Zeche Constantin der Große in Bochum
1850 - 1967
Schon 1844 wurden durch Bohrungen Flöze im Bereich der späteren Schachtanlagen Constantin 1, 2 und 3 nachgewiesen.
Dies reichte damals nicht für die Verleihung der einzelnen Mutungen. Das Flöz musste
"aufgedeckt" werden (bis zur Aufhebung dieser Vorschrift im Jahr 1853). Dazu waren in diesem Fall Schurfschächte nötig. Da diese später auch
genutzt werden konnten erhielten sie entsprechende Querschnitte, was nur mit hohen Abteufkosten möglich war. Hier veranschlagte ein Gutachter
den Bedarf auf 100000 Taler (1 Taler = 3 Mark). Dazu erfogte die Gründung der Gewerkschaft Constantin der Große in Dülmen. Die meisten
Gewerken kamen von dort, sowie aus Münster und Coesfeld. Bei den Zukunftsaussichten wurde der Kohleabsatz in diese Region besonders betont.
Die ersten 128 Kuxe von je 200 Tal Mio. Mark in den Zechenausbau geflossen. Das als Zubuße bezeichnete
hier praktizierten System entspricht etwa der heutigen persönlichen Haftung. Zwischen 1853 und 1858 hatten die Gewerken jeweils deutlich mehr
Kapital einzahlen müssen als die erwähnte erste Renditenzahlung.
Das Grubenfeld erweiterte sich ab 1858 stark. Die ersten angeschlossenen Felder Dülmen, Coesfeld und Burgsteinfurt zeigen die Herkunft
der Kapitalgeber. Ein Spezialfall war das direkt an den Schacht 1 grenzende Grubenfeld Rudolf. Es war zum Abteufen einer Zeche zu klein.
Stattdessen schlossen die Eigentümer einen Pachtvertrag mit Constantin ab. Bis 1902 wurden bis zu einer Teufe von 400 m dort die
Kohlen abgebaut. Dies waren insgesamt fast 3 Mio. t, deren Erlös je zur Hälfte an beide Gesellschaften floss. Die in größerer Teufe
anstehende Kohle baute nach 1897 die Zeche Präsident ab.
Mehr als verdoppelt wurde das Grubenfeld mit der Angliederung der AG Herminenglück-Liborius (bei Schacht 3 näher beschrieben) im Jahr
1892. Die Zeche erhielt die Bezeichnung Vereinigte Constantin der Große. Das Grubenfeld reichte nun von der Bochumer Innenstadt bis
zur Herner Stadtgrenze. Hier befinden sich Ausläufer der Castroper Hochebene (auch als Castroper Platte bezeichnet). Dies sind Ablagerungen
der Ruhr, die hier vor etwa 2 Mio. Jahren verlief. Dadurch hatten die Einzelschachtanlagen sehr unterschiedliche Höhenlagen. So lag der Schacht
Constantin 1 bei 70 m, der Schacht Constantin 10 bei 130 m. Die Übersichtskarte zeigt sehr gut die Problematik der notwendigen Anbindung
an die Eisenbahn. Die Anschlussgleise konnten wegen der Höhenunterschiede nicht gerade verlaufen oder hätten teure Dammlagen mit
aufwändigen Brückenbauten benötigt. Das führte zu der eigenartigen Situation, dass die Anlagen 4/5 und 10 nur einen knappen Kilometer
voneinander entfernt sind, aber keine direkte Gleisverbindung haben. Die Zeche Constantin als Ganzes war schon früh eine Großzeche,
obwohl die acht Einzelanlagen nur mittelgroß waren. Jede hatte eine eigene Kokerei. Zuletzt wurde die gesamte Förderung auf der Anlage
6/7 gehoben auf der sich auch die Zentralkokerei befand.
Durch mehrere Schlagwetterexplosionen starben mindestens 49 Bergleute (1889 14, 1917 fünf, 1918 drei, 1921 18 und 1934 neun).
Der Name der Zeche leitet sich vom römischen Kaiser Constantin ab, der als erster die Christen tolerierte und kann als Ermutigung
des Gründers Adolf Hagedorn an potentielle Kapitalanleger gedeutet werden. Im Gegensatz zu den Anfangsjahren war die Zeche später sehr
profitabel. Dies zeigte sich besondes während des 1. Weltkriegs. Statt wie bei vielen Zechen nur das Nötigste zu tun wurden Vortrieb und
Ausbau der Betriebsanlagen normal weitergeführt. Nur das Abteufen von Schacht 11 wurde unterbrochen und an den Schächten 1, 2 und 3 der
Betrieb der Kokereien reduziert. Am Schacht 3 fand nur noch Seilfahrt statt.
Bei der Stilllegung 1967 standen noch große Esskohlenvorräte im Baufeld Constantin 2 an. Zum Abbau wurde von der Zeche Hannibal aus
ab 1965 eine Verbindungstrecke aufgefahren. Für die Bewetterung blieben die Schächte 1 und 2a weiter offen. Sie wurden nach dem Ende der
Bergwerke Bochum, die alle Restvorräte bis 1973 abbauten verfüllt.
Die Zechengesellschaft Constantin gab in der Inflationszeit ein eigenes Notgeld aus. Dieses Vorgehen war bei größeren Industriebetrieben
übliche Praxis, in Bochum waren dies z.B. der Bochumer Verein oder das damalige Elektrizitätswerk. Neben öffentlichen Institutionen wie
dem Landkreis gab es auch Geld von Handwerkern oder Kaufleuten, das aber eher wie einem Einkaufsgutschein gleichkam. Einige Beispiele sind
weiter unten dokumentiert.
Die Anlagen von Schacht 1 und 2 lagen an der Herner Strasse in Bochum-Riemke direkt nördlich der Anschlussstelle
zur A40. Am Schacht 1 befand sich die Hauptverwaltung der Zechengesellschaft
Vereinigte Constantin der Große.
Ab etwa 1910 bestand eine Seilbahnverbindung zur Anlage Constantin 6/7. Sie lieferte Kokskohle für die beiden Kokereien an. Sie
dürfte um 1931 wegen der Weltwirtschaftskrise eingestellt worden sein. Die Kokerei am Schacht 2 wurde ursprünglich privat betrieben
(C. Kleye) und 188 übernommen. Sie wurde danach modernisiert. Insbesondere die 50 sehr ineffektiven Bienenkorböfen wurden ersetzt.
1872 kam am Schacht 2 zu einem Brand, der sie überwirgend hölzernen Tageanlagen zertörten; die Grubenbaue soffen ab. Für acht
Monate ruhte der Abbau. Danach lief die gesamte Förderung über den Schacht 1, der damit eigentlich überlastet war. 1874 war die
neu ausgebaute Anlage 2 wider in Betrieb. Normalerweise hätte ein solcher Einschnitt zu starken Verlusten geführt (Ausfall des
Baufelds, Neubaukosten und mögliche Zubußen). Es herrschte aber gerade die kurze Hochkonjunktur nach der Gründung des Deutschen
Reichs und die Kohlepreise waren sehr hoch. Daher konnte der Gewinn sogar gesteigert werden.
Der Schacht 1 hatte anfangs nur einen kleinen Malakoffturm. Mit der Zeit war er nicht leistungfähig genug. Er wurde mit einem
recht individuellen nur 27 m hohen Strebengerüst überbaut, das wegen des geringen Schachtdurchmessers aussen lag. Es war ab 1885
in Betrieb. Zur selben Zeit ging auch das auf dem massiveren Malakoffturm von Schacht 2 aufgesetzte Gerüst in Förderung. Hier
konnte das Führungsgerüst im Turm eingebaut werden.
Die bestehenden Anlagen wurden nicht wesentlich erweitert. Es kamen noch ein Wetterschacht dazu und ab 1926 der neue Förderschacht
2a. Ab 1936 gingen nach einem Grubenbrand die Kohlen unter Tage zur neuen Zentralanlage Constantin 6/7. Damit endeten alle
Ausbaupläne für den Schacht 2a. Nach dem Krieg dienten die Schächt i.W. der Bewetterung. Der kleine Wetterschacht wurde schon 1930
verfüllt. Die Kokerei lief noch bis 1945 weiter.
Vor der Hautverwaltung stand seit 1937 ein Denkmal für die im 1. Weltkrieg gefallenen Bergleute der Zeche. Die markante Bronzeskulptur
"Knochen-Karl" ist erhalten. Sie schuf Joseph Enseling, einer der bedeutendsten deutschen Bildhauer, der an der Essener Folkwangschule
lehrte. Benannt ist sie nach dem Hauer Karl Mieling, der Modell stand und wegen seines robusten Körperbaus als Knochen-Karl bekannt
war.
Auf dem relativ kleinen Gelände von Schacht 1 befindet sich am heute nördlichen Rand eine Tankstelle. Der Rest ist zu einer Grünanlage
umgestaltet worden. In einem Gehölz liegt der mit einer Protegohaube versehene Schacht. Auf der Fläche der südlichen abgetragenen
Bergehalde wurde 1937 eine Sportanlage (Constantin-Kampfbahn) mit einem großen Sportfest eingeweiht. Heute verläuft hier die verlegte
Vierhausstraße. Daneben entstand ein größerer Gewerbebetrieb und auf der nördlichen Haldenfläche in ausreichendem Abstand mit
begrüntem Lärmschutzwall eine Seniorenwohnanlage.
Ein großer Teil der Fläche von Schacht 2 ist mit der Zentralwerkstatt der Bochum Gelsenkirchener Straßenbahn (Bogestra) für
die U35 überbaut. Der Schacht 2, der direkt in der Gleisharfe des Betriebsbahnhofs liegt, ist erkennbar an der Protegohaube, genauso
wie der Schacht 2a am Rand des Betriebsgeländes. Das restliche Gelände wird gewerblich genutzt. Einige kleinere Gebäude sind
erhalten, z.T. in sehr schlechtem Zustand. Auf dem etwas verschachtelte Gelände erinnert nichts an den früheren Bergbau. Der
Gewerbemix ist nicht sehr attraktiv und der Gesamteindruck recht negativ. In einer Zufahrt ist noch der kleine Wetterschacht
zu finden, der mit einem Rohrstutzen und einer Markierungstafel versehen ist.
Neben der Schachtanlage entstand eine Niederlassung der Demag (Deutsche Maschinenbau-Aktiengesellschaft), die auch im
Bergbauzuliefergeschäft tätig war und u.a. komplette Werke für die Stahlindustrie baute. Die Verwaltungsgebäude sind weiter
als Büros und gewerblich (u.a. private Schulungsfirmen) genutzt. Insgesamt wirkt das nähere Umfeld nicht sehr attraktiv und gehört
sicher nicht zu den Toplagen. Eine Ausnahme ist das
Varieté et cetera,
das neben dem U-Bahnbetriebshof in einem festen Zelt sein Programm anbietet.
Die Anlage mit dem Schacht 3 wurde von der AG Herminenglück-Liborius übernommen. Gegründet wurde diese 1847
mit der Verleihung der Felder Ritterburg I und II. 1858 begann die Gesellschaft Vereinigte Ritterburg mit dem Abteufen des
Schachts August an der Castroper Strasse. Heute liegt direkt daneben die JVA Krümmede. 1862 wurde der Betrieb aufgenommen,
aber schon 1874 Konkurs angemeldet. Ein großer Nachteil war das aus zwei getrennten Teilen bestehende Grubenfeld, durch den
ein wirtschaftlicher Aufschluss kaum möglich war. Ab 1877 wurde die Zeche als Herminenglück-Liborius nach den ursprünglichen
Mutungen benannt weiter betrieben. Die Förderung lag daher nur bei 40000 - 60000 t/a mit dem Maximum von 63557 t im Jahr 1871, wohl
bedingt durch die Hochkonjunktur durch die Gründung des Deutschen Reichs.
Ab 1877 lief der Betrieb wieder an und die Förderung stieg bis 1892 kontinuierlich vom alten Niveau auf maximale 119961 t im Jahr 1892.
In diesem Jahr übernahm Constantin den Betrieb, da für beide Seiten betriebstechnisch daraus Verbesserungen entstanden. Erst
1917 erfolgte die offizielle Umbenennung des Schachts August in Schacht Constantin 3. Der Malakoffturm erhielt ein aufgesetztes
Strebengerüst.
Es sind keine Betriebsgebäude erhalten. Der Schacht ist ist nicht zugänglich und das Gelände verwildert allmählich. Der größte Teil der
ehemaligen Betriebsfläche wird von der Deutschen Telekom genutzt, die hier u.a. einen Fernmeldeturm unterhält. Als letzes Gebäude
stand noch die Maschinenhalle, die die Bochumer Reiterschaft als Reithalle nutzte. Auf dem Telekomgelände lag ein großer Reitplatz.
1928 wurde der Betrieb über Tage eingestellt. Vom 1929 verfüllten Wetterschacht ist nichts erkennbar. Die Halde wurde für den
Bergeversatz abgetragen. Ein älterer Luftschacht von 1884 ist mit einer Werkshalle überbaut. An der Karl Lange Straße weist eine
kleine Seilscheibe mit einer Informationstafel auf den Zechenstandort hin. Der Name des Traditionslokals "Zur Ritterburg" neben dem
Stadion des VfL Bochum erinnert an die Grubenfelder.
Als im 1. Weltkrieg Kohle knapp wurde lieferte die Zeche Constantin Kohle an die Westfälischen Stahlwerke in BO-Weitmar (später
Rombacher Hütte). Der Transportweg war gut 9 km lang und wurde von Bochum Gelsenkirchener Straßenbahn AG durchgeführt. Es gab
Ladestellen bei Constantin 3 und Constantin 8/9, da hier die Linie nach Herne verlief. Das neu gebaute Anschlussgleis ist auf den
Fotos von 1924 noch vorhanden. Die Mengen reichten nicht und die Westfälische Straßenbahn lieferte ab Constantin 4/5 dazu. Hier
ging der Linienweg etwas abenteuerlich über BO-Gerthe und führte auch an der Ladestelle bei Constantin 3 vorbei. Er war Teil einer
ähnlichen Trasse ab der Zeche Mont Cenis 1/3 nach Witten. [Heute wäre dies unmöglich, da die damals bestehenden Straßenbahnlinien schon
lange nicht mehr existieren.] Bis Ende 1918 wurde knapp 30000 t Kohle geliefert.
Die eher unauffällige Anlage mit den Schächten 4 und 5 lag direkt hinter der Bochumer Stadtgrenze in Herne-Sodingen.
Für die Belegschaft entstand die noch erhaltene Zechenkolonie. Dasselbe gilt für die Beamtenwohnungen. Diese hatten mehr Wohnfläche und
lagen direkt neben der Zeche isoliert von den Arbeiterwohnungen. Dieses Prinzip zeigt sich mehr oder weniger ausgeprägt bei
allen Zechensiedlungen im Ruhrgebiet.
Ab 1938 bestand eine Seilbahnverbindung zum Schacht 10. Sie transportierte Kohle für die Kokerei. Sie wurde mit dem Ende beider
Kokereien im Jahr 1959 eingestellt. Das Betriebsgelände wurde nach der Stilllegung renaturiert und ist heute Teil eines regionalen
Grünzugs. Die beiden Schächte liegen am bewaldeten Rand der ehemaligen Halde und sind an den Zuwegungen und den Protegohauben
über den Schachtköpfen zu erkennen. Ansonsten sind keine Spuren erhalten; nur der Radweg auf der ehemaligen Bahntrasse gibt
einen Hinweis auf die frühere Nutzung. Im Bereich der Betriebsfläche verläuft der Weg auf einem Teilstück der Zechenzufahrt mit
dem originalen Kopfsteinpflaster, das den Radfahrer kräftig durchschüttelt. 1955 endete der Betrieb als selbständige Anlage und
1964 die Seilfahrt.
Die Anlage mit den Schächten 6 und 7 in Bochum-Grumme war bis zur Stilllegung die Zentralanlage, auf der
die gesamte Förderung gehoben wurde. Unter Tage waren alle noch produktiven Betriebe über Querschläge mit ihr verbunden.
Hier befand sich auch die Zentralkokerei als wirtschaftlichere Alternative zu den Einzelkokereien. Die Anlage war weithin
sichtbar durch ihre Lage auf dem Castroper Höhenrücken. Bis zum Abriss Ende der 1980er bildete sie für Autofahrer auf der A43
eine Landmarke vor dem Anstieg vom Kreuz Herne zum Kreuz Bochum, obwohl die meisten Gebäude schon verschwunden waren.
Nach der kompletten Räumung des Gelände folgte die Sanierung für das Deutsche Turnfest 1990. Es entstand ein großzügiges
Sportgelände, das zunächst von den Profis des VfL Bochum als Trainingsstätte genutzt wurde. 2003 entstand auf dem Gelände
das Trainingszentrum für die Jugendabteilung des VfL, dazu Plätze für unterschiedliche Ballsportarten. Die beiden Schächte
haben Protegohauben und liegen etwas versteckt in einer Erdumwallung. Einziges erhaltenes Gebäude ist ein Beamtenwohnhaus
an der früheren Zechenzufahrt.
Nach der Stilllegung von Constantin 1967 erfolgte noch der Abbau der Restkohlen, die unter Tage zur Zeche Hannover
transportiert wurden. Der Betrieb an diesem Standort endete endgültig 1973.
Die Anlage mit den Schächten 8 und 9 liegt nördlich der Anschlusssstelle Riemke der A43 liegt gerade noch
auf Bochumer Stadtgebiet direkt an der Stadtgrenze zu Herne. Sie wurde 1949 als erster Förderstandort nach dem Krieg komplett
aufgegeben. Die Fläche wird heute überwiegend gewerblich genutzt; einige Bauten sind noch erhalten. Beispielsweise wird die frühere
Maschinenhalle zum Indoor-/Outdoorklettern (1000 m²/400 m²) genutzt. Als Sinnbild für den Strukturwandel kann die Solaranlage
auf ihrem Dach gesehen werden. Über dem Schacht 8 steht eine eingezäunte Protegohaube, Schacht 9 wurde nach der Verfüllung 1949
mit einer Werkhalle überbaut. Später wurde seitlich eine Protegohaube bis zu Dachtraufe installiert, die sich von Aussen nicht
sichtbar auf Firmengelände befindet.
Seit 1928 wurde an diesem Standort nur noch Seilfahrt betrieben, um lange Anfahrten unter Tage zu vermeiden. Die geförderte
Kohle wurde auf der Anlage 6/7 gehoben. Eine besondere Einrichtung war bis zuletzt in Betrieb. Hier befand sich die zentrale
Kläranlage der Zeche Constantin. Klärbecken zum Abscheiden von Kohleschlamm gab es auf allen Schachtanlagen. Das immer
noch stark verunreinigte Wasser wurde in den nächsten Bach eingeleitet. Hier war die Situation ungewöhnlich. Zwischen den Anlagen
Constantin 6/7 und 10 liegt das Zillertal. Dieses war schon immer ein wichtiges Naherholungsgebiet. Hier entspringt der Dorneburger
Bach und im Tal liegen mehrere Teiche. Bis 1921 wurden die stark nach Phenol riechenden Abwässer (kokereibedingt) der Zeche und
die häuslichen der Zechensiedlung eingeleitet. Der noch natürlich fließende Bach verschlammte langsam. Schon 1922 waren die
nötigen Kanaäle fertig. Die 2,5 km lange Hauptleitung war gemauert und mit Betonplatten abgedeckt und lag etwas unter Bodenniveau.
Von der Anlage 10 führte ein offener Kanal zum Anfang der Leitung. Hier mündete auch ein Hausabwasserkanal ein, bei 1,5 km ein
weiterer. Bei 1,3 km befand sich die Einleitung von Schacht 6/7. Dieser Ast war 2,5 km lang und lief zu etwa zwei Dritteln längs
der Zechenbahn. Das Zillertal überquerte die Leitung auf einer 5m hohen Brücke.
Die Kläranlage hatte mehrere Vorteile. Die veralteten Klärbecken an den zuleitenden Anlagen konnten stillgelegt werden. Der
Klärschlamm wurde bisher als unverwertbar auf der Halde gelagert. Hier wurde er mit dem auf Constantin in großen Mengen
anfallenden Koksgrus gemischt. Zusammen ergab dies einen sehr guten Brennstoff, der im Kraftwerk verbrannt wurde. Der Grus alleine
hatte viel unerwünschte Flugasche erzeugt. Das wesentlich besser geklärte Wasser wurde in den Dorneburger Bach eingeleitet, jetzt
unterhalb des Zillertals.
Auch die Anlage mit Schacht 10 in Bochum-Hiltrop wird weiter gewerblich und industriell genutzt. Hier ging
1937 eine neue Kokerei in Betrieb. Da die Kohleförderung 1931 hier wegen der Weltwirtschaftskrise eingestellt wurde kam die
benötigten Kohlen mit Zügen von der Anlage 6/7. Die im eigenen Baufeld abgebaute Gas- und Fettkohle wurde auf der Anlage 4/5
gehoben und hier getrennt aufbereitet. Ab 1938 lieferte sie die schon oben erwähnte Seilbahn an. Sie war rd. einen km lang.
1959 wurde die Kokerei stillgelegt. Danach wurde der Schacht 10 hauptsächlich zum Materialtransport für das nordöstliche
Grubenfeld von Constantin genutzt. 1961 wurde der Schacht abgeworfen und 1963 verfüllt.
Einige Gebäude sind noch erhalten. Eine Besonderheit ist das Torhaus, in der sich die Zechenverwaltung befand. Es wurde mustergültig
saniert und zu Wohnungen umgebaut. Sogar der kleine aufgesetzte Uhrenturm über der Durchfahrt ist wieder in Funktion.
Der Schacht mit Protegohaube liegt kurz hinter dem Torhaus in einem Gehölzstreifen. Mit der hier betriebenen Kokerei dominierte
die auf einer Anhöhe mit angrenzender Aufschüttung gelegene Zeche den ländlich geprägten Stadtteil Bochum-Hiltrop. Heute ist
diese Ansicht kaum noch vorstellbar. Die Häuser der kleinen Zechenkolonie sind erhalten und privatisiert. Das frühere einheitliche
Erscheinunngsbild hat dabei gelitten.
Schacht 11 lag direkt neben dem heutigen Gelände des Revierparks Gysenberg. Die inzwischen bewaldete Betriebsfläche
ist zu einem Park umgestaltet worden und in den lokalen Grünzug integriert. Über dem Schacht in einer Lichtung, an der die Spazierwege
zusammenlaufen steht eine Protegohaube. Es sind keine Hinweise auf die frühere Nutzung erkennbar, obwohl hier 10 Jahre lang eine
Kokerei betrieben wurde. Mit dem Schacht 10 bestand eine Betriebseinheit. Dort konnte die Personenseilfahrt ab 1927 stark reduziert
werden. Die Anfahrtswege unter Tage wurden für viele Bergleute kürzer. 1963 wurde unter Tage eine Strecke zur Nachbarzeche
Mont Cenis in Herne aufgefahren und der nicht mehr benötigte Schacht 1964 verfüllt. Das Gerüst wurde im Dezember gesprengt,
das Fördermaschinengebäude als letztes Relikt 1970.
In den 1960er Jahren wurde die Freifläche am Schacht 11 zur Aufhaldung von schlecht verkäuflicher Feinkohle genutzt. Sie kam überwiegend
in Kokereien zum Einsatz. Neben den Bergbau befand sich auch die Stahlindustrie in einer tiefen Krise. Die Halden wuchsen immer stärker
und der aufgewehte Staub belastete die angrenzenden Wohnbebiete und der Gysenbergpark. 1966 war der Konflikt ein "gefressenes" Thema
für die BILD-Zeitung, das mit der gerade anziehenden Konjunktur ebenso schnell aus den Schlagzeilen verschwand wie die Halden.
Über die Verbindungsstrecke wurde die Förderung der Zeche Mont Cenis in Herne-Sodingen übernommen. Daraus entstand kein Verbund beider
Anlagen. Die Anbindung war die Vorbereitung für den Betrieb der Bergwerke Bochum, die ab 1967 die restlichen Vorräte im Bochumer
Norden und im Herner Süden abbauten.
Kohlesyndikat
Die Zeche
Constantin war Mitglied im Rheinisch Westfälischen Kohlesyndikat (RWKS), das 1893 gegründet wurde.
Davor hatte der damalige Vorsitzende des Grubenvorstands, der Bergrat Hermann Pieper (1875 -1904) schon 1885 bei der Koksvereinigung
und 1890 beim Kokssyndikat mitgewirkt. Dies war eine Verkaufsorganisation für Koks, bei der die beteiligten Zechen eine garantierte
Abnahmemenge erhielten. Das zu Beginn der 1870er Jahren bestehende Konjunkturhoch hielt nicht lange an. Die Folge waren nicht
vorhersehbare Schwankungen beim Absatz und der Preisentwicklung. Die beiden Organisationen sollten zumindest einen festen Absatz
garantieren. Das RWKS übertrug das Prinzip auch auf die Kohleförderung. Eine Beteiligungsziffer gab den beteiligten Zechen
so eine relativ sichere Grundlage für ihre Ausbaupläne. Die nebenstehende Grafik zeigt die Beteiligungsziffern für Koks der Zeche
Constantin. Dabei fallen zwei Dinge auf. Die Ziffer liegt meist sehr deutlich über der tatsächlich erreichten Produktion. Die
kapitalkräftigen Großzechen verschafften sich damit einen Vorteil gegenüber den kleineren Betrieben. Diese Taktik zeigt die
zweite Auffälligkeit sehr deutlich. Die Ziffer erhöht sich 1912/13 sprunghaft. Grund ist der Kauf von Zechen in südlichen
Ruhrgebiet, die wirtschaftliche Schwierigkeiten hatten. Bei Constantin waren es
Eintracht Tiefbau
in Essen-Steele und
Deutschland
in Sprockhövel. Nach deren Stilllegung blieben die Beteiligungsziffern für
Constantin erhalten. Auf
Eintracht Tiefbau
wurde dazu sogar die gerade neu gebaute Kokerei 1913 direkt nach der Inbetriebnahme und damit erzeugten Beteiligungsziffer
beim Koks stillgelegt, die gesamte Anlage 1925. Dasselbe Schema galt auch für die
Zeche Deutschland. Die Kokerei wurde 1914
auch direkt nach Inbetriebnahme stillgelegt und die Gesamtanlage 1925. Dieses Muster findet sich bei vielen weiteren Großzechen
wieder.
Übersicht Schachtdaten
Schacht |
Teufbeginn |
Inbetriebnahme |
Stilllegung |
max. Teufe (m) |
Kokerei |
1 |
1850 |
1854 |
1967 |
700 |
1884 - 1931 |
2 |
1858 |
1866 |
1948 |
885 |
1881 - 1945 |
2 w |
1885 |
1867 |
1930 |
388 |
|
2 a |
1922 |
1924 |
1967 |
885 |
|
3 |
1858 |
1862 |
1928 |
638 |
1892 - 1928 |
3 w |
1884 |
1885 |
1928 |
229 |
|
4 |
1893 |
1895 |
1964 |
525 |
1900 - 1959 |
5 |
1895 |
1900 |
1964 |
930 |
|
6 |
1901 |
1903 |
1967 |
930 |
1906 - 1967 |
7 |
1902 |
1903 |
1967 |
930 |
|
8 |
1910 |
1911 |
1949 |
691 |
1911 - 1930 |
9 |
1910 |
1911 |
1947 |
691 |
|
10 |
1913 |
1913 |
1961 |
549 |
1913 - 1959 |
11 |
1914 |
1916 |
1964 |
430 |
1920 - 1930 |
maximale Förderung 2.812015 t 1927
durchschnittlich 1 - 2 Mio. t/a
Notgeld
Das Notgeld der Zeche Constantin war wie bei echten Geldscheinen zweiseitig bedruckt und hatte ein Wasserzeichen.
Mit der Hyperinflation wurde nur noch eine Seite der Scheine bedruckt, die weiter ein Wasserzeichen hatten. Für die Zeche Deutschland
wurden scheckähnliche Gutscheine ausgegeben. Einige Beispiele sind hier abgebildet.
Das für die Kruppzechen aufgelegte Notgeld hatte ähnlich wie bei vielen Währungen statt Gold eine garantierte Menge Kohle als
Sicherheit. Das Notgeld der Zeche Lothringen hatte anfangs auf der Vorderseite eine stilisierte Zeche mit Untertageansicht. Später wurde nur
der Nominalwert aufgedruckt. Die Zechengesellschacht Becker mit der Zeche Präsident druckte auf die Rückseite eine Ansicht der Schachtanlage 2,
die nur mit Mühe zu identifizieren ist. Auch der Bergmann auf den höheren Werten ist etwas daneben. Die Kluft gehört eher nach Sachsen und eine Spitzhacke
zu einem Bauarbeiter. Bei einer kleineren Serie sind Schlägel und Eisen der Bezug zum Bergbau. Das Notgeld der Harpener Bergbau AG war wie ein Gutschein
gestaltet und hatte für jede Schachtanlage einen anderen Stempelaufdruck. Dazu kamen wechselnde Originalunterschriften um eine Art Sicherheit zu gewährleisten.
Beim Geld der Deutsch-Luxemburgischen Bergbau AG ist wieder ein Bergmann das Motiv, der auch eher als Bauarbeiter durchgeht.
Wesentlich schlichter waren die Scheine der Zeche Mansfeld.
Es gab sogar einen Betrug mit Notgeld einer erfundenen Gesellschaft. Es gab einen erfolglosen Holzhandel gleichen Namens. Die Zeche Heller Mittag
existierte tatsächlich, war aber eine völlig unrentable Stollenzeche (beschrieben bei Zeche Deutschland).
Die beiden "Direktoren" wurden wegen Betrugs angeklagt (wahrscheinlich verurteilt). Einer der beiden hatte auf Constantin als Gehilfe in der
Markscheiderei gearbeitet und sich wohl vom Notgeld der Zeche inspirieren lassen.
Eine Art Kartonwährung gab es in Kriegsgefangenenlagern. Dazu ein paar Beispiele.
Technisch und künstlerisch recht anspruchslos war das Notgeld im Landkreis Bochum. Es ging auch nur um Kleinbeträge.
Das Thema der Serie ist das Steigerlied. Die Rückseite war einheitlich. Die stilisierte Zeche und das Bauernhaus sollten wohl den noch
ländlichen Kreis symbolisieren. Das Fördergerüst ist allerdings unvollständig.
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- Verleihungsriss von 1854 - kaum besiedeltes Umfeld
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- Constantin Schacht 1 im Jahr 1874
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- Constantin Schacht 1 im Jahr 1879
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- Constantin Schacht 1 im Jahr 1879
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- Constantin Schacht 1 im Jahr 1892 mit neuer Verwaltung
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- Constantin Schacht 1 im Jahr 1912
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- Constantin Schacht 1 im Jahr 1965
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- Constantin Schacht 1 im Jahr 1966
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- Constantin Schacht 1 im Jahr 1967
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- Luftschacht Constantin Schacht 1 im Jahr 1965 (kleiner Turm)
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- Constantin Schacht 1 im Jahr 1966 mit Schacht 2a dahinter
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- Constantin Schacht 1 Panorama
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- Constantin Schacht 1 im Jahr 2015
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- Constantin Schacht 1 ehemalige Halde
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- "Knochen-Karl" Infotafel
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- Bronzeskulptur "Knochen-Karl"
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- Schacht Constantin 2 im Jahr 1874
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- Schacht Constantin 2 im Jahr 1879 nach Wiederaufbau
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- Schacht Constantin 2 im Jahr 1892 mit neuem Fördergerüst
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- Schacht Constantin 2 Landabsatz Jahr 1913
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- Schacht Constantin 2 im Jahr 1924
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- Constantin Schacht 2 im Jahr 2015
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- Constantin Schacht 2 im Jahr 2015
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- Schacht Constantin 2 im Jahr 1966
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- Schacht Constantin 2 im Jahr 1967
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- Schacht Constantin 2 im Jahr 1967
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- Schacht Constantin 2 im Jahr 1967
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- Constantin Schacht 2a im Jahr 2015
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- Constantin Schacht 2a im Jahr 2015
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- Constantin Schacht 2w an Zufahrt im Jahr 2015
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- Constantin Schacht 2w Infotafel im Jahr 2015
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- Constantin Schacht 3 Zentrale im Jahr 1924
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- Constantin Schacht 3 im Jahr 1924 vorne Luftschacht
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- Constantin Schacht 3 im Jahr 1956
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- Constantin Schacht 3 im Jahr 1963
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- Constantin Schacht 3 im Jahr 1966
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- Schacht 3 in den 1980ern - unglaubliche Spritpreise
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- Constantin Schacht 4/5 im Jahr 1899
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- Constantin Schacht 4/5 Kokerei im Jahr 1924
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- Constantin Schacht 4/5 im Jahr 1924
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- Constantin Schacht 4/5 in den 1950er Jahren
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- Constantin Schacht 4 im Jahr 1899
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- Constantin Schacht 5 im Jahr 1963
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- Constantin Schacht 4 im Jahr 2011
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- Constantin Schacht 5 im Jahr 2011
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- Constantin Schacht 4/5 im Jahr 2011
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- Constantin Schacht 6/7 im Jahr 1924
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- Constantin Schacht 6/7 mit Seilbahn im Jahr 1927
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- Constantin Schacht 6/7 im Jahr 1966
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- Constantin Schacht 6/7 im Jahr 1967
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- Constantin Schacht 6/7 im Jahr 1974
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- Constantin Schacht 6/7 im Jahr 1974
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- Constantin Schacht 6/7 im Jahr 1974
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- Constantin Schacht 6/7 im Jahr 1974
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- Constantin Schacht 6 im Jahr 2015
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- Constantin Schacht 7 im Jahr 2015
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- Historische Brücke der Zechenbahn im Jahr 2015
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- Historische Brücke der Zechenbahn im Jahr 2015
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- Erhaltenes Beamtenwohnhaus im Jahr 2015
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- Erhaltenes Beamtenwohnhaus im Jahr 2015
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- Sportanlagen als Folgenutzung
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- Sportanlagen als Folgenutzung
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- Constantin Schacht 8/9 im Jahr 1924
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- Constantin Schacht 8/9 im Jahr 1924
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- Constantin Schacht 8 im Jahr 1965
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- Constantin Schacht 8 im Jahr 1967
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- Constantin Schacht 8/9 Kläranlage
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- Abwasserleitung der Zeche im Zillertal
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- Constantin Schacht 8 im Jahr 2015
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- Constantin Schacht 9 im Jahr 2010, links Maschinenhalle
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- Protegohaube Constantin Schacht 9 im Jahr 2010
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- Constantin Schacht 9 (unter der Halle)
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- Constantin Schacht 10 im Jahr 1924
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- Constantin Schacht 10 im Jahr 1924
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- Constantin Schacht 10 im Jahr 1924
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- Constantin Schacht 10 im Jahr 2011
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- Constantin Schacht 10 im Jahr 2011
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- Constantin Schacht 10 im Jahr 2011
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- Constantin Schacht 10 im Jahr 2011
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- Constantin Schacht 10
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- Constantin 10 Torhaus - vor...
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- ... und nach der Sanierung
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- Constantin Schacht 11 im Jahr 1962
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- Constantin Schacht 11 im Jahr 1963
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- Constantin Schacht 11 im Jahr 1963
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- Constantin Schacht 11 im Jahr 2011
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- Constantin Schacht 11 im Jahr 2011
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- Constantin Schacht 11 im Jahr 2011
zur Auswahl