Zeche Hermanns Gesgnete Schiffahrt / Zeche Aurora

1820 - 1925


Übersicht Hermanns Gesgnete Schiffahrt


Der Steinkohlenbergbau in Hattingen war relativ unbedeutend. Neben einigen Stollenbetrieben im Ruhrtal enstand erst ab 1939 die Tiefbauanlage Aurora. Es waren überwiegend kleinere Betriebe, die weniger als 100000 t jährlich förderten. Die meisten gingen in Hermanns Gesegnete Schiffahrt auf. Der Kohleabbau war eher nebensächlich. Die meisten Flöze waren mit Kohleneisenstein angereichert. Mit etwa 30% Eisenanteil reichte dies beim Stand der Technik zur Verhüttung. Auf dieser Grundlage entstand die Henrichshütte, die lange der wichtigste Arbeitgeber in Hattingen war. Von den früheren Stollenmundlöchen ist keines erhalten. Einige am Steilhang der Ruhr erkennbare wurden beim Bau der Bahnstrecke neu angelegt, um den Abfluss des Grubenwassers sicherzustellen.


Hermanns Gesegnete Schiffahrt

Hermanns Gesegnete Schiffahrt
Die Zeche Hermanns Gesegnete Schiffahrt begann 1820 mit dem Abbau und nutzte dazu den vorhandenen Schacht Abraham. Nach dem Ende des früheren Abbaus war es in der Stadt Blankenstein immer wieder zu einer Mangelsituation bei der Kohleversorgung gekommen. Zur Erschließung der Berechtsame wurde weitere Stollen aufgefahren; 1824 ein 153 m langer am Hof Kost, der wegen unreiner Kohle aufgegeben wurde. 1830 endete der Betrieb im Stollen Glücklicher Hermann. Gefördert wurde am Schacht Friedrich, ab 1833 auch am Schacht Wilhelm. 1844 begann das Auffahren eines Stollen am Sprockhöveler Bach. Hier wurde 1850 eine Kaue gebaut und bis zur Einstellung der Förderung an dieser Stelle im Jahr 1862 genutzt. Die Förderung lag bei 5000 bis 7000 t jährlich.
1859 wurde der Schacht Adolph abgeteuft und ab 1860 begann die Förderung im Tiefbau. Da die aufgeschlossenen Flöze Spateisenstein in größeren Mengen enthielten kam es einem gemischten Abbau. Die Eisensteinzeche Müsen nutzte den Schacht mit. Bis 1875 waren die Kohlevorräte erschöpft und es folgte die Stilllegung. 1861 wurde mit 31695 t das Fördermaximum erreicht.
Bis auf das Schachtgebäude wurden alle Tagesanlagen abgerissen. Von November 1923 bis Juni 1924 wurden noch einmal 852 t Kohlen im Stollen abgebaut.
Ab 1955 bestand die Kleinzeche Hermanns Gesegnete Schiffahrt, die eine relativ hohe Förderung hatte. 1965 wurden 36311 t erreicht und ein Jahr später das Maximum von 37872 t. Damit waren die Vorräte erschöpft und 1967 kam die Silllegung. Eigentlich sollte der Betrieb ausbebaut werden. Dazu wurde das hölzerne Fördergerüst durch ein Eisengerüst ersetzt. Gleichzeitig begannen Umbauten der Tagesanlage. Die Investitionen zahlten sich nicht mehr aus.
Der Betriebsrat der Henrichshütte begann 1946 mit den Vorarbeiten für eine weitere Nachkriegszeche. Sie wurde nahe des Hochofens angelegt. Im Stollen Henrichshütte wurde von 1946 bis 1950 Kohle zur Versorgung der Beschäftigten der Hütte abgebaut. 1948 wurden 9136 t, 1950 15593 t erreicht. Ein Nachfolgebetrieb gleichen Namens bestand ab Ende 1950 in Bochum-Stiepel. Hier wurde in einem tonnlägigen Schacht im Flöz Geitlimg gefördert. Zur Unterbringung der Bergleute wurde eine Baracke vom alten Standort umgesetzt. Die Kohle wurde dort weiter aufbereitet. Von 13203 t im Jahr 1950 stieg die Förderung auf das Maximum von 26747 t 1953. Mitte November 1954 endete der Betrieb. Insgesamt wurden 67307 t gefördert. Eine detaillierte Darstellung des Betriebs ist zu finden unter Stollenbetriebsgemeinschaft.

Aurora

Aurora
Die Zeche Aurora war die Neugründung der seit 1828 fördernden gleichnamigen Stollenzeche, die aber nach der Verleihung eines Längenfeldas schon im Jahr 1834 den Betrieb einstellte. Der Zechenname ist von der römischen Göttin (der Morgenröte) abgeleitet, die die ursprüngliche griechische Göttin Eos ersetzte.
Direkt neben dem Betriebsgelände lag das Stollenmundloch von Mühlenbank. Die Zeche wurde erstmals 1739 erwähnt und bestand bis 1859. Danach lebte der Betrieb noch einmal auf. Ab 1867 wurde das schon 1827 verliehene Längenfeld durch den Stollen abgebaut. Die Fördermenge lag nur bei 110 - 120 t jährlich (wohl durch die Lage fernab potentieller Kunden). 1874 wurden erstaunliche 2078 t gefördert, 957 t im Jahr darauf mit der Stilllegung. Der Schacht am östlichen Ende des Grubenfeldes war wohl der Grund für das Fördermaximum, da der Transport durch den Stollen entfiel und die Abnehmer im Umfeld leichter erreichbar waren.
Der Neubeginn der Zeche Aurora steht sicher im Kontext der Autarkiepolitik des NS-Regimes. Der erste Förderschacht wurde ab 1939 abgeteuft und ab 1940 Kohle gewonnen. Der Betrieb lief nach dem Krieg weiter. Ein weiterer tonnlägiger Schacht wurde 1950 abgeteuft und in Betrieb genommen. Die Fördermenge von ca. 46000 t/a entsprach der einer Kleinzeche. 1950 wurde mit 190 Beschäftigten das Maximum von 66765 t erreicht.
Der Betreiber Ludwig Eickmann änderte den Zechennamen 1953 zu Schacht Eugen Eickmann (im Krieg umgekommener Sohn). 1956 ging der neue Förderschacht Gute Hoffnung in Betrieb, 1959 kam der Schacht Barbara (benannt nach der Tochter) dazu. Bis zur Stilllegung 1965 folgte die produktivste Zeit der Zeche in der etwa 90000 t/a gefördert wurden, maximal 112959 t im Jahr 1962 mit 292 Beschäftigten. Die Nachfolger des 1958 verstorbenen Zechengründers vernachlässigten die Vorrichtung der bis dahin sehr modernen Zeche. Die hochwertige Antrazitkohle wurde an das Gemeinschaftskraftwerk in Hattingen geliefert und an weitere in Belgien und in der Niederlanden. Die Kohle wurde auch als Hausbrand abgesetzt. Solche Kohle wurde im Handel als Nusskohle bezeichnet. In dieser Zeit kam die Zeche ohne Subventionen aus.
Die Konkurrenz des Heizöls wurde immer stärker. Als Antwort kam die viel zu späte Mechanisierung des Abbaus. Als 1965 ein Kohlehobel eingesetzt werden sollte scheiterte dies an den geologischen Störungen im vorgesehenen Abbaubereich und führte zur Stilllegung im selben Jahr. Dabei wurden 10 Mio. Tonnen schon erschlossener Kohle aufgegeben.
Eine möglicherweise betriebsverlängernde Brikettfabrik gab es nicht. Heute sind noch einige Zechengebäude an den beiden Förderstandorten erhalten, die gewerblich genutzt werden.

Altbergbau in Hattingen

Hattingen Altbergbau
Südlich der Hattinger Altstadt gab es eine größere Stollenzeche. In diesem Bereich waren die Flöze nicht mit Eisenerz angereichert. Dazu kamen kleinere Betriebe. Quellen dazu sind kaum vorhanden.


Erzabbau

Sotolberg

Müsen
Es gab ein großes Eisenerzfeld (Stolberg), das sich von der Henrichshütte bis in den Bereich von Bochum-Stiepel erstreckte. Dort gab es die Zeche Müsen. Der Name Müsen geht auf einen Ort im Siegerland zurück. Die Investoren kamen aus dieser Gegend, die über Jahrhunderte eines der produktivsten Erzabbaugebiete Deutschlands war. Dort wurden viele Erzproben vom Oberschmelzer auf ihren Eisengehalt getestet. So war es auch bei den Proben im Feld Stolberg. Bei den Erzverleihungen versuchten einige kleine Stollenzechen die Mutungen zu verhindern, da sie angeblich noch zum Tiefbau übergehen wollten. Dies war wegen fehlendem Kapital und der geringen Vorräte nur vorgeschoben. Es gab jahrelange Rechtsstreitigkeiten, die alle zugunsten von Müsen ausgingen. 1855 war die Zeche Teil der Konsolidation zu Stolberg, bei der alle Eisenerzberechtsamen der Gegend um die Henrichshütte zusammengelegt wurden.


Übersicht Schachtdaten

Schacht Teufbeginn Inbetriebnahme Stilllegung max. Teufe (m)
Friedrich ca. 1828 1830   59 t
Wilhelm 1833 1840   68 t
David ca. 1853 ca. 1853 ca. 1871 128 s, 180 t
Adolph 1859 1860 1875  
Eugen Eickmann 1939 1940 1965 106
Bremsberg 1949 1950 1965 180 t
Gute Hoffnung 1956 1956 1962 ca. 106
Barbara 1957 1959 1965 400


Aurora maximale Förderung 112959 t 1962
Aurora durchschnittlich 50000 - 90000 t/a


Durch den spät einsetzenden Bergbau in größerem Umfang ist Hattingen kaum als ehemalige Bergbaustadt bekannt. Dazu waren die Fördermengen zu gering.



Mundloch von Fuchsloch um das Jahr 1990

Durch die Eisenbahn neu gefasstes Mund- loch H.g.S. 1994

Eines derMundlöcher im Jahr 1996

Mundloch von Neu-Lahn II um 1990 nach Regenfällen

Mundloch Stolberg mit Brücke zur Henrichshütte

Schachtscheibe Adolph (ca. 6,3 x 1,4 m)

Schachthaus Adolph um das Jahr 1930

Richtfest hölzernes Fördergerüst Nachkriegszeche

Dazu gehörte der obligatorische Umtrunk

Transportbrücke zum Kohlebunker im Bau

Das zweite Fördergerüst wurde in Stahl ausgeführt

Neues Gerüst mit Transportbrücke und Kohlebunker

Früherer Förderstollen

Schacht Eugen Eickmann im Jahr 1958

Rechts Kohlenwäsche und Landabsatz

Zufahrt Eugen Eickmann im Jahr 2016

Früheres Verwaltungsgebäude

Links vom Flachbau lag das Mundloch von Mühlenbank

Lage des Förderschachtes

Früheres Förder- maschinengebäude

Folgenutzung am Schacht Barbara im Jahr 2016

Folgenutzung am Schacht Barbara im Jahr 2016

Folgenutzung am Schacht Barbara im Jahr 2016

Umgebaute Schacht- halle mit Fenstern im Giebel

Saniertes Zechenhaus Pfingstblume

Stollen Pfingstblume

Stollen Pfingstblume mit Entwässerungs- graben links

Gesichertes Stollen- mundloch

Blick in den Stollen

Blick in den Stollen

Der Aussenbereich des Cafés, bei Regen drinnen

Nach stärkerem Regen führt der Stollen noch immer Waser ab

Infotafel am Schacht David Anfang 2021

Revisionsöffnung von Schacht David

Blick über das ehemalige Betriebsgelände

Betriebsgebäude von Mit Gottgewagt im Jahr 2021

Offenbar gab es Reparaturen am Dach

Das verbrochene Stollenmundloch

Es fließt noch weiter Wasser aus dem Stollen ab

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