Zeche Humboldt in Mülheim-Heißen

1855 - 1929


Humboldt Übersicht


Die Zeche Humboldt lag nahe der Stadtgrenze zu Essen. Dorthin erstreckte sich auch ihr Grubenfeld, das bis in die Nähe des Essener Klinikums reichte. Es bestand kein zusammenhängender Abbau, der unter Tage über eine Hauptförderstrecke gebündelt wurde. In der Zeit des Stollenbaus bestanden mehrere kleinere Stollenbetriebe, die organisatorisch zu Humboldt gehörten. Deren große Anzahl zusammen mit den Vorgängern macht eine Übersicht schwierig, da durch die starke Überbauung heute keine Spuren erkennbar sind.
Seit mindestens 1765 bis 1804 betrieb Humboldt einen Stollen im Bereich der späteren Tiefbauanlage. Diese begann mit dem Abteufen von Schacht Franz 1855. Ein selbständiger Betrieb lief bis 1930. Danach war die Anlage im Rahmen des Mülheimer Bergwerksverein, in dem alle Mülheimer Zechen aufgingen (Humboldt 1898) der zentrale Standort für den Landabsatz (Fuhrwerk/Lkw). Es bestanden zwölf Kohlebunker und schnell hatte die Anlage den Spitznamen "12 Apostel" weg.
Die teilweise sehr frühen Stollenbetriebe in Mülheim-Fulerum und auf Essener Gebiet waren die folgenden (Betrieb mit vielen Unterbrechungen bei sehr geringen Fördermengen):


Gitzkiel

Rettelstruck

Hppenkuhle

Hammelsbeck

Humboldt
Der größte an der Konsolidation beteiligte Betrieb lag westlich von der Anlage Humboldt. Aus kleinen Stollenbetrieben entstand 1847 die Zeche Hammelsbeck. Ihr Förderschacht lag im Bereich des Humboldthains. Ab 1732 wurde ein noch älterer Abbau wieder aufgenommen. Besonders zu erwähnen ist dabei eine Wasserkunst, die um 1790 in Betrieb war. Diese aus dem Harz stammende Technik nutzte ein Mühlrad für den Antrieb der Wasserförderung mit Hilfe von Eimern oder hölzernen Trögen. Diese war für das Ruhrgebiet ungeeignet und wurde in ganz wenigen Fällen eingesetzt, da die kleinen Bäche nicht ausreichend Wasser führten. 1847 fand die Konsolidation mit kleinen Nachbarzechen statt.
Dazu gehörte auch die Zeche Kleflappen, die um 1796 aus der älteren Anlage Cleflappen entstand. 1812 wurde der Betrieb wieder aufgenommen. Die auftreten Wasserprobleme wurden erst mit einer "Rosskunst" angegangen, wahrscheinlich ein Göpel statt der o.e. Wasserkunst. Die 1814 aufgestellte Dampfmaschine bewältigte das Grubenwasser, aber es kam kein rentabler Betrieb zustande obwohl das gebaute Flöz gut einen Meter mächtig war. Bis 1819 wurden 140000 Taler (entspricht 420000 Mark) Zubuße gezahlt und der Abbau im Mai eingestellt. 1821 wurde noch einmal von April bis Oktober Kohle gewonnen, danach fanden bis zur Übernahme durch Hammelsbeck 1847 keine Aktivitäten statt.
1856 begann das Abteufen eines Schachts für den Tiefbau, der 1858 aufgenommen wurde. 1860 wurden beachtliche 62031 t gefördert. Danach bremsten Probleme mit Wasserzuflüssen ein möglichen Wachstum und 1865 wurden nur noch 49160 t gefördert. In diesem Jahr begann die Betriebsgemeinschaft als Vereinigte Humboldt. 1866 folgte die Übernahme, nachdem die unterschiedlichen Bergverordnungen angeglichen waren.
Die Zeche Humboldt hatte nur sehr unregelmäßig gefördert. Sie war 1807 bei der Konsolidation mit weiteren Zechen (Regenbogen in Essen-Fulerum - wahrscheinlich in Betrieb von 1800 bis 1807 und Carl Wilhelm in Mülheim-Fulerum - Betrieb im 18. Jahrhundert) die größere Anlage. 1855 folgte der Übergang zum Tiefbau. Der Abbau erstreckte sich nun bis nach Essen-Frohnhausen. Später reichte dieser bis in das Feld der Zeche Hagenbeck in Essen, die auch zum Mülheimer Bergwerksverein gehörte. So konnten früh unter Tage optimale Abbaubedingungen erreicht werden. [Bei den meisten Zechen wurden dafür z.T. komplizierte Vereinbarungen im Bereich der Markscheiden getroffen.] Bis 1918 rentierte sich der Abbau in Essen, danach begannen mit der Ruhrbestzung betriebliche Schwierigkeiten, die 1929 zur Übernahme durch Rosenblumendelle führten. Ab 1930 wurde der Abbau von der Zeche Wiesche übernommen, die günstiger lag. Ab 1952 förderte nur noch die Anlage Rosenblumendelle im Verbund aller noch bestehenden Mülheimer Zechen bis 1966.
Von der Anlage ist nichts erhalten. Sie wurde komplett vom Rhein-Ruhr-Zentrum überbaut. Der Schacht liegt im Parkhaus. Es sind mehrere Revisionöffnungen vorhanden, da neben dem Förderschacht bei den frühen Tiefbauanlagen auch immer ein separater Wasserhaltungsschacht bestand. Bis auf einen Förderkorbabsturz mit drei Toten im Jahr 1909 ereigneten sind wohl keine weiteren Unglücke bis zur Übernahme durch Wiesche.

Wetterschacht Humboldt
Weit entfernt vom Förderschacht wurde mit dem Tiefbau ein weiterer Wetterschacht nötig. Dieser wurde 1897 in Essen-Holsterhausen abgeteuft (3 km von Schacht Franz). Damit konnte ein älterer gebrochener Schacht wegfallen. Von 1898 bis 1912 war der Schacht in Betrieb und wurde 1919 endgültig aufgegeben, nachdem seit 1910 ein Wetterschacht der Zeche Hagenbeck mit genutzt wurde.

Prinz Friedrich
Südlich von Humboldt scheiterte der Versuch, eine Zeche anzulegen. 1826 wurde am Schurfschacht von Prinz Friedrich (nur 4,5 m tief) ein Flöz aufgeschlossen. Erst 1839 folgte die Verleihung und damit die Abbaugenehmigung. Ab 1841 wurde ein alter Stollen bis auf 269 m weiter aufgefahren. Bis 1847 wurde sporadisch weiter gearbeitet, aber das Flöz erwies sich als unbauwürdig. Von der Anlage überdauerten keine erkennbaren Reste.

Übersicht Schachtdaten

Schacht Teufbeginn Inbetriebnahme Stilllegung max. Teufe (m) Brikettfabrik
Franz bzw. Humboldt 1855 1856 1966 521 1904 - 1925
Wasserhaltung 1855 1856 1900 109  
W 1 1889 1890 1898 109  
W 2 1897 1898 1912 109/338  
Wetterschacht Hagenbeck   ab 1910      
Hammelsbeck 1856 1857 ca. 1866 176  


maximale Förderung 218071 t 1913

durchschnittlich 150000 - 170000 t/a


Wegen der überalterten Betriebsanlagen (vor allem unter Tage) hatte die Zeche bis zur Modernisierung durch den MBV in der Bevölkerung den Beinamen "Kreuz".


Humboldt
Schacht Franz 1928 mit den Gebäuden aus der Anfangsphase
Humboldt
Landabsatz 1935
Humboldt
Landabsatz 1964 mit den "12 Aposteln"
Humboldt
Resvisionsdeckel
Humboldt
Resvisionsdeckel
Humboldt
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