Neben der Kohle gibt es weitere Mineralien, die im Umfeld des Ruhrgebiets gewonnen wurden z.B Bleierze.
Im Nordwesten überschneiden sich im Bereich der Schachtanlagen Heinrich Robert, Westfalen und Hermann die
Kohlelagerstätte und ein oberflächennahes Vorkommen von Strontianit. Benannt ist es nach den ersten Fundort Strontian in Schottland.
Hierbei handelt es sich um ein Mineral, das chemisch als Strontiumcarbonat angesprochen wird. Im südlichen Münsterland ist es in
Gängen der hier anstehenden Kreide (Cenomanstufe) angereichert. Ungefähr 100 Gänge sind bekannt, wobei abbauwürdige Längen von
100 bis 600 m bestanden. Die Mächtigkeit betrug meist 10 - 15 cm, in größeren Teufen etwa 30 - 40 cm. Weltweit gibt es kein
vergleichbares Vorkommen. Die Gänge entstanden nicht gleichzeitig. Es gab bis zu drei Phasen der Kristallisation.
Der Auslöser für den Bergbau auf Strontium war etwas ungewöhnlich. 1871 gelang es dem Chemiker Max Fleischer
mit Hilfe des Minerals die Melasse von Zuckerrüben zu entzuckern. Vorher war die Melasse kaum verwertbar. Der gewonnene Zucker war
nebenbei von sehr guter Qualität. Es setzte eine Art Goldrausch ein und in kürzester Zeit entstanden bis zu 2200 Bergwerke. Die
meisten waren Minipütts wie bei den Kleinbetrieben des Steinkohlebergbaus nach dem 2. Weltkrieg. Einige Betriebe erreichten Größen,
die als industriell bezeichnet werden können. Diese konnten sich Pumpen leisten, die das extrem starke Grubenwasser kurz hielten.
Dies gelang Betrieben mit einfachstem Tiefbaubau nicht. So ersoff z.B. ein nur 4,5 m tiefer Schacht bei Sendenhorst. Das sehr
schlammige Wasser brachte auch Probleme bei kleinen Bachläufen und Teichen. Erst nach dem Bau von Klärbecken über Tage
und Absetzbecken unter Tage endeten die Beschwerden.
Das Wasser wurde z.T. mit Hilfe von Lokomobilen gepumpt. Es fiel überwiegend auf den oberen Sohlen an. Die Zuflüsse waren so
groß dass auf der Grube Elise trotz zweier starker Lokomobile die oberen Sohlen als "ausgesprochene Rheumatismusbaue"
bezeichnet wurden. Nur im Raum Ahlen wurde ein Schacht zur Wasserhaltung umgebaut. Er versorgte die Zentralwäsche der Gruben
Glückauf und Droste. Ab 1955 diente die Anlage als Wassserwerk für die Stadt Ahlen.
Die Fotos einer dieser Kleinstbetriebe zeigen auch ein eher rustikales Bild. Holzschuhe und einfache Kleidung mit alltäglicher
Kappe oder Hut. Arbeitsgerät ist eine einfache Hacke. Gefördert wird mit einem Handhaspel. Der Schacht war nur wenige Meter tief
(am aufgewickelten Seil abschätzbar). Wahrscheinlich ist auch die gesamte Belegschaft abgebildet.
Eine kurze Übersicht zum Strontianitbergbau erschien 2007 bei Westfalen Regional.
Chemische Formel: Strontianit SrCO3 und Coelestin SrSO4