Zeche Gneisenau in Dortmund-Derne
1854 - 1985
Die Zeche Gneisenau hatte ihren Anfang in der 1855 gegründeten Bohrgesellschaft Union. Sie
gehörte wie alle mit ihr verbundenen Anlagen zur Harpener Bergbau AG. Diese war eine der großen Zechengesellschaften und
hatte ihre Wurzeln in Bochum-Harpen. Alle mit Gneisenau verbundenen Anlagen hatten mit Wassereinbrüchen beim Abteufen
und im frühen Betrieb zu kämpfen. Sie wurden zum Teil nach mehreren Besitzerwechseln von der Harpener BAG erworben. Einige Schächte
soffen ab und wurden erst Jahrzehnte später nutzbar oder ganze Zechen waren vorübergehend lahmgelegt. Auch stillgelegte Anlagen
kamen wieder in Nutzung, um die dort noch vorhandenen Kohlevorräte zu gewinnen. So wurde die Zeche Preußen I als Victoria 3/4
1956 wieder in Betrieb genommen.
Eine im Ruhrgebiet einmalige Situation stellte ein System von Seilbahnen dar, das die Anlagen mit der zentralen Halde Schleswig in
Dortmund-Asseln verband. Dort wurde Bergematerial zwischengelagert und mit Schlacken, die von den Hochöfen in Dortmund mit der Bahn
angkamen gemischt und bei Bedarf zum Versatz zurück zu den Zechen transportiert. Details dazu sind zu finden unter
Seilbahnen. Eine weitere Besonderheit waren die einheitlichen
Fördergerüste auf fast allen Anlagen der Harpener BAG. Zum Ende des 19. Jahrhunderts waren die Schächte in eine Tiefe vorgedrungen, die
stärkere Gerüste nötig machten. Das aus England stammende Bockgerüst wurde favorisiert und in einer modifizierten Variante nach
dem Bergwerksdirektor Eugen Tomson Tomson-Bock genannt. Bis zur nächsten Generation der Gerüste (Vollwandstreben) waren sie am
zuverlässigsten und blieben bis in die 1980er Jahre in Betrieb.
Von 1971 bis 1977 wurde auf Gneisenau in stark geneigter Lagerung hydromechanischr Abbau betrieben, der sich aber nicht rentierte.
Der Bereich im Dortmunder Norden zwischen Derne und Lanstrop wird heute von einer riesigen Halde geprägt. Hier entstanden extreme
Bergsenkungen durch den Kohleabbau. Die Senke wurde mit einer Bergehalde zugeschüttet, die später zur zentralen Dortmunder Müllkippe
erweitert wurde. Nördlich des nahe gelegenen Luftschachts Grevel entstand ein Senkungssee, da dieser Bereich unter das Niveau
der benachbarten Bäche absank. Heute ist der Lanstroper See ein Biotop. Wie extrem die Senkungen waren zeigte sich bei der Einnahme eines
gepflegten Pils. Angeblich konnten auf dem Tresen einer Kneipe in Derne keine randvoll gezapften Gläser abgestellt werden wegen der
Schieflage durch die Bergsenkungen.
Nach der Stilllegung verödete der relativ isoliert gelegene Stadtteil Derne, da außer der Zeche kaum weitere Arbeitgeber existierten.
Eine Verbesserung brachte das komplett umgestaltete rund 60 Hektar große Zechenareal. Ende 2011 waren alle Flächen im Gewerbegebiet
Gneisenau-Süd vermarktet. Es enstand ein Nahversorgungszentrum und ein Mehrzweckplatz. Daran schließen sich die neuen Gewerbeflächen
und ein Stadtteilpark an.
Die Umbenennung in Gneisenau erfolgte 1874 nach dem damals üblichen Trend, sich Adligen und hochgestellten Persönlichkeiten
als Namenspaten zu versichern. Hier war es posthum der preußische Generalfeldmarschall. 1890/91 übernahm der Harpener Verein die mit
Startschwierigkeiten kämpfende Zeche und baute sie später zur Großanlage aus. 1970 war die Zeche mit 5964 Beschäftigten und einer
Förderung von 3.281334 t das größte Bergwerk im Ruhrrevier.
Bei einer Schlagwetterexplosion starben 1887 15 Bergleute und bei einer Sprengstoffexplosion auf dem Zechenplatz 1902 13 weitere. 1947
forderte eine Schlagwetterexplosion fünf Tote. 1974 kam es über Tage am 17. Juli auf der Kokerei zu einer folgenschweren Explosion
in der Gasreinigung. Dabei starben zwei Arbeieter und 13 wurden verletzt. Da eine Rohrbrücke mit 42 Leitungen (Gas/Dampf/Luft) zerstört
wurde und gleichzeitig die Schnellschlusseinrichtungen gab es neben einem Brand Gasaustritte in Gasnetz der Städte Dortmund und Lünen,
glücklicherweise ohne Folgen. Das heute durch Erdgas ersezte Kokereigas hatte einen hohen Anteil an Kohlenmonoxid. Die Reparaturen
zogen sich über zwei Jahre hin. Der Sachschaden lag bei 10 Mio. DM.
Gneisenau
Die 1855 gegründete Bohrgesellschaft
Union mutete von 1858 bis 1872 insgesamt acht Felder, die 1872 konsolidiert
wurden. 1873 begann man mit dem Abteufen von Schacht 1. Er wurde 1874 in
Gneisenau umbenannt, als das Feld in Gneisenau und Courl
Fortsetzung geteilt wurde. Zwischen 1875 und 1882 ruhten die Arbeiten weil der Schacht bei 173 m Teufe absoff. Auch beim Abteufen
von Schacht 2 gab es einen Wassereinbruch. Erst 1876 konnte der geregelte Betrieb aufgenommen werden, der erst mit der Übernahme
durch die
Harpener BAG gesichert wurde. Namesgeber war der preußische Generalstabchef August Graf Neidhardt von Gneisenau, der
damals schon lange verstorben war. Er hatte als Blüchers Stabchef wesentlichen Anteil am Sieg bei Waterloo.
Neben der Zeche entwickelte sich mit den Zechenkolonien ein Siedlungskern, der bis heute etwas isoliert blieb, auch durch die Lage
in einem aus Autobahnen und Bahnstrecke gebildeten Dreieck. Mit der Stilllegung wanderten viele Bewohner ab und bis heute ist die
Situation im Umfeld des Zechengeländes städtebaulich unbefriedigend.
Die Zeche hatte einen Anschluss zum Hafen Preußen am Datteln-Hamm-Kanal. Dieser hat sich inzwischen zum einem gut genutzten
Wasserwander-Rastplatz für Sportboote
entwickelt. Der alte Verladekran ist als Denkmal und Erinnerung an die frühere Funktion erhalten. Die etwa sechs Kilometer
lange Anschlussbahn wurde nach 1990 in Teilbereichen zum Gneisenau-Trasse umgebaut. Es sind nur 20 Höhenmeter von der Zeche
bis zum Hafen.
Mit der Konzentration auf
Gneisenau als zentralem Förderstandort wurde der Schacht 4 abgeteuft. Er war von 1934 bis 1963 in Betrieb
als der zu einer Turmförderanlage umgebaute Schacht 3 diese Funktion übernahm. Nach der Stilllegung 1986 lief die Kokerei noch bis
1989 weiter. Das angrenzende Kraftwerk wurde 1990 stillgelegt. Mit sechs Megawatt war es eines der leistungsärmsten Zechenkraftwerke.
Der 210 Meter hohe Kamin war bis zur Abtragung das zweithöchste Bauwerk in Dortmund. 2001 gab es einen Teilabriss und nach
Beschwerden wegen Vandalismus (u.a. Brände) 2012 den Restabriss. Auf den Zechgenareal wurden fast alle Betriebsgbäude abgerissen
und das Gelände für eine Gewerbeansiedlung vorbereitet.
Bis 2000 bestand im Schacht 4 eine Wasserhaltung. Das Gerüst ist als Denkmal erhalten. Es ist eine einmalige Konstruktion - ein 58 m hohes
Doppelbockgerüst, dessen Streben fast senkrecht stehen. Darin ist auch das kleine Gerüst der Wasserhaltung noch vorhanden. Daneben
wird ein Blockheizkraftwerk mit dem im Schacht abgesaugten Methan betrieben. Über Schacht 2 steht das einzige erhaltene Bockgerüst
im Ruhrgebiet mit der Schachthalle - auch ein Denkmal.
2021 war das daneben entstandene Gewerbegebiet komplett vermarktet. Die 1996 gegründete
Projektgesellschaft Gneisenau konnte
damit abgewickelt werden. Der i.W. auf dem Kokereigelände liegende Stadtteilpark bildet einen wichtigen Naherholungsbereich.
Material aus dem Abbruch wurde zu einer Erdpyramide gestaltet. Auf dem Gipfelplateau steht eine Schaukel.
Scharnhorst
Die Zeche
Scharnhorst wurde nach dem preußischen General Gerhard Johann David von Scharnhorst benannt. Er
gilt als entscheidender Organisator der folgenreichen Preußischen Heeresreform zur Zeit der Befreiungskriege gegen Napoleon.
Die Muter der Zeche waren offensichtlich u.a. Altlateiner. Die ersten Felder wurden mit Romulus, Remus, Trajan und Titus benannt.
Ein erster Abteufversuch 1872 scheiterte 1874 mit einem Wassereinbruch bei 117 m Teufe. Durch die damals einsetzende
Wirtschaftskrise lag der abgesoffenne Schacht bis 1898 still, Nach der Übernahme durch die
Harpener BAG 1891 teufte diese ab
1897 den Schacht 2 ab, der 1898 in Schacht 1 umbenannt wurde. Der alte Schacht 1 - jetzt Schacht 2 - wurde gleichzeitig nach
dem Verfahren von
Kind-Chaudron abgebohrt. Kernstück der Zeche war ein
langgezogenes zweistöckiges Betriebsgebäude in das die beiden mit Tomsonbock ausgestatteten Schächte und die Fördermaschinen
integriert waren. Nach dem Anschluß an
Gneisenau 1931 wurde die Anlage noch für Seilfahrt, Materialförderung und Bewetterung genutzt.
Ab 1906 bestand eine Seilbahn zur Halde Schleswig. Die Förderung lag bei 300000 - 460000 t/a mit dem Maximum 517200 t im Jahr
1908.
Bis auf eine Schlagwetterexplosion mit vier Toten im Jahr 1907 ereigneten sich keine größeren Unglücke.
Heute ist kein Zechengebäude erhalten und die lange brach liegende Fläche entwickelt sich zu einem Gewerbegebiet. Noch sind
freie Flächen vorhanden. Im Bereich der Klärteiche hat sich ein Wald entwickelt. Einziges Relikt ist die Stützmauer am südlichen
Rand des Areals. Hiert erinnert eine Infotafel an ie Zeche. Auf der über die daneben liegende Treppe erreichbare verwilderte Fläche
lagen Gleise und hier stand der Kühlturm der Kokerei.
Die im Krieg wenig zerstörte Zechensiedlung wurde durch den Ausbau der B236 zerschnitten. Der letzte der bis dahin noch komplett
erhaltene
D-Züge im Ruhrgebiet ging dabei verloren.
Die 1904 gebauten Gebäude hatten ursprünglich Mansardendächer und Ziergiebel über den Türen. Sie wurden umgestaltet. Wie in
Dortmund-Derne ist die Wohnsituation nicht optimal, auch die nördlich anschließende Wohnbebauung aus den 1970er Jahren gehört
wie fast alle zu dieser Zeit entstandenen Großsiedlungen (in ganz Deutschland) zu den städtischen Problembezirken.
Preußen
Die Anlage
Preußen I wurde 1873 unter dem Namen
Gustav Adolph mit dem Abteufen des gleichnamigen
Schachts begonnen. 1874 kaufte die
Gewerkschaft Nordsee die Anlage und änderte den Zechennamen in
Nordsee. 1875 gab es
in 275 m Teufe ein Wassereinbruch der die Abteufarbeiten beendete. Erst mit der Übernahme durch die
Harpener BAG im Jahr
1887 erfolgte der endgültige Ausbau und die Umbenennung in
Preußen I. Optisch glich die Anlage der Zeche
Scharnhorst.
Schon 1926 lief der Betrieb aus. Die Schächte wurden abgedeckt und der Nachbarzeche
Victoria zugeschlagen, die sie aber
erst ab 1956 als Victoria 3/4 nutzte. 1963 kam das Baufeld zur Zeche
Gneisenau, die bis 1979 die Restvorräte abbaute.
Heute liegt hier ein kleines Gewerbegebiet neben der begrünten Halde. Auf dem Haldenplateau befindet sich ein Bike Park mit
einer Dirtline, einen Pumptrack und einen Aktivhang. Zusätzlich gibt es eine 500 Meter lange Trailabfahrt. Die Schächte in
einer Grünfläche sind nicht erkennbar. Neben der Halde betreibt die
Minegas Gmbh
eine Methangasabsaugung.
Die Anlage
Preußen II wurde unter dem Namen
Bertha Wilhelmine mit dem Abteufen des gleichnamigen Schachts begonnen.
Ein Jahr später trat bei einer Teufe von 120 m ein Wassereinbruch auf und finanzielle Schwierigkeiten führten 1875 zum Verkauf an
die
Gewerkschaft Nordsee. Nach einem erneuten Wassereinbruch in 234 m Teufe wurde der Schacht 1878 aufgegeben. Wie bei
Preußen I erfolgte der Ausbau erst nach der Übernahme durch die
Harpener BAG. Am Schacht 2 wurde 1902 die erste
Drehstromfördermaschine im Ruhrgebiet aufgestellt. Der Betrieb lief nur wenig länger als
Preußen I und endete 1929. Auch
hier wurden die Schächte nur abgedeckt, um eine spätere Nutzung zu ermöglichen. Ab 1958 wurden sie wieder aufgewältigt uns später
zur Bewetterung genutzt.
Ein Teil der Fläche ist heute Gewerbegebiet. Der Rest mit der bewaldeten Zechenhalde ist Bestandteil des Naherholungsgebiets
Seepark Lünen. Etwas versteckt in einer Senke des Seeparks findet sich ein sehenswertes Kunstwerk, die „Kommunistenkurve“. Neun
Büsten aus der ehemaligen Sowjetunion landeten hier statt im Schmelzofen. Bis Lenin sind alle anderen dargestellten Personen
unbekannt. Beide Schächte liegen mit Tafeln markiert im Grünstreifen neben der Trasse der ehemaligen Anschlußbahn, über die
heute der Zuweg zum Seepark verläuft. Ein leicht verändertes Verwaltungsgebäude ist als einziges Relikt der Zeche erhalten.
Zur Verbesserung der Wetterführung der Zeche
Preußen II wurde der Luftschacht Rote Fuhr in Dortmund-Grevel 1929 abgeteuft. Das
Stahlbetongerüst wurde mit einer Hülle aus Ziegelstein verkleidet (Witterungsschutz) und fügt sich harmonisch in die Landschaft ein.
Der Turm wurde 1998 zu einem Schulungs- und Bildungszentrum mit dem thematischen Schwerpunkt "Ökologischer Garten- und Landschaftsbau"
umgebaut und blieb dadurch erhalten.
Die Förderung der Zeche
Preußen lag im Schnitt bei 600000 t/a mit dem Maximum von 771858 t im Jahr 1913. Nur ein größeres Unglück
ist bekannt. Bei verbotener Seilfahrt starben 1907 sieben Bergleute durch einen Seilbruch.
Kurl (Courl)
Im Bereich der Berechtsame von Massener Tiefbau - 1855 größtes Grubenfeld in Westfalen - entstand die Anlage Asseln,
die nach dem nächstgelegenen Ort benannt wurde. Da ein geregelter Betrieb lange durch Wassereinbrüche und Schlagwetterexplosionen
beeinträchtigt wurde kam es zum Verkauf der Anlage Asseln und der Teilung des Feldes. 1863 wurde sie in Courl umbenannt.
Nach mehreren Besitzerwechseln wegen Wasserproblemen erwarb die Harpener BAG die Zeche 1899 und benannte sie ab 1916 mit Kurl
aufgrund einer Anordnung des Oberbergamts - vermutlich wegen des 1. Weltkriegs, der die bis dahin verbreitete Mode französisierender Elemente
in der deutschen Sprache beendete. [z.B. perron für Bahnsteig, billet für Fahrkarte oder trottoir für Bürgersteig]. 1904 wurde auch
hier eine Seilbahn zur Zechenhalde Schleswig gebaut, die Material für den Bergeversatz lieferte. Eine weitere Seilbahn zur
Kokerei Gneisenau (Versorgung mit Feinkohle) wurde 1929 gebaut und bis zur Stilllegung 1931 betrieben. Der Zechentrieb endete
endgültig 1933 mit der Verfüllung von Schacht 1 und dem Abdecken von Schacht 2. Die Förderung lag bei 300000 - 450000 t/a mit dem
Maximum von 542492 t 1929.
In der Anfangsphase kam es zu mehreren Schlagwetterexplosionen (1860 mit fünf und 1861 vier Toten, drei im Jahr 1872 mit zusammen fünf
Toten).
Ab 1938 begannen Arbeiten zum Anschluss an Gneisenau. Nach der Aufwältigung dienten die Schächte der Wasserhaltung und Bewetterung bis
1978 und wurden 1982 endgültig verfüllt. Heute sind einige Restgebäude gewerblich genutzt, im Umfeld der Schächte entstanden Verbrauchermärkte.
Schacht 1 liegt auf dem zugehörigen Parkplatz, Schacht 2 im randlichen Grünstreifen - beide mit Protegohaube ausgestattet.
Der Schacht Kurl 3 war ab 1967 Seilfahrtschacht, um lange Anfahrtwege unter Tage zu vermeiden. Er wurde daneben für Material- und Zwischenförderung
unter Tage genutzt. Das Gerüst wurde vom Schacht 2 der Zeche Dorstfeld hierher umgesetzt. Nach der Stilllegung übernahm die Nachbarzeche
Haus Aden den Schacht, die ihn bis 1998 nutzte. Danach wurde er verfüllt. Auf dem frei geräumten Gelände befindet sich eine
Methangasverwertungsanlage.
Der ab 1969 abgeteufte Wetterschacht Kurl 4 war nur ein knappes Jahrzehnt in Nutzung (1972 - 1983). Nach der Stilllegung blieb er für
die Wasserhaltung bis mindestens 1990 weiter offen. Die Betriebsfläche liegt unauffällig in einem ländlichen Umfeld mit einer
Protegohaube über dem Schacht. Das kleine Befahrungsgerüst wurde abgerissen.
Victoria
Schon 1879 fand die Konsolidierung der seit 1870 erfolgten Mutungen unter dem Namen Victoria (römische Göttin) statt.
Erst 1907 begannen die Abteufarbeiten für den Schacht 1. 1908 erwarb die Harpener BAG die Anlage und baute sie zügig aus. 1923 starben
bei einer Schlagwetterexplosion 40 Bergleute und vier bei einem Seilfahrtunglück. Im 2. Weltkrieg wurde die Anlage durch Bomben stark zerstört.
Bis 1946 dauerten die Reparaturen an den Schächten, die Wiederinbetriebnahme der Kokerei kam 1947. In diesem Jahr starben drei Bergleute bei
einer Kesselexplosion. Ab 1954 begann der Anschluss der ehemaligen Zeche Preußen I, die in Victoria 3/4 umbenannt wurde. 1963 wurde
sie von Gneisenau übernommen. Die Förderung wurde im Schacht 3 bis zur 3. Sohle (749 m) gehoben und von dort zum Schacht 1/2 transportiert.
Die Anlage Victoria 1/2 wurde nach dem Abbau der Restvorräte 1964 stillgelegt. Die Förderung lag bei 0,8 - 1 Mio. t/a mit dem Maximum von
1.276900 t 1956.
Ab 1979 wurde im Baufeld die Förderung wieder aufgenommen. Nach der Fördereinstellung auf Gneisenau 1985 übernahm die Nachbarzeche
Haus Aden diesen Bereich, der 1991 endgültig aufgegeben wurde. 1998 wurden die Schächte verfüllt. Heute stehen Protegohauben über den
Schächten, alle Betriebsgebäude sind abgerissen. Eine neue Nutzung der Brachfläche scheint nicht in Sicht. Die angrenzende Zechensiedlung
ist Teil der Route der Industriekultur.
Tomsonbock
Der nach dem belgischen Konstrukteur Eugen Tomson benannte Tomson-Bock über Schacht 2 von Gneisenau ist das älteste erhaltene
stählerne Fördergerüst des Ruhrgebiets. Tomson war auch Direktor der Bergwerksgesellschaft Gneisenau. Ein Grund für den
wirtschaftlichen Erfolg der Zeche war das aus der einfachen in England weit verbreiteten Konstruktion entwickelte stabilere Gerüst.
Es war daher auf allen Schachtanlagen der Harpener BAG zu finden.
Das wenig aufwändige Konstruktionsprinzip zeigen die beiden Profile des Gerüsts der Zeche Preußen I am Schacht Schacht 1.
Das seitliche Profil zeigt gut die Integration in das Zechengebäude, das frontale die einfache Stütztstebenkonstruktion.
Standorte (nicht vollständig): Roland in Oberhausen, Hugo in Gelsenkirchen (4), Robert Müser in Bochum (7),
Gneisenau (3), Preußen I/II (2) und Victoria 1/2 (2). Dazu kamen einige Gerüste auf weiteren Zechen. Insgesamt
waren es mehr als 40. Bis in die 1980er Jahre waren davon noch mehrere in Betrieb. Entweder wurden sie durch Neubauten wie beim
Schacht 3 von Gneisenau ersetzt oder nach Zechenstilllegungen abgerissen.
Bis zum 1. Weltkrieg war der Tomson-Bock wegen seiner hohen Stabilität gefragt, danach war das deutsche Strebengerüst ausgereift
und erste Wahl. Der Bock hatte nur zwei schiefwinklige Anschlüsse bei der Verbindung von Stütze und Strebe. Dazu konnten ohne
großen Aufwand Anschlüssse mit Rohrprofilen aus Ausschusskesselblechen benutzt werden. Praktisch war auch der Standort neben dem
Schacht. So konnte das Gerüst schon während des Abteufens errichtet werden und die Förderung sehr schnell einsetzen.
Übersicht Schachtdaten
Schacht |
Teufbeginn |
Betrieb |
Stilllegung |
max. Teufe (m) |
Kokerei |
Gneisenau 1 |
1882 |
1886 |
1938 |
443 |
1890 - 1989 |
Gneisenau 2 |
1883 |
1887 |
1984 |
383 |
|
Gneisenau 3 |
1901 |
1903 |
1985 |
990 |
|
Scharnhorst 1 |
1892 |
1901 |
1975 |
507 |
1902 - 1927 |
Scharnhorst 2 |
1872/1898 |
1901 |
1975 |
507 |
|
Gneisenau 4 |
1930 |
1934 |
bis 2000 Wasserhaltung |
990 |
|
Preußen I/1 |
1874 |
1895 |
1926 |
439 |
1900 - 1924 |
Preußen I/2 |
1892 |
1895 |
1926 |
549 |
|
Preußen II/1 |
1873 |
1906 |
1929 |
690 |
1906 - 1926 |
Preußen II/2 |
1897 |
1902 |
1929 |
558 |
|
Preußen II/Grevel |
1925 |
1927 |
1985 |
443 |
|
Kurl 1 |
1855 |
1861 |
1978 |
392 |
1873 - 1928 |
Kurl 2 |
1855 |
1861 |
1978 |
392 |
|
Kurl 3 |
1873/1962 |
1967 |
1995 zu Haus Aden |
1290 |
|
Kurl 4 |
1969 |
1972 |
1982 |
583 |
|
Victoria 1 |
1907 |
1910 |
1995 zu Haus Aden |
1149 |
1911 - 1960 |
Victoria 2 |
1908 |
1910 |
1995 zu Haus Aden |
998 |
|
Victoria 3 (Pr. I/1) |
|
|
1983 verfüllt |
839 |
|
Victoria 4 (Pr. I/2) |
|
|
1983 verfüllt |
839 |
|
maximale Förderung 4.214538 t 1974
durchschnittlich 2 - 3 Mio. t/a
Auffällig ist bei den Zechen der Harpener BAG im Raum Dortmund, dass diese von anderen Unternehmen nach dem
Konkurs oder bei finanziellen Problemen übernommen wurden und auch erst danach fertig gestellt wurden. Dies ist ein klarer Hinweis
auf den hohen Kapitalbedarf für die Anlage dieser Zechen, der viele Investoren überforderte. Erschwerend war die Krise, die nach
der Scheinkonjunktur durch die Gründung des Deutschen Reichs wenige Jahre später einsetzte.
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- Gneisenau um 1960, vorne Zentralwerkstatt Harpen
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- Riss Gneisenau Schacht 1
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- Gneisenau Schacht 1 Schachtabdeckung im Jahr 2011
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- Gneisenau Schacht 1 Schachtabdeckung im Jahr 2011
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- Gneisenau Schacht 1 Nachfüllöffnung im Jahr 2012
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- Gneisenau Schacht 1 Nachfüllöffnung im Jahr 2012
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- Gneisenau Schacht 2 und 4 im Jahr 2011
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- Gneisenau Schacht 2
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- Gneisenau Schacht 2
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- Gneisenau Schacht 2
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- Gneisenau Schacht 2 Detail des Tomsonbocks
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- Gneisenau Schacht 3 Nachfüllöffnung im Jahr 2012
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- Gneisenau Schacht 3 Nachfüllöffnung im Jahr 2012
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- Gneisenau Schacht 4 von Osten
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- Gneisenau Schacht 4 integriertem mit Gerüst der Wasserhaltung
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- Gneisenau Schacht 4
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- Gneisenau Schacht 4
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- Gneisenau Schacht 4
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- Zeche Gneisenau gegen Ende des Betriebs
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- Verwaltung zur Zeit der Wasserhaltung
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- Gneisenau Schacht 2 um 1986
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- Gneisenau Schacht 3 um 1986
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- Zeche Gneisenau um 1970 aus der Luft
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- Gneisenau Schacht 4 um 1986
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- Gneisenau Schacht 2 und 3 um 1986
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- Kokerei Gneisenau um 1986
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- Neue Mitte Dortmund-Derne im Jahr 2012
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- Neue Mitte Dortmund-Derne im Jahr 2012
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- Park Neue Mitte Dortmund-Derne im Jahr 2012
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- Zugang Gneisenau Park im Jahr 2012
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- Infoschild zur Bienenwiese
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- Weg zum Schacht 2
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- Weg zum Landschaftsbauwerk
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- Landschaftsbauwerk mit der Doppelschaukel
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- Schnitt Schacht Courl 1
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- Kurl 1/2 mit Seilbahn im Jahr 1907
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- Schacht Kurl 1 im Jahr 2008
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- Schacht Kurl 1 Jahr 2008
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- Schacht Kurl 2 Jahr 2008
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- Schacht Kurl 2 Jahr 2008
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- Restgebäude Schacht Kurl 1/2 Jahr 2008
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- Zechenmauer Schacht Kurl 1/2 Jahr 2008
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- Schacht Kurl 3 mit Methanverwertung Jahr 2005
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- Schacht Kurl 3 mit Methanverwertung Jahr 2005
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- Schacht Kurl 4 Jahr 2005
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- Schacht Kurl 4 Jahr 2005
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- Schacht Kurl 4 Jahr 2005
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- Gesamtansicht Zeche Scharnhorst 1/2
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- Scharnhorst 1/2 im Jahr 1922
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- Scharnhorst 1/2 im Jahr 1922
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- Lage Scharnhorst Schacht 1 im Jahr 2021
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- Lage Scharnhorst Schacht 2 im Jahr 2021
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- Scharnhorst D-Zug im Jahr 2021
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- Scharnhorst D-Zug im Jahr 2021
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- Scharnhorst Zechenmauer im Jahr 2021
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- Infotafel
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- Scharnhorst Zechenmauer im Jahr 2021
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- Fläche oberhalb der Zechenmauer
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- Preußen I um 1960 im Umbau zu Victoria 3/4
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- Preußen I um 1960 im Umbau zu Victoria 3/4
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- Victoria 3/4 aus der Luft im Jahr 1962
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- Victoria 3/4 aus der Luft im Jahr 1964
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- Lage von Schacht Preußen I/1, später Victoria 3
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- Lage von Schacht Preußen I/2, später Victoria 4
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- Blockheizkraftwerk an der Halde Preußen I
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- Blockheizkraftwerk an der Halde Preußen I
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- Schächte Preußen II im Jahr 1926 mit Zechensiedlung
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- Schacht Preußen II/1 im Jahr 2012
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- Schacht Preußen II/1 im Jahr 2012
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- Schacht Preußen II/2 im Jahr 2012
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- Schacht Preußen II/2 im Jahr 2012
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- Haldenreste Preußen II auf der linken Seite
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- Preußen II Gewerbebetriebe im Jahr 2012
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- Preußen II Verwaltung im Jahr 2012
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- Preußen II Verwaltung im Jahr 2012
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- Seepark Lünen im Jahr 2012
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- Zechenhafen Preußen im Jahr 1936
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- Zechenhafen Preußen im Jahr 2012
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- Zechenhafen Preußen im Jahr 2012
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- Kohleverladekran als Denkmal
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- Kranausleger im Detail
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- Verladekran über dem Spazierweg
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- Greifer für die Verladung der Kohle
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- Luftschacht Rote Fuhr im Jahr 2005
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- Luftschacht Rote Fuhr im Jahr 2005
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- Luftschacht Rote Fuhr im Jahr 2005
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- Luftschacht Rote Fuhr Protegohaube Jahr 2005
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- Luftschacht Rote Fuhr im Jahr 2021
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- Luftschacht Rote Fuhr im Jahr 2021
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- Luftschacht Rote Fuhr im Jahr 2021
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- Victoria Schacht 1/2 im Jahr 1914
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- Victoria Schacht 1/2 im Jahr 1958
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- Victoria Schacht 1 im Jahr 2005
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- Victoria Schacht 1 Jahr 2005
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- Victoria Schacht 2 Jahr 2005
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- Victoria Schacht 2 Jahr 2005
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- Abriss Victoria 1/2
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- Abriss Victoria 1/2
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- Abriss Victoria 1/2
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