Rosenblumendelle in Mülheim-Heißen

1856 - 1925


Rosenblumendelle Übersicht


Die Zeche ging wie die anderen in Mülheim aus sehr alten Stollenbetrieben hervor. Der Name ist wohl aus der Örtlichkeit abgeleitet und bedeutet soviel wie Geländeeinschnitt mit Bewuchs von Heckenrosen. Die Tiefbauanlage war nach dem 2. Weltkrieg der "Lumpensammler" für alle noch betriebenen Zechen, um deren Restvorräte abzubauen. Dazu gehörte auch die Zeche Hagenbeck in Essen. Mit der Stilllegung endete der Bergbau im Mülheim.
Direkte Vorgängerbetriebe und weitere an der Konsolidation in Jahr 1841 waren:

Nach der Verleihung als Ver. Rosenblumendelle fand bis mindestens 1852 kein Betrieb statt. Ab 1856 begann das Abteufen von Schacht 1. Auch hier waren Handpumpen im Einsatz (von 97 Beschäftigten waren 54 Pumper). Bei Förderbeginn wurde eine Dampfmaschine für die Wasserhaltung aufgestellt. Die Förderung des Aushubs erfolgte mit einer Lokomobile, einer fahrbaren Dampfmaschine, die etwa den im Straßenbau eingesetzten Dampfwalzen entsprach. 1859 begann die regelmäßige Förderung. Der massive Schachtturm war einer der frühen Malakoffs. Von größeren Unglücken blieb die Zeche verschont, da nur Hausbrand und Kraftwerkskohle abgebaut wurde. Daher war die Brikettherstellung sehr wichtig. 1957 wurden maximal 880766 t hergestellt. Mit der Stilllegung der Zeche war Mülheim 1966 die erste Großstadt im Ruhrgebiet ohne Kohleförderung.


Rosenblumendelle

Rosenblumendelle
Die Hauptschachtanlage lag relativ frei von angrenzender Bebauung in Mülheim-Heißen. Ab 1856 wurde der erste Schacht abgeteuft. Er erhielt einen der ersten Malakofftürme. Der Abbau führte 1866 zum Versiegen der meisten Brunnen in Heißen. Dies war wohl auch durch einen nur auf Gewinn orientierten Betrieb verursacht. Die Eigner waren überwiegend Kohlenhändler, die wenig Kenntnisse in der Betriebsführung einer Zeche hatten. Die Förderung ging kontinuierlich zurück - von etwa 100000 t/a um 1870 bis auf knapp 30000 t im Jahr 1889. In diesem Zeitraum halbierte sich die Belegschacht von rd. 400 auf 200. Die Zeche wurde 1891 vom Mülheimer Bergwerksverein (MBV) erworben. Dieser betrieb schon die Nachbaranlagen und modernisierte die Zeche. Wegen der veralteten Tagesanlagen hatte sie zu dieser Zeit den Namen "Jammer". Auch die Lage zu anderen Zechen führte dazu, dass sie der letzte Förderstandort des MBV war. Der Malakoffturm über Schacht 1 wurde durch eine Turmförderung ersetzt. Diese war eine der wenigen im Ruhrgebiet, die gemauert wurde. Auf dem Schacht 2 wurde ein Gerüst der Essener Zeche Graf Beust neu aufgestellt, als dieses durch ein leistungsfähigeres ersetzt wurde. Ein solcher "Umzug" (Translokation) war sehr selten.
Nach der Übernahme der Essener Zeche Kronprinz hieß die Zeche Rosenblumendelle. 1900 folgten Durchschläge zu den Zechen Wiesche und Humboldt, die später ebenso wie die Zeche Hagenbeck übernommen wurden. Nach der Stillegung wurde die Brikettfabrik zwei Jahre lang weiter betrieben.
Auf dem Betriebsgelände stehen noch einige Gebäude (Waschkaue/Verwaltung) und das Kraftwerksgebäude, die weiter gewerblich genutzt sind. Die größte Fläche nehmen Fachmärkte (u.a. Zoomarkt, Tierfutter) ein. Es gibt auch eine Tierklinik. Ein Betrieb für Containerbau hat hier sein Stammbüro (fabriziert wird aktuell in Kroatien). Der Schacht 1 liegt auf einem Parkplatz. Er ist am Revisionsdeckel zu erkennen; genauso der Schacht 2 in einem Grünstreifen. Hier steht noch ein Förderwagen zur Erinnerung an den Bergbau. Im Kreisverkehr an der Zufahrt zum Gewerbegebiet wurde eine kleine Seilscheibe aufgestellt.

Übersicht Schachtdaten Rosenblumendelle

Schacht Teufbeginn Inbetriebnahme Stilllegung max. Teufe (m) Brikettfabrik
1 1856 1857 1966 707 1899 - 1968
2 1897 1899 1966 525  
3 1901 1903 1966 538  
Hagenbeck 1   ab 1928 1951    
Hagenbeck 2   ab 1928 1965    
Hagenbeck 3   ab 1928 1965    
Wiesche 1   ab 1952 1960    
Wiesche 2   ab 1952 1960    

maximale Förderung 1.333939 t 1955 im Verbund
als Einzelanlage 1.111951 t 1937

durchschnittlich 800000 - 1,3 Mio. t/a im Verbund
als Einzelanlage 700000 - 900000 t/a


Rosenblumendelle 3
Die Zeche Kronprinz von Preußen war ein der ersten, auf der ein Schacht durch den stark wasserführenden Emschermergel abgeteuft wurde. Dies wurde dem Investor Franz Haniel fast zum Verhängnis. Er bekam die Wasserzuflüsse nicht in den Griff (auch in der Abteufphase) und gab die Anlage später auf. 1835 begann das Teufen des Förderschachts und 1838 die Förderung. Statt der erhofften gewinnversprechenden Fettkohle traf man auf Esskohle. Der Schurfschacht lag weiter südlich im Bereich der Esskohlenschichten. Da die Geologie des Karbons in dieser Region noch fast unbekannt war, hoffte Haniel weiter nördlich auf Fettkohlen zu stoßen wie in Essen. 1838 konsolidierte man mit der 1832 abgeteuften Anlage Franz in der Nähe von Schloss Borbeck zu Ver. Kronprinz. Auch bei dieser traf man 1834 wieder nur auf Esskohle. Dazu kam der zu geringe Querschnitt des Schurfschachts (1,24 x 1,55 m), der für eine mögliche Förderung zu klein war. Er wurde im selben Jahr verfüllt.
Es bestand wohl der Plan, von Norden her das Feld von Franz zu erschließen. Dazu wurde ein weiterer Schurfschacht (Louise) abgeteuft. Die jetzt angetroffene Fettkohle konnte wegen des wieder zu kleinen Querschnitt des Schachts nicht erschlossen werden. Da auch das Kapital erschöpft war wurde ab 1842 der Betrieb eingestellt. Danach folgten nur noch Erweiterungen des Feldes. 1866 mussten wegen Bergschäden am Schacht Kronprinz dort Nachverfüllungen vorgenommen werden. Die Berechtsame ging 1895 an Ver. Rosenblumendelle.
Im Grubenfeld wurde ab 1901 der Schacht Kronprinz (Rosenblumendelle 3) abgeteuft. Von ihm führte eine Seilbahn zur Rheinischen Bahn, wo die geförderte Kohle verladen wurde. Diese wurde schnell überflüssig, da schon 1903 die Kohle unter Tage zum Schacht 1/2 transportiert wurde. Die Seilbahn blieb wohl noch eine Zeit lang weiter für den Materialtransport in Betrieb, der Schacht weiter für Seilfahrt (bis 1961) und Bewetterung (bis 1966).
Die o.a. Schwierigkeiten sind exemplarisch für die ersten Mergelschächte. Neben den Wasserzuflüssen kamen hier auch geologische Störungen dazu. Auch die Schachtteufe von über 210 m war ausschlaggebend. Fördernde Anlagen waren ähnlich tief, aber gewachsen und hatten die nötigen Förder- und Pumpenanlagen. Die Förderung am Schacht Kronprinz lag nur bei 1000 - 3300 t/a, am Schacht Franz nur 386 t in der Erkundungsphase.
Zur Berechtsame ver. Kronprinz gehörte seit 1851 auch das Feld von Friedrich Wilhelm IV. Hier teufte Franz Haniel 1841 einen Schurfschacht ab und erstellte einen Querschlag von mehr als 40 m Länge zur Inaugenscheinnahme der Fundflöze. 1842 wurden die Arbeiten eingestellt. Ein Abbau wurde nicht aufgenommen. Heute sind in Bereich einer Sportanlage insgesamt vier Revisionsdeckel zu finden, wovon drei von den damals üblichen Lichtlöchern oder Tagesüberhauen stammen.

Übersicht Schachtdaten Kronprinz

Schacht Teufbeginn Inbetriebnahme Stilllegung max. Teufe (m)
Franz 1832 1833 1834 56
Schurfschacht Kronprinz 1832      
Versuchsschacht 1835     21
Kronprinz 1835 1838 1842 ca. 210
Louise 1841 1842 1842  
Schurfschacht Friedrich Wilhelm IV 1841 1841 1842 ca. 35


Mülheimer Berwerksverein (MBV)

Der MBV war eine der frühen Bergbaugesellschaften, die durch laufende Rationalisierung und Betriebsoptimierungen recht erfolgreich agierte. Der Felderbesitz umfaßte das gesamte Mülheimer Gebiet, in dem Steinkohle anstand. Dazu kamen große Teile im Westen von Essen, die bis an die heutige Innenstadt reichten. Mit den relativ kleinen alten Zechen, die bis auf Hagenbeck keine Kokskohlen förderten gelang trotzdem ein profitabler Betrieb durch die Konzentration auf Brikettproduktion. Die Zeche Rosenblumendelle hatte lange die größte europäische Brikettfabrik.
Um die Kosten für das eigentlich notwendige Tieferteufen des Förderschachts zu vermeiden wurde nach dem Krieg stärker im Unterwerk gearbeitet. Ein Risiko dabei ist ein möglicher Wassereinbruch, der früher auch immer wieder bei vielen Zechen eintrat. Mit besseren Pumpen und wahrscheinlich geringen Zuflüssen wurde ab 1957 fast 200 m unter der Hauptfördersohle Kohle gewonnen. Diese wurde erst bis zu dieser Sohle gehoben und dann zum Förderschacht gebracht. Damit entstanden zusätzliche Kosten.


Rosenblumendelle
Rosenblumendelle 1920er Jahre noch mit Malakoff
Rosenblumendelle
Rosenblumendelle 1959 mit Turmförderanlage
Rosenblumendelle
Rosenblumendelle 1/2 1960er Jahre
Rosenblumendelle
Holzplatz - gut zu sehen, wieviel Grubenholz verbraucht wurde
Rosenblumendelle
Schacht 1 auf einem Parkplatz
Rosenblumendelle
Schacht 2 in einem Grünstreifen
Rosenblumendelle
Revisionsöffnung von Schacht 2 neben Förderwagen
Rosenblumendelle
Zufahrt mit Seilscheibe und Rest des Kraftwerks
Rosenblumendelle
Verwaltungsgebäude (rechts), Waschkaue (links)
Rosenblumendelle
Waschkaue
Rosenblumendelle
Gelände Brikettfabrik, heute Umspannwerk
Rosenblumendelle
Grubenfeld des MBV

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