Die Zeche Wilhelmine Victoria ist ein Beispiel für eine Anlage mit relativ kleinem Grubenfeld, das von größeren
Zechen umgeben war. Solche Zechen konnten nur bestehen, wenn die Lagerstätte sehr günstig war (wie bei der südlicher gelegenen Anlage
Dahlbusch). Hier stand in den oberen Partien die beim Abteufen weniger gefragte Gas- und Gasflammkohle an. Diese war überwiegend flach
gelagert, aber die darunter anstehende Fettkohle, die sich gut zu Koks verarbeiten lässt war nicht erreichbar. Es wurde trotzdem versucht Koks
zu erzeugen. Ein wirschaftlicher Betrieb konnte nicht erreicht werden. Die geförderte Kohle eignete sich nur zur teureren Vergasung oder
zum Verfeuern in Kraftwerken. Folgerichtig ging 1928 ein Kraftwerk in Betrieb, das den Bestand der Anlage sicherte. Möglicherweise wäre
ohne den Eigentümer, den preußischen Staat die Entwicklung anders verlaufen und wie bei vielen anderen Zechen die frühe Stilllegung
gekommen. Nach 1960 ging das Grubenfeld an Nachbarzechen, die weiter die noch anstehenden Vorräte abbauten. Von 1962 bis 1973 geschah
dies von der Essener Zeche Fritz Heinrich aus. Von 1980 bis ewa 1993 bauten die Zechen Nordstern und Consolidation
im Feld Wilhelmine Victoria Kohle ab. Danach waren die Vorräte endgültig erschöpft.
In geringem Maße bestand bis 1875 eine Förderung von Eisenerz, das in einigen Flözpartien angereichert war. Von 1936 bis 1940 wurde sie
noch einmal aufgenommen im Rahmen der Autarkiepolitik des NS-Regimes.
Der Name der Zeche leitet sich von der Bohrgesellschaft ab, die aus der Fusion von mehreren in der Gegend tätigen Gesellschaften im
Jahr 1855 entstand. Seit 1853 reichte ein erbohrtes Flöz zum Verleihen eines Bergbaufeldes; davor musste ein Schurfschacht zum
"Aufdecken" des Fundflözes geteuft werden. Offenbar überschätzten sich viele der neuen Bohrgesellschaften und fusionierten.
Bis auf Schlagwetterexplosionen ( 1883 und 1899 jeweils drei Tote) in der Anfangsphase und ein Seilfahrtunglück 1917 mit drei Toten
gab es keine gößeren Unglücke. 1942 starben bei einem Grubenbrand fünf und 1958 drei Bergleute beim Absturz einer Schachtbühne.
Schacht | Teufbeginn | Inbetriebnahme | Stilllegung | max. Teufe (m) | Kokerei |
1 | 1856 | 1860 | 1960 | 928 | 1894 - 1911 |
2 | 1872 | 1876 | 1960 | 700 | 1914 - 1919 |
3 | 1888 | 1892 | 1960 | 928 | |
4 | 1898 | 1900 | 1960 | 700 |
maximale Förderung 842187 t 1926
durchschnittlich 500000 - 700000 t/a