Die Zeche Friedrich der Große ist nach dem preußischen König Friederich II. benannt. Schon 1855 war das
Grubenfeld gemutet worden. Es war mit knapp neun km³ für die damaligen Verhältnisse riesig. Durch die zu diesem Zeitpunkt einsetzende
Produktionsbeschränkungen in der deutschen Eisenindustrie (die englischen Eisenpreise sanken) verzögerte sich das Abteufen von
Schacht 1 bis 1870. Die Anfangsjahre waren schwierig, da 1876 ein Grubenbrand zum kontrollierten Fluten der Fördersohle führte.
Nach dem Sümpfen legte ein erneuter Wassereinbruch die Zeche bis Anfang 1877 lahm. 1880 kam es aus demselben Grund zu zwei Monaten
Stillstand. Das Oberbergamt forderte daher einen zweiten Schacht Verbund bestand. Dort war die Situation identisch. Erst 1887 konnte
zum ersten mal ein Gewinn ausgeschüttet werden. Danach entwickelte sich der Betrieb relativ gut. 1912 wurden erstmals mahr als
1 Mio. t gefördfert. Die drei eigenständigen Anlagen wurden 1930 zusammengefasst und die Anlage 3/4 zur Förderanlage ausgebaut.
Es standen große Mengen guter Kokskohle an. Daher stieg das Interesse bei Hüttenbetrieben ihre Koksversorgung abzusichern, indem
sie Zechen zukauften. 1918 kaufte der Bochumer Verein Friedrich der Große. Nach nur 2 1/2 Jahren verkaufte er die Zeche an
die Ilseder Hütte. Diese lag in Peine und durch den Rhein-Herne-Kanal war eine günstige Transportmöglichkeit gegeben. Zur Hütte
gehörte auch die Erzgrube Leonie. Dort gab es 1963 ein Unglück durch einen gebrochenen Damm eines Schlammteichs. Der Schlamm drang
in die Grube ein. Es gab eine aufwändige Rettungsaktion ("Wunder von Lengede") mit dem Einsatz der "Dahlbuschbombe". Ausführliche
Informationen dazu sind bei der Zeche Dahlbusch zu finden. Als
Konzernzeche war Friedrich der Große relativ abgesichert. Sie wurde vor allem unter Tage stark mechanisiert. Nach der
Gründung der Ruhrkohle AG 1968 brachte die Hütte ihre Zeche am 1. Januar 1969 in die RAG ein. Die Zukunft sah nicht gut aus.
Es waren immer wieder hohe Kosten für den Bergeversatz angefallen. Dies betraf den Kanal mt seinen Schleusen und die Bahnanlagen in
Herne, die in den 1950er Jahren angehoben werden mussten. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, als überwiegend in steiler
Lagerung abgebaut wurde besaß die Zeche mehrere Sandgruben bei Datteln für ausreichendes Verfüllmaterial beim Spülversatz.
Es drohte der Anschluss an die Bergwerke Bochum. Es kam dann zum Verbund mit Mont-Cenis, da deren Grubenfeld bei beiden
Varianten angeschlossen werden sollte. Der ab 1973 laufende Verbund wurde trotz schwieriger Geologie und der damals extrem großen
Teufe - wenn auch nur für kurze Zeit - ein Erfolg.
Die erste Schachtanlage entstand weit ab vom damaligen Dorf Herne lag und ihre Anbindung an die bestehende Verkehrsinfrastruktur
war unzureichend. Erst 1875 kam der Anschluss an die Eisenbahn. Die Anbindung an den Rhein-Herne-Kanal ab 1897 durch einen Stichkanal
verbesserte die Transportsituation grundlegend, obwohl das Betriebsgelände am Schacht 1/2 damit in zwei Teile getrennt wurde.
Friedrich der Große war die erste Zeche in Herne, die nicht mit ausländischem Kapital entstand. Alle anderen hatten französische,
belgische und irische Investoren. Im Volksmund wurde die Zeche Piepenfritz genannt.
Bei Schlagwetterexplosionen starben 1898 drei und 1918 26 Bergleute. 1944 forderte ein Bombentreffer auf die Waschkaue 100 Tote
und 65 Verletzte.
Schachtanlage 1 um 1880. Man erkennt den typischen Malakoffturm der damaligen Tiefbauanlagen. Ebenso typisch ist die
noch ländlich geprägte Umgebung
|
Schacht 1/2 um 1930. In den Malakoffturm ist inzwischen ein Strebengerüst eingezogen
worden. Damit wurde die Anlage leistungfähiger.
|
Landabsatz um dieselbe Zeit. Zu erkennen ist eines der üblichen Pferdefuhrwerke, die
auch in den ersten Nachkriegsjahren wieder auftauchten.
|
Zecheneingang der Anlage 1/2 im ursprünglichen Zustand. Direkt daneben steht
ein Wohnhaus, wahrscheinlich für einen Zechenbeamten.
|
Schacht 3/4 mit den Aufbereitungsanlagen. Vorne Kesselwagen für die Wertstoffe
aus der Kokerei.
|
Haltestelle der Buslinie zur Anlage 3/4. Die Oberleitungsstrecke war von 1950
bis 1959 in Betrieb. Bis zum Konkurs 1931 fuhr dort die Wetrfälische Straßenbahn.
|
Ansicht der Anlage 3/4 mit der Halde und daneben der Holzplatz. Bis zum Einsatz
eiserner Stempel hatten die Holzplätze teils riesige Ausmaße.
|
Das Gebäude in Vordergrund entspricht einer heutigen Kita, allerdings ohne
große pädagogische Ansprüche, eher Verwahranstalt.
|
Zentralkokerei am Schacht 3/4.
|
Zu den Kokereien gehörten immer Nebengewinnungsanlagen, die die Produkte
für die Chemiewerke bis zum Einsatz von Erdöl lieferten.
|
Zur Zeche gehörte auch ein relatv großer Hafen. Hier begann früher der
Stichkanal zur Anlage 1/2.
|
Zechenplatz am Schacht 3/4. Die aufgereihten Wagen dienten zum Transport
von Material (meistens Holz) nach unter Tage.
|
Schacht | Teufbeginn | Inbetriebnahme | Stilllegung | max. Teufe (m) | Kokerei |
1 | 1870 | 1874 | 1967 | 802 | 1886 - 1930 |
2 | 1890 | 1893 | 1966 | 633 | |
3 | 1902 | 1907 | 1978 | 538 | 1907 - 1974 |
4 | 1903 | 1907 | 1978 | 538 | |
5 | 1913 | 1915 | 1978 | 790 | |
6 | 1962 | 1967 | 1978 | 799 | |
Mont Cenis 1 | ab 1973 | ||||
Mont Cenis 2 | ab 1973 | ||||
Mont Cenis 3 | ab 1973 | ||||
Lothringen 6 | ab 1973 |
maximale Förderung 2.162206 t 1974
durchschnittlich 1 - 1,5 Mio. t/a
Die Übernahme der Zeche Mont Cenis erfolgte von den Bergwerken Bochum, die im Raum Bochum die Restkohlen der nördlichen Zechen abbauten und schon vor der Stilllegung das weit vom Förderschacht entfernte Baufeld abgaben. Der Schacht Lothringen 6 war für die Bewetterung des sehr weitläufigen Grubenfeldes vom Eschweiler Bergwerksverein angepachtet. Die Zeche Lothringen war schon seit 1967 nicht mehr in Betrieb.