Bei der Förderung der Kohle entwickelte sich die Technik vom einfachen Graben über Stollenbetriebe
zu den Großzechen am Ende des Steinkohleabbaus. Hier soll eine Übersicht von einfachsten Fördermitteln (bergbauliche
Bezeichnung für alle Transporttechniken) bis zu den zuletzt üblichen Förderanlagen (große Strebengeüste und Turmförderungen)
entstehen. Dabei werde ich je nach Datenlage vorgehen. Die Gesamtübersicht wird chronologisch sein und zukzessive erweitert
werden. Die Navigation erfolgt mit Sprungmarken, die zu den Unterkapiteln führen.
Die erste Phase des Kohlegrabens kann übergangen werden. Mit Hacke und Schaufel wurde im Ausgehenden eines Flözes
ein schon früh so genannter "Pütt" angelegt. Solange er nicht durch zufließendes Grundwasser absoff konnte die gewonnene Kohle
abtransportiert werden. Dazu reichten Körbe, Kiepen oder Säcke. Von diesem Abbau sind überwiegend in Waldgebieten Vertiefungen
erhalten. Diese "Pingen" stammen auch vom späteren Stollenbergbau und sind nicht immer eindeutig einer Abbauphase zuzuordnen.
Der Stollenabbau begann überwiegend im 18. Jahrhundert. Durch stärkere Nachfrage reichte das einfache
Abgraben der Kohle nicht mehr aus. Die Technik war aus den älteren Erzrevieren bekannt. Von dort kamen auch Bergleute in das
Ruhrgebiet, die schnell zu den Leitungspositionen aufstiegen. Die normale Stollenzeche hatte bis zu etwa einem Dutzend
Beschäftigte. Gearbeitet wurde meistens bei Bedarf oder nur im Winterhalbjahr. Viele einfache Bergleute wie Hauer, Schlepper
oder Haspelknechte waren Bauern. Während der Feldarbeit und Erntezeit waren sie nicht verfügbar. Die Zeche bestand aus
dem Stollenmundloch (bei größeren Betrieben gemauert) und bei Bedarf ein Gebäude für die Arbeitsgeräte, oft als Schmiede
mit einer Wohnung. Bei "Großstollen" kam ein Zechenplatz dazu. Hier standen neben den Werkstätten auch Steigerhäuser oder
Bürogebäude. Solche Anlagen entstanden im 20. Jahrhundert neu in der 1920er Jahren und in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg.
Die Technik der Stollenphase war überwiegend auf handwerklichem Niveau. Benötigte Werkzeuge oder Hilfsmittel konnten Schmiede
liefern. Dazu gehörten Schlägel und Eisen (Hammer/Meissel), Schaufeln, Sägen, Äxte, Ketten und Beschläge. Erst mit den
größeren Stollenzechen ab dem frühen 19. Jahrhundert kamen industrielle Erzeugnisse dazu (i.W. Schienen und Förderwagenachsen/-räder.
Wenn die Stollen länger wurden kam der Zeitpunkt an dem Luftschächte nötig wurden. Sie wurden Lichtlöcher genannt. Viele wurden
zu Förderschächten ausgebaut. Sie lagen oft günstiger zu Straßen als das Stollenmundloch in den Tälern. Hier gab es nur wenige befestigte
Wege. Im Winter waren sie verschlammt und kaum benutzbar. Alle frühen Handelswege lagen deshalb auf den Höhenzügen. Die
Lichtlöcher erhielten bei Bedarf Namen die sie als Förderschacht erkennbar machten.
Hier beginnt der Einsatz von Fördermitteln. Fässer oder Kübel wurden mit Ketten oder Hanfseilen nach oben gezogen. Das einfachste
Hilfsmittel war ein Haspel. Auf einer Rolle wurden Kette oder Seil durch Haspelknechte aufgewickelt. Damit konnte bis etwa 40
Meter Teufe gefördert werden. Daraus entwickelte sich der Göpel, im Prinzip ein modifizierter Haspel mit besserer Hebelwirkung und
größerer Leistung. In der Regel wurde ein Pferd für das Drehen eingesetzt. So konnte ein größeres Gewicht gehoben werden. Da ein
Göpel schon konstenintensiver war wurde er nach der Abbauphase an einen anderen Standort versetzt. Die gesamte Konstruktion
wurde durch meist kegelförmige Überbauten gegen die Witterung geschützt. Später gab es auch vereinzelt gemauerte Gebäude.
Im Stollen wurde die Kohle meist mit Schubkarren transportiert. Dazu reichte ein Bretterweg auf der Stollensohle. Diese
Arbeit erledigten die Schlepper. Mit dem Anstieg der Förderung reichten die einfachen Karren nicht mehr. Es wurden Schienen
verlegt und Förderwagen eingesetzt. Die Schienen waren zuerst aus Holz, später mit Blechbeschlägen und danach aus Eisen.
Anfangs brachen die gusseisenen Räder und Achsen oft, wie auch die Schienen. Erst nach deren technischen Reife wurde die
Wagenförderung zum Standard und auf den Tiefbauzechen weiterentwickelt. Für kurze Strecken reichten Schlepper. Später wurden
Pferde eingesetzt. Anfang des 20. Jahrhunderts waren es Tausende. Sie wurden bis auf wenige Ausnahmen durch Lokomotiven ersetzt.
Ihr Antrieb lief mit Druckluft, Benzol und Akkus. Zuletzt dominierte der elektrische Betrieb mit Oberleitungen. In den letzten
Jahren wurden sie nur in kleinem Maßstab eingesetzt und bei langen automatisierten Strecken wie von Recklinghausen nach Herne
(
Graf Blumenthal). Der Kohle- und Bergetransport lief über kilometerlange Bandstrecken. Für Material waren
Einschienenhängebahnen im Einsatz.
Einige Jahrzehnte wurden besonders im Bereich der Schächte Kettenbahnen eingesetzt. Diese ermöglichten einen automatisierten
Arbeitsablauf beim Verladen der Kohlewagen in die Förderkörbe. Diese nachträglich eingebauten Bahnen wurden bei neuen tiefer
liegenden Sohlen nicht mehr eingesetzt, da direkt am Füllort Bahnhöfe angelegt wurden. Eine Besonderheit waren Kettenbahnen
im Saarland. Hier waren die Flöze viel weniger gefaltet als im Ruhrgebiet. Daher konnten groß dimensionierte Stollen mit leichtem
Gefälle angelegt werden. Die Kohle wurde mit Kettenbahnen transportiert. Mit dem Übergang zu "echtem" Tiefbau endete diese
relativ schwerfällige Technik. Es ware sehr viel Mechanik nötig (Ketten-/Seilführung mit vielen Rollen, Spannvorrichtungen,
Mitnehmern und mehr). In wenigen Fällen kamen übergangsweise Lokomotiven zum Einsatz.
Mit der Erschöpfung der oberflächennahen Kohlenvorräte wurden tiefere Schächte nötig. Sie wurden oft im
Flöz abgeteuft. Die Technik war wie bei den Stollen, nur ging es direkt in die Tiefe. Stollen wurden leicht ansteigend
vorgetrieben. So konnte das Grubenwasser ablaufen. Mit den Tiefbauschächten begann die Technisierung der Förderung.
Die neuen Zechen lagen im Bereich der zu Tage ausstreichenden Flöze, die überwiegend steil gelagert waren. Entsprechend waren
die Schächte flach einfallend bis fast senkrecht. Sie gingen zunächst nur wenige Dutzend Meter in die Tiefe. Durch das nicht
mehr abfließende Grubenwasser wurde ein Technik für dessen Hebung benötigt. Es entstand der Begriff Kunstschacht. Damit war
der Einsatz einer künstlichen Hilfe gemeint. Hier war es die Dampfmaschine. Mit ihr wurden Gestänge angetrieben die Pumpen
an der tiefsten Stelle im Schacht antrieben. Für die neue Technik wurde ein Schachthaus zum Schutz benötigt. Die Größe lag
bei der eines Wohnhauses bis zu mehreren Stockwerken. Neben der Wasserhaltung wurde ein zweiter Schacht für die Förderung nötig.
Auch hier kam eine Dampfmaschine zum Einsatz. Die Bobine genannte Aufwicklung des flachen Förderseils mit der Umlenkrolle
am Schacht benötigte viel weniger Platz als das Pumpengestänge.
Im flachen Schacht kam eine Vorform der späteren Förderkörbe zum Einsatz. Eine Bühne auf Schienen diente zum Transport. Ein Förderwagen
wurde aufgeschoben und hochgezogen. Personen durften wegen der unsicheren Seile nicht befördert werden. Deren Seilfahrt wurde
erst nach der Entwicklung sicherer Stahlseile erlaubt. Sie stiegen über Leitern (Fahrten) in den Schacht und heraus. Diese
waren neben der Förderung angebracht. Die Unterteilung der Schächte für die verschiedenen Nutzungen wurde als Trumm bezeichnet.
Wenn der Wasseranfall einer Zeche gering war konnte auf eine Pumpe verzichtet werden. Das Wasser wurde im Schachtsumpf gesammelt
und in Zeiten geringer Förderung (meistens in der Nacht) mit Wasserkästen gehoben.
Mit zunehmender Teufe hatte der Fördermaschinist keinen direkten Kontakt zum Füllort unter Tage. Bis zur elektronischen Steuerung
bediente ein Anschläger eine Mechanik, die durch Schläge einer Glocke anzeigte welche Aktion gerade nötig war. Ansonsten war
die frühe Tiefbauphase bis auf die Teufe kaum anders als bei den Pferdegöpeln.
Von den Schachthäusern sind nur wenige erhalten. Einige sind zu recht luxuriösen Wohnhäusern umgebaut worden. Besonders kritisch
ist der Zustand von Hundsnocken, der ersten Förderanlage von Carl Funke. Das Gebäude verfällt seit Jahren. Trotz
Einstufung als Denkmal sind nicht einmal Sicherungsarbeiten erkennbar. Es folgen Pläne und Fotos zu den Schachthäusern.
Ein Unikum ist das erhaltene Schachthaus der Zeche Wohlverwahrt. Es wurde 1938 gebaut und beherbergte die gesamte Technik
vom Schachtgerüst bis zur Aufbereitung. 1962 war die Stilllegung.
Die beiden Abbildungen zeigen das Prinzip der Schachthäuser. Die frühe Variante war kaum größer als ein
Wohnhaus. Dazu kam der Kessel mit Schornstein für die Dampfmaschine. Der Schacht wurde meistens tonnlägig im Flöz abgeteuft,
da die Kohle i.d.R. nicht so hart war wie das Nebengestein.
Die ausgereifte Variante zeigt ein Schachthaus mit kompletter Aufbereitung und Verladung. Es handelt sich um der Schacht 12
der Grube Grand Hornu in Belgien. 1853/54 wurde die damals außergewöhnlich leistungfähige Anlage gebaut. Der Schacht war
355 m tief. Die im Plan enthaltene "Zechenstube für Frauenzimmer" belegt die in Belgien erlaubte Frauenarbeit auf den
Schachtanlagen.
Mit größeren Teufe reichten die Schachthäuser nicht mehr aus. Der Schacht wurde mit einem größeren Gebäude
eingehaust an dem die nötigen Technikgebäude angebaut waren. Hier standen die Dampfmaschinen für Förderung und Wasserhaltung,
in einigen Fällen auch der Antrieb der Fahrkunst. Den meisten Platz benötigte der Balancier der Wasserhaltungspumpe, die über
ein Gestänge im Schacht betrieben wurde.
Werkstätten und Büro kamen dazu und so entstand ein kompaktes Gebäude mit allen nötigen Einrichtungen. Der Schachtturm wurde
mit der Zeit immer höher. Der Balancier der im Ruhrgebiet üblichen Wasserhaltung benötigte immer mehr Platz. Das Gestänge der
Pumpen wurde mir größerer Teufe schwerer. Damit wurden auch die Dampfmaschinen größer. Konsequenz dieser Entwicklung waren
die Malakofftürme.
Einige Hinweise zu den folgenden Rissen und Fotos: Die Zeche Kandanghauer ging Altendorfer Tiefbau auf. Die
Zeche Bickefeld war eine eher unbedeutende und wenig erfolgreiche Anlage (am Phönixsee in Dortmund). Bei einigen Zechen
ist gut die Folgenutzung als Wohnraum (z.T. Notwohnungen) zu erkennen. Die Reihenfolge entspricht grob dem Alter der Anlagen.