Die Schachtanlage hatte anfangs vorwiegend Kapitalgeber, die aus Arnheim stammten und erhielt daher den Namen Holland.
Auch die Bennenung von Schacht 3 nach dem Arnheimer Gutsbesitzer Jan-Jacob van Braam erklärt sich damit. Die Hauptanlage befand sich zwar
in Wattenscheid, der Kohleabbau ging aber überwiegend unter Gelsenkirchener Gebiet um, da die Felder der Zeche Rheinelbe-Alma nach ihrer
Stilllegung 1933 übernommen wurden. Damit war der Bestand der Zeche Holland langfristig gesichert. Von 1957 bis 1966 wurde sie als
Holland/Rheinelbe-Alma bezeichnet. Wie die Schächte der Essener Zeche Bonifacius, die ab 1966 zu Holland kamen, dienten
sie nur der Bewetterung und zur Seilfahrt.
1897 ging Holland in den Besitz der Gelsenkirchener Zeche Nordstern über und wurde 1926 in die Vereinigten Stahlwerke
eingegliedert. Die Zeche hatte auch eine Erzberechtsame, da einige Flözpartien mit Kohleneisenstein angereichert waren. Dieses sog. Blackband
wurde bis 1875 abgebaut. Technisch war die Zeche immer gut ausgestattet, was aber eine Reihe größerer Unglücke nicht verhinderte. 1875 starben neun Bergleute
bei einem Förderseilriss, 1914 vier weitere durch Steinfall, 1955 drei durch matte
Wetter und 1958 lief beim Verfüllen von Schacht 2 die Bergesäule aus, wobei fünf Bergleute starben. Dazu kammen immer wieder Schlagwetterexplosionen
(1898 - sieben Tote, 1905 - sechs Tote, 1910 - zehn Tote, 1915 - 14 Tote, 1925 - 18 Tote, 1928 - vier Tote).
Die Anlage 1/2 in Gelsenkirchen-Ückendorf verlor mit dem Abteufen weiterer Schächte schnell an Bedeutung, da sie eine
sehr kleine Betriebsfläche hatte. Für die Nutzung als Seilfahrt-/materialschächte erhielten beide Malakoftürme eingezogene Strebengerüste,
die nach der Stilllegung abgebaut wurden. Ab 1927 fand hier nur noch Seilfahrt statt. Als 1958 der Schacht 2 verfüllt wurde brach die Füllsäule durch
einen Damm in den Schacht 1 ein. Durch Wasserzuflüsse war das eingebrachte Haldenmaterial zu einer fließfähigen Schlammmasse geworden und in
Bewegung geraten. Um die fünf toten Bergleute zu bergen mußte das gesamte Material wieder entfernt werden. Da alle Einbauten zerstört waren
wurde die Bergung ihren Trümmer extrem gefährlich und dauerte monatelang. Die beiden letzten vermissten Schachthauer wurden an der tiefsten
Stelle im
Schachtsumpf gefunden.
Heute sind die verbliebenen Gebäude von besonderer Bedeutung, da hier die einzige erhaltene Doppelmalakoffanlage des Ruhrgebiets steht. Die
noch vohandenen Gebäude wurden aufwändig restauriert. Dabei sind exklusive Wohn- und Büroflächen entstanden. Diese Arbeiten gehen auf eine
Privatintiative zurück. Die Nutzung reicht von Weinhandel bis zu Ateliers. Ein weiteres architektonisch bedeutendes Detail auf dem ehemaligen
Zechenareal ist das Grubenlüftergebäude, eine Arbeit der bekannten Industriearchitekten Schupp und Kremmer von 1925. In diesem Bereich ist
Kleingewerbe angesiedelt. Das Ensemble ist Bestandteil der Route der Industriekultur.
Der nördliche Teil der Zechenhalde wurde abgetragen. Hier haben sich Lebensmitteldiscounter und kleine Gewerbebetriebe angesiedelt.
In Wattenscheid enstand unweit der Anlage 1/2 die spätere Hauptschachtanlage 3/4/6. Hier wurde auch die Förderung
der übernommenen Zechen gehoben. Auf dem Gelände bestanden nach der Kokereistilllegung 1928 die Verwertungsbetriebe weiter als Chemische
Betriebe Holland. Zwischen 1967 und 1971 wurde der Betrieb eingestellt und 1972 alle Anlagen abgerissen. 1974 endete die Kohleförderung.
Die Restvorräte gingen unter Tage zur Zeche
Zollverein, Seilfahrt und Materialförderung fand noch bis 1983 statt. Daneben wurde für die
Gesamtanlage
Zollverein die zentrale Wasserhaltung von 1976 - 1988 betrieben. Alle nicht weiter nutzbaren Gebäude wurden abgerissen
und das Gelände saniert.
Heute steht noch das Fördergerüst über Schacht 4. Dieses gehörte ursprünglich zum Schacht Zollverein 11, wurde dort nicht mehr benötigt
und umgesetzt. Dieses Vorgehen (Translokation) ist nur sehr selten praktiziert worden. Die endgültige Gestaltung des Umfeldes folgte nach
Sanierung des Gerüstes ab Herbst 2020. Ein Wattenscheider Unternehmer wollte hier u.a. Büroflächen für den daneben bestehenden Betrieb erstellen.
Möglicherweise war dies nur Marketing, da die Umsetzung durch die Bochumer Wirtschaftsentwicklung erfolgte. Die marode Schachthalle wurde
abgerissen. Auf der Seilscheibenbühne soll eine zugängliche Aussichtsplattform entstehen. Um das Gerüst entsteht eine Platzanlage mit
Sitzgelenheiten und einer Boulebahn. Eine Initiative, Vereine und Parteien hatten sich jahrelang für diese Lösung eingesetzt. Damit ist das letzte
erhaltene Fördergerüst auf dem Gebiet der ehemaligen Stadt Wattenscheid erhalten geblieben. Bei der Gerüstsanierung wurde auch der Schachtkopf
nue gesichert. Die dokumentiert ein Schrotthaufen am Rande des Baustelle. Neben der alten Betonabdeckung lagen typische Schachteinbauten
wie Rohre der Wasserhaltung.
Der Schacht 3 liegt in der Freifläche neben Schacht 4, erkennenbar an Schachtdeckel und Infotafel. Schacht 6 ist mit einem Parkplatz
überbaut und nicht markiert. Das Fördermaschinenhaus ist erhalten und wird von einer Druckerei genutzt.
Das restliche Gelände wird teilweise gewerblich genutzt. In den randlich erhaltenen Kokereigebäuden hat sich der übliche Mix
aus KFZ-Gewerbe und Handwerk angesiedelt. Insgesamt wirken diese Bereiche leicht unattraktiv. Dagegen hat sich im inneren Bereich ein
aufgelockerter Gewerbepark entwickelt mit nur noch wenigen Freiflächen. Der größte neu angesiedelte ist eine Biobäckerei, die hier produziert
und einen eigenen Fuhrpark für die Belieferung ihrer Filialen unterhält. Auch eine Hotelkette ist vetreten.
Östlich der Gewerbeflächen wurde ein großer Teil der ehemaligen Kokereifläche aufwändig saniert und zu einem Landschaftspark gestaltet.
In den der Kokerei angeschlossenen Chemischen Werke Holland wurden bezolhaltige Öle aus umliegenden Kokereien zu Benzol aufbereitet.
Die Pruduktionseinrichtungen gehörten als Nebengewinnunganlagen zur 1928 stillgelegten Kokerei und konnten so weiter genutzt werden.
Westlich schließt ein Wohnbereich an. Diese Siedlung wurde als Mehrgenerationenprojekt gebaut unter dem Motto "Wohnen im Alter". Die
Wasserflächen werden vom Regenwasser der angrenzenden Wohnbebauung gespeist. In diesem Bereich lag die Zechenhalde. Am Haldenfuß
befand sich die "Barbaragrotte" mit einer Figur der Schutzheiligen der Bergleute (auch zuständig für die Feuerwehr und Artillerie).
Besonders zu erwähnen ist ECOTextil, ein Unternehmen, das sich mit ökologischen Methoden bei der Textilgewinnung- und Verarbeitung
beschäftigte. Dieses war in den restaurierten Verwaltungsgebäuden untergebracht. Es gehörte zur Steilmanngruppe, die Textilien herstellte.
Mit deren Konkurs ist auch dieser Unternehmensteil Geschichte. Heute sind die ehemaligen Gebäude am Zecheneingang vom
TGW Technologie- und GründerZentrum Wattenscheid genutzt. Auch wenn sich hier eine
ganze Reihe von Betrieben angesiedelt hat ist der ursprüngliche Ansatz offensichtlich gescheitert.
In der südöstlichen Ecke des Zechenareals lag der Landabsatz der Zeche (Märkische Handels GmbH). Er wurde von Raab Karcher übernommen
und weiter geführt. Dieser Betrieb wurde 1848 von den beiden Gesellschaftern Friedrich Carl Raab (1777 – 1854) und Heinrich
Karcher (1808 – 1875) n Kaiserslautern gegründet als Einkaufsgemeinschaft für Saarkohle. Daraus entwicklte sich ein bundesweites
Unternehmen für Brennstoffe (i.w. Kohle und Heizöl. Heute werden Baustoffe für Gewerbekunden gehandelt. Der Standort wurde mit
dem Ende des alten Geschäftsnodell aufgegeben und wird von verschiedenen Firmen genutzt.
Die Gebäude am früheren Nebeneingang zur Kokerei beherbergen heute u.a. das Kunstzentrum (seit einigen Jahren vom IBKK betrieben). Hinter
dem Kürzel verbirgt sich die etwas sperrige Bezeichnung "Institut für Ausbildung im Bereich Kunst und Kunsttherapie". Hier werden
unterschiedlichste Arbeitstechniken unterrichtet, auch Computergrafik und Webdesign. Bei den Fortbildungen und Kursen besteht eine
Partnerschaft mit dem Bund internationaler Künstler
BiK e.V.. Das
Verwaltungsbebäude und die Waschkaue der Kokerei mit dem Torhaus wurden von den bekannten Architekten Schupp und Kremmer gebaut. Heute
arbeitet hier eine psychotherapeutische Praxisgemeinschaft.
Der Schacht 5 wurde zum Erschließen der Kohlen im Westen des Grubenfeldes abgeteuft. Er hatte ein kleines Gerüst in
Pyramidenbauart. Das erhaltene Betriebsgebäude wurde von einem Gewerbebetrieb übernommen, der größere Teil des Geländes wird von einem
Lebensmittel-Discounter genutzt. Der Schacht selbst ist überbaut worden und liegt innerhalb des Betriebs. Betrieblich gehörte er
zur Scachtanlage 1/2.
In unmittelbarer Nähe liegen die ebenfalls in Randlage befindlichen Schächte Rheinelbe 5 und Bonifacius 5. Da die
Zechengesellschaften unter Konkurrenz standen ergab sich eine solche Situation immer wieder in der Nähe der Markscheiden. Nach der
Übernahme der Zeche Rheinelbe wurde der Schacht 5 1934 aufgegeben, da er im Vergleich zum gegenüber liegenden Schacht Rheinelbe
5 völlig veraltet war. 1935 wurde er verfüllt.