Zeche Königsborn in Unna
1854 - 1981
Bevor der Bergbau Unna erreichte wurde hier schon Salz gewonnen. Dazu wurde salzhaltiges Quellwasser eingedampft.
Die 1734 vom preußischen Staat angelegte Saline trug den Namen Königsborn ("Quelle des Königs"), der von der ersten Zechenanlage
übernommen wurde. Um den Zufluss an Sole zu erhöhen brachte man früh Bohrungen nieder. Zum Betreiben der Pumpen stand hier ab
1799 die erste Dampfmaschine in Westfalen. Die Kohle für die Befeuerung kam aus dem Raum Dortmund und Holzwickede und war für
die dort betriebenen Zechen die wichtigste Absatzmöglichkeit. Als 1801 bei einer Bohrung auf Sohle ein Steinkohleflöz gefunden
wurde legte der Salinenleiter eine Mutung für den Kohleabbau ein. Die neue Zeche sollte den umständlichen Transport der benötigten Kohle
beenden. Eisenbahnen gab es noch nicht. Der preußische Staat verweigerte einen Betrieb, da das Versiegen der Solequelle befürchtet wurde.
Erst nach dem Inkrafttreten des allgemeinen Berggesetzes im Jahr 1865 mußte er das Verbot aufheben, da inzwischen Salzlager entdeckt
worden waren, die ähnlich wie Kohlebergwerke im Untertagebau erschlossen wurden. 1872 kaufte Friedrich Grillo die Saline, um sie
weiter zu betreiben und eine Zeche anzulegen. Die Salzsiederei sollte mit Kokereigas rentabel betrieben werden. Der Plan wurde aber
aufgegeben. Stattdessen wurde der Betrieb des Solebads (Bad Königsborn) stark ausgeweitet und parallel Salz in den zum Bad gehörenden
Gradierwerken gewonnen. 1941 endete der Kurbetrieb mit dem Erschöpfen der Solevorräte.
Die Zeche Königsborn gehörte zu den Anlagen, auf denen technische Neuerungen erprobt wurden. 1896 wurde ein maschineller Transport
der Kohle unter Tage eingerichtet. Diese Streckenförderung mittels einer Kettenseilbahn konnte sich in großem Maßstab nicht
durchsetzen, da bei längeren Strecken Benzollokomotiven vorteilhafter waren, die ab 1905 eingesetzt wurden. 1906 wurden die ersten
Drucklufthämmer im Ruhrgebiet beim Abbau der Kohle im regulären Betrieb eingesetzt. Auch ein Gerät zum Binden des Gesteinstaubs
beim Bohren von Sprenglöchern (Trockenabsauggerät "Königsborn") wurde hier entwickelt.
Der Betrieb unter Tage lief relativ sicher. 1904 starben drei Bergleute bei einer Schlagwetterexplosion, 1939 sieben und 1945 neun.
Bei einem Strebbruch 1928 wurden vier Bergleute getötet und 1958 beim Absturz eines Förderkübels im Blindschacht drei weitere.
Das Abteufen von Schacht 1 dauerte vier Jahre für nur knapp 200 m. Der Grund war mühsame Handarbeit, um den
Solezufluß nicht zu gefährden. Die Saline hatte damals eine Monopolstellung in den preußischen Provinzen Mark und Kleve. Nach
der Fertigstellung des Schachts erhielt er ein eisernes Fördergerüst, statt wie üblich eines aus Holz. Die ersten eisernen
Gerüste hatten noch statische Probleme und auch der verwendete Stahl wies qualitative Mängel auf. Die Schachthalle war nach
dem Vorbild eines Malakoffturms gestaltet.
Die 1882 in Betrieb genommene Brikettfabrik brannte schon ein Jahr später ab. Die Brikettpresse wurde an die Zeche
Dahlhauser Tiefbau in Bochum verkauft. 1904 endete die Eigenständigkeit nach Inbetriebnahme von Schacht 2. Von der Anlage
gibt es keine Reste. Über dem Schacht steht eine Protegohaube. Daneben wurde eine Seilscheibe aufgestellt und einige Grubenwagen
mit einer Lok. Eine Infotafel mit einem ergänzendem Foto listet die wichtigsten Daten der Anlage auf. Eine Kokerei war 20 Jahre
lang in Betrieb. 1967 wurde der Schacht verfüllt und 1968 das Gerüst abgerissen. Die kleine Zechenkolonie ist in den Grundzügen
erhalten, wobei die Gebäude durch Modernisierung und Umbau stark verändert wurden.
Die Salzproduktion in der Saline war im Vergleich zu Salzbergwerken niedrig, aber offenbar rentabel.
Siedesalzproduktion |
1880 |
1885 |
1890 |
1900 |
1910 |
1913 |
1915 |
1920 |
1930 |
1935 |
Tonnen/Jahr |
5583 |
11970 |
15866 |
15516 |
16459 |
13242 |
14590 |
3558 |
7732 |
4434 |
Die Schachtanlage 2/5 in Heeren-Werve entwicklte sich schnell zur ersten Hauptanlage, da die Flöze weniger
gestört waren und insgesamt von besserer Qualität. Friedrich Grillo taufte daher den Schacht 2 auf den später nicht weiter
verwendeten Namen Gottessegen-Unverhofft. Von 1954 bis 1964 wurde im Schacht 5 die gesamte Förderung gehoben. Er war mit seinem
markanten Doppelbockgerüst das Wahrzeichen der näheren Umgebung. Vom Beginn des Abteufens 1930 vergingen 13 Jahre bis zur
Inbetriebnahme wegen extremen Geldmangels in der Weltwirtschaftskrise. Eine Brikettfabrik war nur ein Jahr lang - 1926 - in
Betrieb, die Kokerei von 1891 - 1927. 1964 endete der Abbaubetrieb. Danach wurde Schacht 5 weiter für Material und Seilfahrt
genutzt.
Heute ist von den Zechenbauten bis auf das Pförtnerhaus nichts erhalten. Es entstand ein durch Grünflächen aufgelockertes
Gewerbegebiet mit mittelständigen Betrieben. 2015 begann die Erschließung der Fläche am Pförtnerhaus. Das gesamte Gewerbegebiet
hat nur noch wenige freie Flächen. Die beiden Schächte sind durch quadratische mit Kies überdeckte Flächen erkennbar, die in
einem parkartig gestalteten Grünbereich liegen. Der Schacht 2 wurde schon 1969 verfüllt, Schacht 5 1979.
Die Anlage 3/4 in Bönen-Altenbögge war der größte Standort und auch nach Fertigstellung der markanten Turmförderanlage
ab 1964 alleiniger Förderstandort. Auch die Kokerei lief von 1907 bis 1977 länger als die beiden Nachbaranlagen, die zwischen 1901 und 1908
alle parallel betrieben wurden. Nach der Gesamtstilllegung wurde das Zechengelände abgeräumt und ist heute zum Teil gewerblich genutzt. Der
größere Teil wird durch einen Förderverein zukzessive zu einem Stadtteilpark umgestaltet. 2015 wurde eine kleines Mahnmal für die
tödlich verunglückten Bergleute angelegt. Nebenan können Mountainbyker ein Trainingsgelände nutzen.
Der 71 m hohe Förderturm von Schacht 4 blieb als Denkmal erhalten und erhielt 1999 eine bandartige Lichtinstallation des Künstlers Mischa
Kuball ("Yellow Marker"). Er ist der symbolische "Ostpol" des Industrie-/Kulturraum Ruhrgebiet mit dem Pendant "Westpol" am Schacht
Rossenray 2. Bis 1997 befand sich hier eine Wasserhaltung, solange Restkohlen von Nachbaranlagen aus abgebaut wurden. Im selben
Jahr wurde der Schacht als letzter verfüllt. Der Turm wird von einem
Förderverein,
der regelmäßig Führungen anbietet gepflegt. Dazu kommen kulturelle Angebote, die in der sanierten Schachthalle stattfinden. Möglich ist
dies, da der Schacht einziehend war und daher eine gemauerte Hülle erhielt. Die Stahlkonstruktion wäre sonst offen geblieben, wie beim
Schacht 4 der Zeche
Minister Stein in Dortmund. Auf der Website des Fördervereins sind ausführliche Informationen zur Zeche
Königsborn
eingestellt. Im Turm befindet sich auf mehreren Ebenen verteilt eine kleine Bergbausammlung. Ein Schwerpunkt liegt beim Architekten des
Turms Alfred Fischer, dem damaligen Leiter der heutigen Folkwangschule in Essen. Seine bekannteste Industrieanlage war die Zeche
Sachsen.
Er entwarf aber auch Gebäude wie das Hans-Sachs-Haus in Gelsenkirchen. Der Platz vor dem Turm ist nach ihm benannt.
Neben Schacht 4 standen bis 2026 zwei Protegohauben als Sicherung gegen noch mögliche Methanausgasungen. Sie wurden durch den Anstieg des
Grubenwassers überflüssig. Der von einer quadratischen Kiesfläche überdeckte Schacht 3 gaste von anfang an so minimal aus, dass keine
Drainage nötig war.
Der kleine Lippenebenfluss Seseke war wegen Bergsenkungen im Bereich der Schachtanlage kanalisiert. Inzwischen wurde er so weit wie möglich
renaturiert. Ein Hochwasserrückhaltebecken hat sich zu einem Biotop entwickelt und das frühere Holzlager der Zeche ist inzwischen ein
Naturschutzgebiet, da mit dem Holz auch Samen von etwa 400 hier nicht heimischer Pflanzen eingeschleppt wurden.
Der Schacht 6 wurde ab 1950 in Flierich abgeteuft, da der Untertagebetrieb Richtung Osten wanderte. Er hatte ein
kleines Strebengerüst zur Befahrung mit einem Kübel. Als reiner Wetterschacht hatte er keine weiteren Einbauten. Nach der Stilllegung und
der Verfüllung 1979 ist das ohnehin kleine Betriebsgelände renaturiert worden und nichts deutet auf die frühere Funktion hin. Auf der
Betonabdeckung des Schachts wurde ein Abteufkübel zur Erinnerung aufgestellt.
Ab 1970 verlagerte sich der Abbaubetrieb nach Norden. Dazu wurde ein fünf Kilometer langer Querschlag aufgefahren, um
das Feld Monopol III zu erschließen. Gleichzeitig wurde der Schacht Lerche neu abgeteuft. Nach der Stilllegung wurde er 1978 von der
Hammer Zeche Heinrich Robert übernommen und von dieser weiter betrieben für den Abbau der Restkohlenvorräte von Königsborn.
Um ihn auch für die Seilfahrt zu nutzen wurde das markante Gerüst des Schachts Sandbochum dorthin versetzt, das als Landmarke erhaltenswert ist.
Übersicht Schachtdaten
Schacht |
Teufbeginn |
Inbetriebnahme |
Stilllegung |
max. Teufe (m) |
Kokerei/Brikettfabrik |
1 |
1874 |
1880 |
1966 |
370 |
1888 - 1908/1882 - 1883 |
2 |
1887 |
1890 |
1969 |
610 |
1891 - 1927/1927 - 1939 |
3 |
1898 |
1901 |
1981 |
966 |
1901 - 1977 |
4 |
1901 |
1902 |
1981 |
1006 |
|
5 |
1930 |
1943 |
1979 |
756 |
|
6 |
1950 |
1952 |
1979 |
578 |
|
7 (Lerche) |
1971 |
1973 |
2010 |
973 |
|
Werne 3 |
|
ab 1975 |
2000 |
947 |
|
maximale Förderung 2.153280 t 1943
durchschnittlich 1-2 Mio. t/a
Von 1975 - 1979 diente Schacht Werne 3 der Bewetterung der nördlichen Abbaubetriebe. Er wurde danach dem
Bergwerk Neu-Monopol in Bergkamen angegliedert.
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- Letzter Rest der Zechenbahn nahe am Schacht 1
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- Infotafel Schacht 1 im Jahr 2016
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- Schacht 1 um das Jahr 1900
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- Schacht 1 Gesamtansicht um 1904
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- Einzäunung Schacht 1 im Jahr 2016
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- Protegohaube Schacht 1 im Jahr 2016
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- Seilscheibe am Schacht 1 im Jahr 2016
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- Detail Seilscheibe
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- Erinnerungsensemble am Schacht 1 im Jahr 2016
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- Infotafel am Pförtnerhaus Schacht 2/5 im Jahr 2016
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- Pförtnerhaus Schacht 2/5 im Jahr 2016
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- Pförtnerhaus Schacht 2/5 im Jahr 2016
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- Gewerbebetriebe am Schacht 2/5 im Jahr 2016
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- Grünzug Schacht 2/5 im Jahr 2016
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- Schacht 2 im Jahr 2016
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- Schacht 2 im Jahr 2016
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- Schacht 5 im Jahr 2016
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- Schacht 5 im Jahr 2016
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- Gesamtansicht Schacht 3/4 im Jahr 1949
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- zechentor Schacht 3/4 im Jahr 1949
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- Schacht 3/4 im Jahr 1949
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- Gemälde Schacht 3/4 zur Betriebszeit
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- Schacht 3/4 in der 1970er Jahren
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- Schacht 3/4 im Jahr 1980 nach Abrriss der Kokerei
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- Protegobauben am Schacht 3/4 im Jahr 2015
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- Protegobauben am Schacht 3/4 im Jahr 2015
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- Kiesfläche Schacht 3 im Jahr 2019
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- Gedenkstätte für verunglückte Bergleute im Entstehen
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- Schacht 4 als Landmarke
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- Schacht 4 von Osten im Jahr 2016
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- Schacht 4 von Süden im Jahr 2016
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- Umfeld von Schacht 4 heute, links Mountainbikeanlage
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- Gelände vom Turm aus (Aufschüttung über ehemaliger Kokerei)
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- Veranstaltungsort in der Schachthalle
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- Antrieb Fördermaschine
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- Treibscheibe der Koepeförderung
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- Fördermaschine mit Treibscheibe
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- Umlenkseilscheiben der Koepeförderung
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- Umlenkseilscheiben von unten
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- Hängebank (Entladestelle der Förderkörbe)
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- Stahlstrebenfachwerk mit Ausmauerung
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- Infotafel des Lippeverbands zur Seseke
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- Rückhaltebecken für Hochwasser
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- Renaturierung der Seseke
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- Infotafel am Naturschutzgebiet Holzplatz
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- Infotafel am Schacht 6
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- Betriebsfläche Schacht 6 im Jahr 2016
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- Schachtscheibe von Schacht 6 im Jahr 2016
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- Abteufkübel über Schacht 6 im Jahr 2016
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