Zeche Wiesche in Mülheim-Heißen

1851 - 1925


Wiesche Übersicht


Vor dem Tiefbau bestanden eine Reihe von Stollen im Bereich des Grubenfelds. Diese hatten schon die Bezeichnung Wiesche. Die früheste Nennung ist ein "Kohlberg" von 1781 (In der Wieschen) und bezieht sich wohl auf eine Flurbezeichnung zwischen den heutigen Straßen Buggenbrecht und Gracht, wo sich Wiesen und Weiden lagen.
1822 wurde der Wiescher Tiefer Stolln angesetzt. Er ist der im Niveau tiefste aller Stollen im Ruhrgebiet (+31 m NN), da er am westlichen Rand des nicht überdeckten Karbons liegt. Der Vortrieb wurde schon früh gestundet und nur noch 1825 der Bereich des Stollenmundlochs ausgemauert. Dieses lag nahe der Friedrich Wilhelms-Hütte und ist heute überbaut. Der Stollen sollte das Wasser der weiter östlich gelegenen Zechen abführen. Ab 1828 wurde er als Wiescher Erbstollen weiter vorgetrieben. Er löste ab 1837 die Zechen Kinderberg, Leybank und Wiesche. Bei 2379 m ab Mundloch hatte er den Schacht Friedrich von Wiesche erreicht. Bis 1839 soll der Stollen noch bis auf Essener Gebiet vorgetrieben worden sein. Dies erscheint unwahrscheinlich, da die in neun Jahren erreichte Länge innerhalb von nur zwei Jahren erreicht worden wäre und auch dann noch nicht bis Essen gereicht hätte. Danach endete der Vortrieb und 1857 war die Verleihung erloschen.
Als Broicher Erbstollen wurde ab 1862 ein Teilstück bis 1869 wieder aufgewältigt. Bei 2100 m endete diese Phase im selben Jahr. Genutzt wurde der Stollen hauptsächlich zum Eisensteinabbau durch die Erzgrube Eisenstein. Kohle fiel als Nebenprodukt an (1866 938 t und 1867 unter 50 t). Nach dieser Betriebsphase wurde der Stollen nicht mehr genutzt, weil diese Technik überholt war. Das Grubenwasser wurde jetzt mit Hilfe von Dampfmaschinen gehoben.
Die Zeche Wiesche arbeitete ab 1730 mit den Nachbarzechen Kinderberg, Leybank, Schökenbank und Sellerbecker Stollen zeitweise bei Förderung und Streckenvortrieb zusammen. Ab 1809 wurde 13 Jahren nach der neuen Belehnung der Tiefbau aufgenommen. Dieser scheint gut angelaufen zu sein. 1828 war die Zeche mit 130 t/Tag die größte im Ruhrgebiet und gehörte für einige Jahre zu den Großzechen. Sie entwickelte sich danach zu einer mittelgroßen Zeche unter der Übernahme kleinerer Betriebe. 1909 wurde das Grubenfeld der Zeche Sellerbeck übernommen, 1931 die Zeche Humboldt. Die Selbständigkeit endete 1952 mit dem Verbund zu Rosenblumendelle/Wiesche.
Während der Betriebszeit kam es wiederholt zu Wassereinbrüchen, wobei die 8. Sohle ab 1888 für zwei Jahre absoff. Es ereigneten sich einige größere Unglücke. 1860 ertranken drei Bergleute bei einem Standwassereinbruch, 1895 starben drei Bergleute bei einer Schlagwetterexplosion, 1914 vier beim Absturz eines Förderkorbs und drei 1937 durch giftige Gase.
Von 1851 bis 1898 wurde nach einer Konsolidation der Betrieb als Vereinigte Wiesche geführt. Die (bekannten) beteiligten kleinen Zechen waren:


Broicher Stollen

Wiesche Altanlagen

Leybank
Sämtliche Stollenvorgänger haben keine Spuren hinterlassen, da die Grubenfelder später fast durchgehend bebaut wurden. 1796 erfolgte eine neue Belehnung für den Übergang zum Tiefbau. Dieser begann erst 1809 mit dem Teufen des Schachts Friedrich. Hier stand schon 1810 eine Dampfmaschine für die Wasserhaltung. Sie reichte nicht aus wurde 1813 durch eine neue von Franz Dinnendahl, einem der Pioniere dieser Technik ersetzt. 1817 wurde auch diese ausgetauscht. Offenbar konnte Dinnendahl die Maschine verbessern. Darauf deutet auch der Förderschacht Wilhelmine, der 1816 mit einer Dampffördermaschine startete. 1836 wurde am Schacht Friedrich die letzte stärkere Maschine aufgestellt, die jetzt das Wasser aus rd. 140 m hob. Abgeleitet wurde es über den Wiescher Erbstollen.
Der Schacht Wilhelmine ist am Revisionsdeckel zu erkennen. Dieser liegt in der Grünfläche neben einem Wohnhaus (Buggenbeck 112).

Wiesche 1/2

Wiesche Velau

Wiesche Reuter
Die Tiefbauanlage Wiesche lag im Westen von Mülheim-Heißen. Der Schacht 1 (Emilie) wurde ab 1828 abgeteuft. In diesem Jahr war Wiesche die größte Zeche im Ruhrgebiet. Die Förderanlage bestand aus einem großen Schachthaus, an das die Fördermaschinengebäude für Wasserhaltung und Förderung angebaut waren. 1902 wurde ein eisenes Gerüst eingezogen, das nur wenige Meter über das Dach reichte. Schon vor 1840 wurde unter Tage Pferdeförderung eingeführt. Ab 1860 wurde der Schacht Vereinigung als Wetterschacht angeschlossen, nachdem die Vorräte unter der Stollensohle von der Zeche Verein abgebaut waren. Im selben Jahr starben drei Bergleute, als Standwasser einbrach. Dies war eine Folge des früheren sehr verzettelten Abbaus. Viele abgesoffene Betriebe waren unzureichend gesichert bzw. ihre Lage nicht kartiert. Auch 1901 und 1918 kam es zu Wassereinbrüchen. Tote gab es dabei nicht. 1895 starben drei Bergleute bei einer Schlagwetterexplosion. Diese blieb für Mülheim einmalig, da hier keine Fettkohle anstand, die viel Methan enthält. 1913 kamen vier Bergleute bei einem Förderkorbabsturz um, 1937 drei durch giftige Fase.
1861 wurde die erste Brikettfabrik des Ruhrgebiets gebaut, die aber nicht rentabel war. Die Technik war noch unausgereift und das benötigte Pech zur Bindung der Feinkohle war zu teuer (Kokereipech fiel erst später in größeren Mengen an). 1867 wurde die Fabrik stillgelegt. Von 1887 bis 1896 war eine weitere Brikettfabrik in Betrieb. Nach mehreren Unterbrechungen arbeitete ab 1904 endlich profitabel.
Mit der Vergrößerung des Abbaus wurden Wetterschächte nötig. Wetterschacht 3 (Velau) im Südfeld und Schacht 4 (Reuterstrasse) im Norden. Die Förderung wurde ab 1898 als der Schacht 2 in Betrieb ging auf einen Schacht konzentriert. Danach stieg die Förderung stetig und 1931 kam des Grubenfeld der Zeche Humboldt dazu. 1952 endete der eigenständige Betrieb mit dem Anschluß an die Zeche Rosenblumendelle. 1953 stellte die Brikettfabrik den Betrieb ein und 1960 wurden die Schächte abgeworfen.
Das Gelände ist heute gewerblich und industriell genutzt. Der Schachtdeckel von Schacht 1 liegt auf dem Parkplatz eines Discounters, der sich hier niedergelassen hat. Von den Gebäuden am Schacht 2 stehen noch das Fördermaschinenhaus und die Waschkaue, die beide leicht verändert wurden. Die Revisionsöffnung liegt in einem Grünbereich neben dem Werkstor. Südlich vom Zechengelände lag ein Bergeschacht. Hier liegt der Revisionsdeckel neben dem Eingang eines Lebensmittelmarkts.

Übersicht Schachtdaten

Schacht Teufbeginn Inbetriebnahme Stilllegung max. Teufe (m) Brikettfabrik
Friedrich 1809 1811 1880 207  
Wilhelmine 1814 1816 vor 1870 136  
Schacht 1 (Emilie) 1828 1830 1960 551 1861 - 1953
Vereinigung 1842 1842 1879 132  
Leybank   ab 1851 1880    
W 3 (Velau) 1870 1870 1924 55  
W 4 1895 1895 1924 44 t + 600  
Schacht 2 1896 1898 1960 774  
W Nord 1901 1901      
Christian   ab 1909 1949    
Franz   ab 1931      


maximale Förderung 519118 t 1934 (mit Humboldt)

durchschnittlich 200000 - 330000 t/a


Der Wetterschacht 4 wurde im oberen Teil tonnlägig (schräg) abgeteuft und ab 44 m weitere 600 m im Flöz (Abhauen) verlängert. Die Seigerteufe (Senkrechte) war somit geringer. Als weitere Wetterschächte wurden der Schacht Christian von Sellerbeck und der Schacht Franz von Humboldt übernommen.
Wegen der überalterten Betriebsanlagen (vor allem unter Tage) hatte die Zeche bis zur Modernisierung durch den MBV in der Bevölkerung den Beinamen "Elend".


Wiesche 1
Schacht 1 um 1900, völlig veraltete Tagesanlage
Wiesche 1/2
angeblich Wiesche 1/2 um 1900 (wahrscheinlich Pluto 2/3)
Wiesche 1
Schacht 1, heute Verbrauchermarkt
Wiesche 1
Schacht 1 auf dem Parkplatz
Wiesche 2
Schacht 2 1960er Jahre
Wiesche 2
Schacht 2 industrielle Folgenutzung
Wiesche 2
Schacht 2 ehemaliges Zechentor
Wiesche 2
Revisionsöffnung von Schacht 2
Wiesche Bergeschacht
Bergeschacht
Wiesche Reuterstrasse
Luftschacht Reuterstrasse
Wiesche Reuterstrasse
Luftschacht Reuterstrasse Schachtdeckel
Wiesche Reuterstrasse
Luftschacht Reuterstrasse Gelände
Wiesche Wilhelmine
Schacht Wilhelmine
Schacht Leybank
Bereich Schacht Leybank
Schacht Leybank
Schacht Leybank Revisionsöffnung

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