Hercules/Katharina in Essen Stadtmitte-Ost/Essen-Kray
1856 - 1925/1972
Rabennest
Ab 1575 wird eine Zeche mit diesem Namen erwähnt. Sie scheint einen kleinen Stollenbetrieb an
der Hohenburgs Mühle südlich der Stadt Essen betrieben zu haben. Bis in die 1790er Jahre gab es immer wieder einen
Abbau. Heute erinnert die Hohenburgstraße südlich des Essener Hauptbahnhofs an die Mühle.
Auf der Dunau
Nicht ganz so alt war eine weitere Zeche, die ab 1765 förderte. 1778 waren drei "Pütts" in Betrieb.
Dabei wird es sich um Kohlegraben gehandelt haben, also einfachste Gruben, die bis zum Absaufen durch Grundwasser
betrieben wurden. Stollenbergbau gab es wohl nicht, da der Betrieb schon um 1790 endete. Die Straße "Auf der Donau"
östlich der Hohenburgstraße erinnert (indirekt) an diese Zeche.
Beide Zechen fielen ins "Bergfreie". Daher konnte das
Grubenfeld in beiden Fällen neu an Hercules verliehen werden.
Ab 1831 begann Hercules mit Vorarbeiten für die Anlage eines Tiefbaus. Erst 1856 begann mit dem Abteufen von Schacht 1 die
produktive Phase. Die Schachtanlage entwickelte sich zu einem damals durchschnittlich großen Betrieb. Mit dem Wachsen der Essener
Innenstadt entstanden Probleme beim Kohleabbau wegen Schadensersatzanspruch bei Bergschäden. Der Abbau wanderte daher nach
Osten, wo kaum Bebauung bestand. Als ab 1899 der Schacht 3 in Essen-Kray abgeteuft wurde kam die Idee auf, hier eine neue
Förderanlage zu errichten. Der Katharina genannte Schacht wurde zur Keimzelle der späteren Schachtanlage (ab 1906 selbständig).
Die Anlage Hercules baute noch die profitabel gewinnbaren Flözpartien ab und wurde 1925 stillgelegt. Die Anlage Katharina
war bis 1972 in Betrieb. Sie konnte trotz Modernisierung nach dem 2. Weltkrieg niemals die Förderleistung ähnlicher Anlagen erreichen,
da die in ihrem Baufeld anstehenden Kohlenvorräte zu gering waren. Nur durch den Neuaufschluss der benachbarten Grubenfelder
Johann Deimelsberg und Centrum 4/6 (1952), des Feldes Wihelm/Emil von Königin Elisabeth (1954) und
Friedrich Joachim (1966) konnte die frühe Stilllegung verhindert werden.
Der Zechenname entstammt der griechischen Mythologie und ist die latinisierende Schreibweise des Helden Herakles.
Die erste Förderanlage von Hercules entstand westlich der Essener Innenstadt. Verliehen wurde das Grubenfeld
schon 1831. 1838/1839 wurden Versichsbohrungen durchgefüht. Erst 1850 wurde die Zechengesellschaft gegündet 1856 mit dem Abteufen
von Schacht 1 begonnen. Die Förderung lag 20 Jahre bei 60000 - 80000 t/a und damit im profitablen Bereich. 1862 wurde der "alte" Wetterschacht
(Wilhelm) abgeteuft, der bis 1901 in Betrieb war. Ein weiterer Abbaubereich lag von 1863 bis 1869 beim Schacht Amsterdam.
Trotz der erkennbaren Probleme (Abbau unter städtischer Bebauung und kleine Betriebsfläche) wurde ab 1911 der Schacht 5 neben
Schacht 1 abgeteuft. Er war eine der frühen in Stahlfachwerk errichteten Turmförderanlagen. 1914 wurde am Schacht 1 in 912 m Teufe
eine neue Sohle angesetzt, für eine Zeche am Rand der Innenstadt sehr tief. Solche Teufen waren damals bei der Neuanlage von
Zechen im Nordwesten des Ruhrgebiets wegen des sehr mächtigen Deckgebirges üblich. Bis zur Silllegung im Jahr 1925 lag die Förderung
durchschnittlich bei 200000 - 250000 t/a. Nur wenige Jahre konnten über 400000 t/a gefördert werden, maximal 443557 t im Jahr 1904.
Bis auf ein Seilfahrtunglück mit vier Toten ereigneten keine größeren Unglücke.
Auch auf Katharina gab es 1929 einen Streckenbrand mit vier Toten und einen Streckenbruch mit drei Toten im Jahr 1962.
Ungewöhnlich war die lange Nutzung von hölzernen Grubenwagen. Sie wurden erst 1889 durch eiserne ersetzt.
Heute ist ein Teil der Betriebsfläche von einer Umspannanlage belegt. Daneben liegen eine Senionerwohnanlage und das Hörsaalzentrum
der Hochschule für Oekonomie und Management . Lange erhalten war noch die ehmalige Kohlenwäsche (Abriss etwa 2006), offenbar zuletzt
ohne Funktion. [Der großflächige Schriftzug Van Eupen auf der Kohlenwäsche lässt eine Nutzung als Lager der gleichnamigen Umzugsfirma
mit Firmensitz in Essen vermuten.] Heute steht hier ein Neubau des Kolping Berufskollegs. Die restliche Fläche soll als
Herkules Viertel der Gewerbeansiedlung dienen. Die Schächte sind an den Revisionsdeckeln erkennbar und mit Schildern markiert.
Mit dem Abteufen von Schacht 2 ab 1889 begann die Verlagerung des Abbaus nach Osten mit der späteren Zeche
Katharina. Davor bestand zwischen 1865 und 1869 ein Schacht Amsterdam im gleichnamigen Grubenfeld. Er lag im Bereich der
alten Stollenzeche An der Dunau. Es sollten wohl die Kohleflöze erkundet werden. Diese waren dann ähnlich wie bei der
westlichen Nachbarzeche Hoffnung und Secretarius Aak enttäuschend. Dies dürfte die Verlagerung des Abbaus in Richtung
Essen-Kray beschleunigt haben.
Der Schacht liegt im Grünbereich einer größeren Wohnanlage und ist mit einem Schild markiert. Das Betriebsgelände war sehr
klein, da hier keine Förderung bestand.
Der Schacht 3 lag weit östlich von der ersten Anlage. Hier entstand die spätere neue Förderanlage Katharina.
Er wurde 1899 abgeteuft und ging 1900 als Förderanlage in Betrieb. 1901 gab es einen Rückschlag. Am 8. Dezember kam es zum
Einsturz des 80 m hohen Schornsteins durch Sturm zur Zerstörung der Tagesanlagen. Die Anlage wurde schrittweise ausgebaut.
Ab 1904 wurde ein Wetterschacht bis zur 1. Sohle abgeteuft, der vor 1921 aufgegeben wurde. 1914 wurde der Schacht Hercules 2
übernommen und bis 1919 zur Bewetterung genutzt. In diesem Jahr wurde Schacht 6 abgeteuft (als Schacht 4 geplant). Ab 1920
war er Wetterschacht. 1925 wurde er Förderschacht, Schacht 3 Wetterschacht. Die Anlage wurde jetzt als Katharina
geführt. Sie konnte trotz Modernisierung nach dem 2. Weltkrieg niemals die Förderleistung ähnlicher Anlagen erreichen, da die in ihren
Baufeld anstehenden Kohlenvorräte zu gering waren.
Ab 1953 begann die Modernisierung der Anlage nach Plänen des bekannten Industriearchitekten Fritz Schupp. Die Tagesanlagen wurden
komplett umgebaut (einheitlich in Stahlskelett ausgeführt) und der Schacht 3 zur Turmförderanlage ausgebaut. Er wurde 1955 in
Schacht Ernst Tengelmann umbenannt, nach dem Betriebsführer der Zeche Hercules (1898 mit erst 28 Jahren berufen). Die Zeche
gehörte damals zur Mannesmann AG, ohne die der Umbau wohl kaum stattgefunden hätte. Diese Investition war noch fast zwei
Jahrzehnte lang Grundlage für den Weiterbestand. Möglich war er aber nur durch den Abbau der Restkohlen der angrenzenden
Zechen, die früher stilllgelegt wurden.
Heute nutzen Gewerbetriebe die noch vorhandenen Gebäude. Auf den durch Abriss nicht weiter nuztbarer Zechenbauten entstandenen
Freiflächen haben sich weitere Betriebe angesiedelt. Nur noch die Protegohaube am Schacht 3 und der Deckel der Revisionsöffnung
deuten auf die ehemalige Zeche hin.
Der später als Luftschacht genutzte Schacht 4 wurde als Spülschacht abgeteuft. Ohne ihn wäre ein Kohleabbau
unter dem daneben liegenden Betrieb Westdeutsche Eisenwerke nicht möglich gewesen. Das Werk wurde ab 1898 betrieben und
1919 mit dem Gießerei-Konzern Buderus verschmolzen. Bis 1971 wurden hier hauptsächlich gusseiserne Badewannen produziert,
die mit den preisgünstigen Stahlwannen nicht mehr konkurieren konnten. Der Schacht liegt heute auf einem Firmenparkplatz und
ist mit einer Infotafel markiert.
Übersicht Schachtdaten
Schacht |
Teufbeginn |
Inbetriebnahme |
Stilllegung |
max. Teufe (m) |
Brikettfabrik |
1 (Hercules) |
1856 |
1859 |
1925 |
912 |
1889 - 1925 |
"alter" Wetterschacht |
1863 |
1863 |
1901 |
ca. 73 |
|
Amsterdam |
1865 |
1869 |
ca. 1901 |
|
|
2 |
1889 |
1894 |
1919 |
60 |
|
3 |
1899 |
1901 |
1972 |
639 |
1901 - 1972 |
4 |
1905 |
1907 |
1972 |
55 |
|
5 |
1911 |
1912 |
1925 |
725 |
|
6 |
1919 |
1922 |
1972 |
639 |
|
Centrum 4 |
|
ab 1952 |
|
|
|
Centrum 6 |
|
ab 1952 |
|
|
|
Wilhelm |
|
ab 1955 |
|
|
|
Emil |
|
ab 1955 |
|
|
|
Friedrich Joachim 1 |
|
ab 1966 |
|
|
|
Hubert 1 |
|
ab 1966 |
|
|
|
Hubert 2 |
|
ab 1966 |
|
|
|
maximale Förderung 813026 t 1968
durchschnittlich 500000 -700000 t/a
Die übernommenen Schächte wurden nicht weiter ausgebaut, die bestehenden Anlagen nur so weit wie nötig genutzt.
Nur die seit 1928 still liegende Anlage Centrum 4/6 wurde neu ausgerichtet. Hier wurde in 265 m Teufe eine Wasserhaltung zum Schutz
der umliegenden Zechen betrieben. Beide Schächte wurden tiefer geteuft und über Schacht 6 ein neues Fördergerüst aufgestellt, damit
eine eventuell nötige Seilfahrt möglich war. Die Förderung aus dem Baufeld ging ab 1956 unter Tage zum Schacht Ernst Tengelmann.
-
- Hercules Schacht 1 (Detail eines Stahlstichs von 1862)
-
- Hercules Schacht 1 m Jahr 1908
-
- Hercules Schacht 1 Landabsatz 1908
-
- Hercules Schacht 1/5 1915 mit Turmför- derung auf Schacht 5
-
- Andere Perspektive, die gut die eingengte Lage der Zeche zeigt
-
- Hercules Schacht 1 im Jahr 2010
-
- Hercules Schacht 1 im Jahr 2010
-
- Hercules Schacht 1/5 Kohlenwäsche und Bürohaus
-
- Hercules Schacht 1/5 Folgenutzung
-
- Hercules Schacht 1/5 Kohlenwäsche
-
- Hercules Schacht 2
-
- Hercules Schacht 2
-
- Katharina Schacht 3 im Jahr 1913
-
- Katharina 3/6 mit Schacht 6 im Bau
-
- Katharina Schacht 3/6 um 1958
-
- Katharina Schacht 3 im Jahr 2010
-
- Revisionsöffnung Katharina Schacht 3
-
- Protegohaube Katharina Schacht 3
-
- Katharina Schacht 4 1913
-
- Katharina Schacht 4 Nachnutzung
-
- Katharina Schacht 4 Abdeckung
-
- Katharina Schacht 4 Infotafel
-
- Katharina Wetter- schacht (hinter dem Haus)
zur Auswahl