Die Zeche Ewald war die letzte aktive Zeche in Herten. Die Stadt galt lange als größte Bergbaustadt Europas.
Heute versucht sie dieses Image zu ändern in Richtung Zukunftstechnologie. Der Namensgeber der Zeche war der Essener Unternehmer
Ewald Hilger, einer der Mitgründer und erster Vorsitzender des Grubenvorstands. Er war auch an der Essener Actienbrauerei, der
späteren Stern-Brauerei beteiligt und der Essener Maschinenbau AG Union, die auch Bergbauzulieferer war.
Die Zeche wurde anfangs im Volksmund auch Elend genannt. Wahrscheinlich waren durch die große Teufe (1884 mit 624 m tiefster Schacht
im Ruhrgebiet) die Beeinträchtigungen durch Hitze hoch und wurden erst mit dem zweiten Schacht und damit besserer Bewetterung
erträglicher. Ungewöhnlich für eine Großzeche war das Fehlen einer eigenen Kokerei. Die zum Verkoken geeignete Kohle ließ sich offenbar
sehr gut verkaufen. Da die weit im Norden liegende Anlage Ewald Fortsetzung wohl als Kokereistandort dienen sollte wurde 1913
dort eine Kokerei in Betrieb genommen, um eine Quote beim Kokssyndikat zu erhalten. Auf Ewald wäre das zu diesem Zeitpunkt nicht
möglich gewesen. Die hier geförderte Gaskohle war eignete sich nur bedingt zu Verkokung. Da die Quote auf eigene Anlagen übertragen
werden konnte erhielt sie Ewald Fortsetzung und die ab 1914 nicht weiter betriebene Kokerei wurde 1916 dorthin versetzt.
Die Förderung von Ewald war immer hoch und lag 1900 knapp unter 1 Mio t/a und danach nur im 2. Weltkrieg darunter. Es wurden
auch schon sehr früh (1910) Schüttelrutschen und Förderbänder eingesetzt. Technisch war der Betrieb immer auf neuestem Stand.
Ab 1970 begann der Verbund mit Nachbarzechen. Zunächst wurde das Ostfeld von Graf Bismarck angeschlossen. 1974 folgte die Zeche
Recklinghausen. Dazu wurden die Förder- und aufbereitungsanlagen modernisiert. Eine der beiden Anlagen musste schließen. Es traf
die Zeche Recklinghausen, da hier die Voraussetungen für einen Umbau ungünstiger waren. 1990 kam die zweite Hertener Zeche
Schlägel & Eisen dazu, der Betrieb lief unter Ewald/Schlägel & Eisen. Ab 1997 Bestand noch ein Verbund mit der Zeche
Hugo, der aber nur noch das kontrollierte Auslaufen des Gesamtbetriebs darstellte. Das Grubenfeld reichte bis nach Essen und
Ewald/Hugo war der größte Förderstandort im Revier mit 4.107433 t Förderung 1998 und 3.782770 t 1999 und 16 bzw. 14 aktiven Schächten.
Vergleichsweise förderten 161 Zechen 1894 zusammen 4.073400 t. Die Benennungen deuten auch auf die Abbauschwerpunkte hin, die jeweils
überwiegend in den neu angeschlossenen Feldern lagen. Die eigenen Vorräte waren bis auf kleinere Bereiche erschöpft.
Als alle wirtschaftlich gewinnbaren Vorräte abgebaut waren folgte 2000 die Gesamtstilllegung, die ursprünglich für 2002 geplant
war. Nach dem Beschluß von 1996, die Kohlesubventionen vorzeitig zu kürzen kam es zu zahlreichen Protesten. Als 1997 die Kohlerunde
abgebrochen wurde blockierten die frustrierten Bergleute die an der Zeche vorbeilaufende A2 für mehrere Stunden.
Unglücke mit Toten waren fast nicht zu beklagen. Nur 1923 starben drei Bergleute bei einem Seilriss und 1971 sieben bei einem Strebbruch.
Schacht | Teufbeginn | Inbetriebnahme | Stilllegung | max. Teufe (m) | Kokerei |
1 (Hilger) | 1872 | 1876 | 1998 | 743 | 1913 - 1914 |
2 (Hagedorn) | 1888 | 1892 | 2000 | 800 | |
3 (Schürenberg) | 1895 | 1897 | 1996 | 800 | |
4 (Waldthausen) | 1895 | 1897 | 2000 | 1250 | |
5 | 1907 | 1908 | 1996 | 937 | |
6 | 1911 | 1912 | 1996 | 1250 | |
7 | 1940/1949 | 1955 | 2000 | 1000 | |
Recklinghausen I/1 | ab 1974 | 1988 | |||
Recklinghausen I/2 | ab 1974 | 1977 | |||
Recklinghausen II/1 | ab 1974 | 1990 | |||
Recklinghausen II/2 | ab 1974 | 1990 | |||
Recklinghausen II/3 | ab 1974 | 1977 | |||
Recklinghausen II/4 | ab 1974 | 1990 | |||
Emschermulde 1 | ab 1976 | 1996 | 1176 | ||
Hugo Ost | ab 1984 | 2000 | |||
Emschermulde 2 | ab 1992 | 2000 |
maximale Förderung 4.329853 t 1990
durchschnittlich 1,2 - 2 Mio. t/a
im Verbund 3 - 4 Mio. t/a
Nach den Übernahmen wurden alle nicht benötigten Schächte verfüllt, es blieben nur Schächte für Frischwetter, Seilfahrt und Materialförderung offen.