde
Spanndraht für den Flugzeugbau. Die Räume unter Tage wurden 1947 durch eine Sprengung unbrauchbar gemacht.
Heute ist das frühere Betriebsgelände im Technologiequartier der RUB aufgegangen und völlig überbaut. Die beiden Schächte haben
Revisionsdeckel und wurden für die Sicherung (Ende 2012) saniert, da sie im Baustellenbereich eines neuen Gebäudes lagen. Die
Revisionsöffnungen liegen an einer Zufahrt und im Grünbereich.
Der Schacht 7 wurde ab 1953 abgeteuft. Einziger Grund war der Kohlenmangel nach dem 2. Weltkrieg. Dazu
hatte die Zeche
Mansfeld 1952 die Kleinzeche
Urbanus I im Feld Urbanus angelegt. Ihr tonnlägiger Schacht wurde
bis 60 m Tiefe im hier noch anstehenden Flöz Sonnenschein abgeteuft. Dazu kam ein 48 m tiefer Wetterschacht. Er wurde nach
dem Abteufen von Schacht 7 überflüssig. Das beim Abteufen anfallende Gestein wurde über ein
Bergerollloch gleich als Versatz für die Kleinzeche genutzt.
Ab 1956 wurde die Kohle, die bisher per LKW zur Aufbereitung am Schacht 4 gebracht wurde über einen neuen Querschlag zum
Schacht transportiert. Die Förderung lag bei 30000 - 40000 t/a mit dem Maximum von 52031 t 1961. Im Oktober 1962 endete
der Betrieb. Heute ist die Betonabdeckung der Schachtscheibe sichtbar. Dort steht ein Hinweisschild und die Skulptur eines
Bergmanns.
Auf einem Parkplatz daneben liegt der Revionsionsdeckel des Schachts Urbanus I. Der Bereich um das Bergerollloch ist eingezäunt.
Möglicherweise besteht dort Tagesbruchgefahr. Ende 2012 war hier eine kleine Vertiefung erkennbar.
Urbanus
Die Zeche
Urbanus lag im Süden von Langendreer nahe der Stadtgrenze zu Witten. Sie hatte daher auch einen
Anschluss an den
Gesellschaftsstollen, der das Grubenwasser von Stollenzechen in Witten-Heven abführte. Frühester Abbau ist
ab 1715 belegt. Die erste Anlage war der
Victor Friedrich Stollen, der am Ölbach in der Nähe von Haus Heven lag. Er wurde
1750 nach dem Anfahren eines Quellgrundes überflutet und aufgegeben. Er hatte eine Länge von etwa 600 m. Die mit
Victor-Friedrichsbank benannte Zeche versuchte ab 1782 den Stollen noch einmal als Erbstollen zu betreiben, doch ohne Erfolg,
da ab 1783 weiter südlich der
Urbanus Erbstollen angesetzt wurde. Er ermöglichte bis 1805 den Abbau über der Stollensohle und
hatte bis dahin eine Länge von 1110 m erreicht.
Danach gab es massive Probleme, da die über Querschläge erschlossenen Flöze wegen der hier angetroffenen
Störungzone ("Satanella-Wechsel") endeten oder sehr verdrückt waren. Erst
als 1814 der
Gesellschaftsstollen das Feld Urbanus erreichte, kam eine normale Förderung wieder in Gang. Der verbrochene
Stollen führt auch heute noch Grubenwasser ab, das über ein Rohr in den Schönungsteich der Kläranlage am Ölbach fließt.
Bis zum Abteufen des
tonnlägigen Schachts Friedrich Wilhelm wurde aus zahlreichen
kleinen Schächten gefördert. Ab 1840 bestand eine Pferdebahn zur Kohlenniederlage an der Ruhr. Der weiter genutzte Schacht
Heinrich wurde 1850 Wetterschacht. Ab 1870 wurde eine Kokerei betrieben. 1876 folgte der Verbund mit
Colonia zu
Mansfeld und
Friedrich Wilhelm wurde Wetterschacht. Eine geringe Menge Kohle wurde für die Eigenversorgung weiter gefördert. Danach kam
es zu mehreren Unglücken, die zur Stilllegung führten. Im Januar 1879 brach die veraltete Wasserhaltungsmaschine und der Betrieb
wurde nach dem Setzen von Wasserdämmen ausgesetzt, da Ersatzteile fehlten. Im April brannte das Schachtgebäude ab. Erst 1880
kam der Betrieb wieder in Gang. 1882 gingen mehrere Bauabteilungen zu Bruch und 1885 gab es wieder einen Ausfall der Wasserhaltung.
1887 folgte ein Grubenbrand. 1904 wurde der Betrieb, der 1892 nur noch 100 Mann stark war endgültig eingestellt. Zuletzt
waren es 47 Mann. Der Kauf bzw. das Anpachten benachbarter Grubenfelder ab 1887 hatte nicht den gewünschten Erfolg, da die
hier anstehenden Flöze kaum bauwürdig waren.
Das Schachtbebäude wurde abgerissen und die Nebengebäude bis 1968/69 als Wohnungen genutzt. Heute liegt im Umfeld eine Wohnsiedlung.
In einem Vorgarten am Bieberweg liegt der Revisionsdeckel des verfüllten Schachts. Von den zahlreichen Stollenschächten und
den später geteuften Luftschächten haben sich keine Spuren erhalten.
Der Schacht meldete sich am 28. August 1964 noch einmal zurück. Er stürzte ein. Kurz davor hatten sich noch ein Handwerker und ein
Kind im Schachtbereich aufgehalten. Im Vorgarten des Hauses Urbanusstraße 30d tat sich ein Loch auf (6 m x 3 m). Die Verfüllung
des Schachts, der offensichtlich keine Betonabdeckung hatte war bis in etwa 120 Tiefe abgesackt. Der Schacht wurde noch in der Nacht
mit ca. 3500 t Material neu verfüllt und erhielt später eine Betonabdeckung.
Billigkeit
Am Anfang des
Gesellschafts-Erbstollen lag die Zeche
Billigkeit. Nach der Mutung 1766 fand nur ein geringer Abbau bis
1796 statt. Ab 1800 brachte der Erbstollen eine größere Bauhöhe und ein neuer Förderschacht wurde abgeteuft. Eine wirtschafliche
Verbesserung blieb aus und im Februar 1819 kam die Stillegung. Von 1863 bis 1886 baute die Nachbarzeche Helena noch anstehende
Vorräte ab, jährlich 6000 - 15000 t, maximal 17427 t im Jahr 1867. 1889 begann ein neuer Abbau. Die Eigenständigkeit endete fast
sofort durch die Übernahme durch
Helene-Nachtigall Mitte 1891.
Halter
Südlich von
Urbanus lag die Zeche
Halter. 1836 wurde ein Geviertfeld verliehen und nicht wie noch oft üblich ein
Längenfeld wie bei
Billigkeit. Dort war der Verlauf des verliehenen Flözes grob bekannt und auch nur dieses (meist auch
ein oft dünneres Nebenflöz durfte abgebaut werden.
Halter durfte alle Flöze im verliehenen Feld abbauen. Hier war aber
das Gebirge sehr stark gestört. Bis 1855 wurde nach bauwürdigen Flözen gesucht. Dies ist gut am chaotischen Verlauf des Stollen
erkennbar. Bis zur Stilllegung 1861 wurde weiter gesucht. Es konnten nur einige Hundert t/a gefördert werden. 1901 übernahm
Mansfeld das Grubenfeld. Ein Luftschacht an der nördlichen Markscheide wurde reaktiviert. Aber auch unterhalb der Stollensohle
gab es kaum abbauwürdige Flöze. Somit war die Stilllegung von
Urbanus nicht mehr vermeidbar.
Im westlichen Grubenfeld entstanden nach 1945 einige Kleinzechen, die mit Pachtverträgen die Kohlenreste
abbauten, die oberflächennah anstanden und von Mansfeld nicht wirtschaftlich abgebaut werden konnten. Diese Kleinzechen waren
wichtig für die Kohleversorgung der hier wohnenden Bevölkerung und wie weiter unten ausgeführt auch für z.T. weit entfernte Industriebetriebe.
Dazu boten sie auch dringend benötigte Arbeitsplätze an.
Lieselotte / Markgraf II
Die Kleinzeche Liselotte teufte ab 1948 einen
tonnlägigen Schacht ab, der 1950
eine Teufe von 120 m erreichte. Er lag nahe dem ID-Gebäude der
RUB. Spuren
hat er nicht hinterlassen. Da er bis zur 1. Sohle von Mansfeld 5/6 reichte wurde der Schacht 6 geöffnet, der nur mit einer
Betonplatte gesichert war, für die Förderung hergerichtet und der erste Schacht 1953 verfüllt. Es kamen sogar Grubenpferde zum
Einsatz. Mit dem Beginn der Kohlenkrise wurde
Lieselotte im Januar 1959 stillgelegt. Die Förderung schwankte zwischen etwa
15000 t und 30000 t. 1954 waren 37849 t das Maximum. Insgesamt wurden rund 206000 t gefördert und zwischen 100 und 188 Personen
beschäftigt. Ein Unikum blieb der Versuch, das Flöz Sonnenschein im Tagebau zu gewinnen. Ein knapp 400 m langer Graben
(12 m breit und 10 m tief) mußte 1955 wieder zugekippt werden, da das Flöz in 60 m Teufe schon im 19. Jahrhundert abgebaut
worden war und dazu keine Unterlagen vorhanden waren. Da diese Aktion in die Zeit des Koreakriegs und der damit verbundenen
Sonderkonjunktur stattfand kam die Bezeichnug "Koreagraben" auf. Im Luftbild von 1951 ist der Graben gut erkennbar. [Eine auch
in dieser Zeit gebaute Siedlung der Zeche Graf Moltke in Gladbeck hatte den Beinamen "Klein Korea".]
Im Bereich der Parkhauses West der
RUB betrieb Gustav Adolf Bathe ab 1950
eine nach ihm benannte Kleinzeche. Sie wurde 1952 in
Markgraf I umbenannt und zum Jahresende stillgelegt. 1953 wurde weiter
östlich am Kalwes die Kleinzeche
Markgraf II angelegt. Dazu wurden neben dem hölzernen Fördergerüst mit integriertem Kohlebunker
ein paar Baracken für die Verwaltung und den Förderhaspel errichtet. Der Betreiber war die Zwirnerei
Ackermann A.-G. in Heilbronn,
die auch heute noch Nähgarne vertreibt. Der Betrieb stellte sich als unrentabel heraus. 1954 wurden nur 10528 t Kohle gefördert
und jährlich immer weniger (7919 t 1957). Die Stilllegung erfolgte 1958.
Auf dem Kalwes waren Sportstätten für die RUB geplant. Dazu wurde um 1970 das Gelände vorbereitet und auch die Grubenbaue von
Markgraf II verfüllt. Heute liegt hier die Fachhochschule Bochum. Als das Institut für Geothermie gebaut wurde stellte sich die
alte Sicherung als unzureichend heraus. Die Grubenbauten lagen genau in der Achse der Neubauten. Einige
Tagesüberhauen und bei Bohrungen angetroffene Hohlräume wurden neu verfüllt
(Betoninjektion). Insgesamt lagen alle Sanierungskosten (alt/neu) deutlich über 100 Mio. €. Der Bereich um den Förderschacht, wo
der intensivste Abbau lag ist heute eine Grünfläche neben der Mensa der FH, die auch als "Pantoffelgrün" in dem ansonst dicht
bebauten Areal dient.
In der Nähe lag noch eine weitere Kleinzeche -
Blennethal. Sie bestand vom 21. Dezember 1949 bis zum 16. Juli 1955 und
ereichte eine Förderung von 5140 - 9220 t/a. Die Schächte lagen im Wäldchen östlich der RUB. Die kurze Betriebszeit lag an
älteren Grubenbauen in etwa 80 m Teufe, vermutlich von
Glücksburg. Hier kam es 1951 zu einem Wassereinbruch durch
Standwasser aus den alten Abbaubereichen.
Schattbach / Agricola II
Die
Montanbüro GmbH benötigte für ihre Anlage
Agricola I in Bochum-Stiepel einen Ersatz, da dort die Vorräte erschöpft waren.
Sie konnte 1953 ein Feld von
Mansfeld pachten und teufte 1953 an der Wittener Straße einen
tonnlägigen Schacht ab. Mit 65 bis 107 Beschäftigten wurden im Schnitt 22000 t/a
gefördert, maximal 28811 t 1959. Der Betrieb endete 1962. Die Betriebsgebäude sind fast unverändert erhalten und werden u.a. als
Wohnhaus genutzt. Die aus Holz gebaute Fördereinrichtung mit Kohlebunker wurde abgerissen.
Auch die
Herzberger Papierfabrik aus dem Harz suchte nach einer günstigen Kohleversorgung. Sie legte neben dem Friedhof an
der Schattbachstraße eine Kleinzeche an, die knapp außerhalb des Grubenfelds von
Mansfeld lag, baute aber auch dort Kohle ab.
Ein erster Schacht hatte noch ein Holzgerüst und war sehr flach. Der zweite fast senkrecht im Flöz abgeteuft hatte ein Stahlgerüst
und einen Kohlebunker in Stahlfachwerkbauweise. Damit gehörte sie zu den größeren Kleinzechen. Von 1952 bis 1962 wurden im Schnitt 1
3000 t/a gefördert, maximal 29244 t 1957 mit 33 bis 94 Beschäftigten. Der Schacht soll bis 200 m tief gewesen sein. Erhalten blieb
das Gebäude der Verwaltung mit der Kaue, das gewerblich genutzt wird.
Direkt daneben bestand vom 15. April 1951 bis zum 5. Februar 1952 der Betrieb
Hedwig I. Ein Schacht
Hedwig II bestand seit 1950
und endete zeitgleich. Es wurden 3032 bzw. 687 t maximal erreicht. Relikte sind nicht erkennbar. Schacht 1 wurde von
Schattbach
übernommen.
Etwas südlicher lag eine weitere Kleinzeche. Hier betrieb der Unternehmer
Wahmann von 1945 bis Ende 1946 die gleichnamige
Anlage in einem Steinbruch. Die Gewerkschaft
Wisoka führte den Betrieb ab dem 1. Januar 1947 weiter. Er endete am 30. November 1949.
Der Steinbruch wurde renaturiert.
Ruhrtal III
Eine Sonderstellung hatte die Kleinzeche
Ruhrtal III. Sie lag zwischen Mansfeld 3 und
Urbanus am Neggenborn in Bochum-Langendreer.
Der Privatunternehmer Ernst Mittmann betrieb in Hattingen und Bochum-Linden von 1949 - 1954 die Kleinzechen
Ruhrtal I und
II.
1951 teufte er den
tonnlägigen Schacht III ab und begann im selben Jahr mit der
Förderung. Ber Betrieb hatte eine "echte" Tagesanlage mit Kohlenwäsche und Kohlebunker. Dazu kamen noch Kaue, Werkstatt und
Büros. Unter Tage wurden Grubenlokomotiven eingesetzt und Maschinen wie auf den benachbarten Großzechen. Der Schacht lag an
einer Geländekante über dem tiefer gelegenen Zechenplatz mit den Betriebsgebäuden. Der Abbau ging bis knapp 140 m Teufe und
erreichte am Ende die 2. Sohle der Zeche Mansfeld. Der Abbau mit Bergeversatz erfolgte in den besonders mächtigen Flözen Sonnenschein
und Dickebank (bis 2 m), zusätzlich im Flöz Karoline (bis 0,8 m). Beliefert wurden u.a. das Kohlekraftwerk in Lünen und die
Zementwerke in Erwitte mit drei eigenen Henschel Hängerzügen. Als Rückfracht wurde später oft Bergeversatz gefahren. Im Tausch
gegen Kraftwerkskohle gab es auch exklusive Grubenholzlieferungen aus dem Schwarzwald, die in der eigenen Sägerei für den Grubenausbau
zugeschnitten wurde. Auch die ungewöhnlich hohe Schichtleistung machte
Ruhrtal III zu einem Ausnahmebetrieb. Im Jahr 1962 überstieg
die Untertageschichtförderleistung pro Mann die 3 t Grenze und lag damit über dem Ruhrgebietsschnitt von 2,54 t. Die Förderung
lag im Schnitt bei 30000 t/a und erreichte 1958 33674 t. Die Belegschaft lag in den besten Jahren zwischen 91 und 105 Personen.
1966 endete der Betrieb nach einer Gesamtförderung von über 360000 t.
Der Grund für die ungewöhnliche Produktivität ist wohl der Verzicht der Zeche
Mansfeld die höher liegenden Flözpartien abzubauen.
Erleichternd war auch die Möglichkeit gegen eine Gebühr Grubenwasser über Bohrlöcher nach
Mansfeld abzuleiten und sich eine
eigene Wasserhaltung zu ersparen. Erhalten blieb von den Betriebsanlagen nichts. Heute ist der gesamte Bereich ein weitläufiger
Spielplatz. Auf dem höheren Teil liegt der Deckel des Revisionsschachts in einer Rasenfläche.
Ruhrtal III war die letzte fördernde
Zeche in Bochum-Langendreer.
Übersicht Schachtdaten
Schacht |
Teufbeginn |
Inbetriebnahme |
Stilllegung |
max. Teufe (m) |
Kokerei |
Friedrich Wilhelm |
1840 |
1841 |
1904 |
242 |
1870 - 1891 |
Mansfeld 1 (Colonia) |
1857 |
1870 |
1963/1968 |
516 |
1870 - 1963 |
Mansfeld 2 |
1872 |
1872 |
gestundet |
17 |
|
Mansfeld 3 |
1885 |
1890 |
1963 |
648 |
|
Mansfeld 4 |
1897 |
1890 |
1963/1968 |
824 |
|
Mansfeld 5 |
1901 |
1902 |
1943 |
130 |
|
Mansfeld 6 |
1922 |
1923 |
1924 |
121 |
|
Urbanus I |
1952 |
1953 |
1962 |
60 |
|
Mansfeld 7 |
1953 |
1955 |
1962 |
320 |
|
maximale Förderung 759219 t 1939 (Mansfeld)
maximale Förderung 75739 t 1847 (Urbanus)
durchschnittlich 400000 - 700000 t/a (Mansfeld)
durchschnittlich 20000 - 35000 t/a (Urbanus)
Die Schächte 1 und 4 blieben nach der Stilllegung noch bis 1968 offen für die Wasserhaltung zum Schutz
der Zeche Robert Müser, danach verfüllt und das bis dahin stehen gebliebene Gerüst von Schacht 4 abgerissen.
-
- Schacht Mansfeld 1/4 im Jahr 1900
-
- Schacht Mansfeld 1/4 im Jahr 1900
-
- Schacht Mansfeld 1/4 im Jahr 1906
-
- Schacht Mansfeld 1/4 im Jahr 1926
-
- Schacht Mansfeld 1/4 im Jahr 1951
-
- Schacht Mansfeld 1/4 in der 1960er Jahren
-
- Schacht Mansfeld 1 1968, vorne Stumpf von Schacht 4
-
- Schacht Mansfeld 1
-
- Schacht Mansfeld 1
-
- Schacht Mansfeld 1
-
- Schacht Mansfeld 1
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- Mansfeld 3 im Jahr 1905
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- Wohnbebauung am Schacht Mansfeld 3
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- Schachtabdeckung Mansfeld 3
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- Mansfeld 4 1961
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- Protegohaube Mansfeld 4
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- Schachtabdeckung Mansfeld 4
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- Schachtabdeckung Mansfeld 4
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- Schachtabdeckung Mansfeld 4 mit Aufschotterung
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- Denkmal "Kumpel Martin"
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- Schacht Mansfeld 5 1937
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- Schacht Mansfeld 5 1955
-
- Schacht Mansfeld 5 1955
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- Schacht Mansfeld 5/6 1955, links Schacht 6 von Lieselotte genutzt
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- Technologiequartier Schacht Mansfeld 5/6
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- Baustelle neben Schacht Mansfeld 5/6 in 2015
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- Schacht Mansfeld 5 vor 2015
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- Schacht Mansfeld 5 auf der Baustelle
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- Schacht Mansfeld 5 auf der Baustelle
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- Schacht Mansfeld 5 2016
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- Schacht Mansfeld 6 auf der Baustelle
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- Schacht Mansfeld 6 2016
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- Schacht Mansfeld 7 1953
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- Schacht Mansfeld 7 1957
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- Mansfeld 7 1963
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- Schacht Mansfeld 7 mit Hauerskultur
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- Infotafel am Schacht Mansfeld 7
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- Revionsöffnung Schacht Mansfeld 7
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- Einlauf des Gesellschaft- stollen (Verlandungszone im Schönungsteich)
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- Schacht Friedrich Wilhelm um 1895
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- Reste von Schacht Heinrich 1930er Jahre
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- Luftschacht Westerberg Reste Wetterkamin 1930er Jahre
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- Schacht Friedrich Wilhelm um 1964 als Wohnhaus
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- Urbanus Schachtdeckel Friedrich Wilhelm
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- Urbanus Schachtdeckel Friedrich Wilhelm
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- ehemaliger Bereich Urbanus 2 und 3
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- Kleinzeche Urbanus I um 1953
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- Revionsöffnung Kleinzeche Urbanus I
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- Förderanlage Kleinzeche Agricola II im Jahr 1955
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- Kleinzeche Agricola II im Jahr 1957, dahinter Zeche Dannenbaum
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- Reste Kleinzeche Agricola II im Jahr 1970
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- Reste Kleinzeche Agricola II im Jahr 1970
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- Restgebäude Kleinzeche Agricola II im Jahr 2012
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- Kleinzeche Agricola II im Jahr 2012
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- Baustelle am früheren Schacht Liselotte 1
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- Parkplatz an der Fachhochschule Bochum über "Koreagraben"
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- Markgraf II im Jahr 1955 mit Kohlebunker
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- Markgraf II im Jahr 1955 (Schachtbereich)
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- Betriebsfläche Markgraf II an der Fachhochschule im Jahr 2015
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- Ruhrtal III
-
- Ruhrtal III
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- Ruhrtal III Luftbild um 1960
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- Ruhrtal III LKW für den Versand
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- Ruhrtal III Aufbereitung
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- Ruhrtal III Zechenplatz
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- Ruhrtal III, früherer Zechenplatz
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- Schachtdeckel Ruhrtal III
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- Kleinzeche Schattbach um 1955 mit Holzgerüst
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- Kleinzeche Schattbach um 1960 mit neuer Förderanlage
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- Kleinzeche Schattbach Reste
zur Auswahl