Spülversatz

Beim Abbau der Kohle entstehen zwangsläufig Senkungen der Oberfläche. Durch Versatz mit Gestein, das immer mit der Kohle anfällt (auch streifenweise in den Flözen eingelagert) kann der Senkungsbetrag verringert werden, aber nie ganz kompensiert werden. Besonders unter Bahnlinien, dem Rhein-Herne-Kanal, den Rheindeichen und großen Industriekomplexen war ein sehr dichter Versatz nötig, um Schäden an den Bauwerken zu minimieren. Vor allem in Duisburg wurden für diesen Zweck Spülschächte abgeteuft. Zum Teil waren diese auch nur Bohrlöcher. Über Rohrleitungen wurde ein fließfähiges Gemisch für den Versatz nach unter Tage gebracht. Es bestand meist aus feinem Abraum, Sand, Asche und gemahlener Hochofenschlacke.
Weitere Spülschächte gab es u.a. in Essen Zur Sicherung der riesigen Anlagen von Krupp, Gelsenkirchen im Bereich der Hochöfen des Schalker Vereins. In Witten waren nach 1900 die Bergschäden im Bereich der städtischen Bebauung so stark, dass in einer Sandgrube eigens ein Schacht abgeteuft wurde, um Material für den Versatz zu gewinnen.


Beispiel für einen Spülschacht der Schacht Matenastraße der Duisburger Zeche Friedrich Thyssen. Von dem Schacht sind keine Spuren erhalten. Es bestand ein kleines Betriebsgebäude, wo die Wagen mit den Schüttgut über einen Gleisanschluss entladen wurden. Neben den reinen Spülschächten wurde auch im Förderschacht Friedrich Thyssen 5 zusätzlich eine Versatzleitung eingebaut. Dies verdeutlicht, wie extrem Duisburg betroffen war, was durch Kombination mehrerer Ursachen bedingt war - Sicherung der ausgedehnten Werksanlagen von Thyssen, direkt angrenzende städtische und private Bebauung und die Rheindeiche.
Die Zechengesellschaften versuchten die Kosten durch Bergschäden durch den Kauf großer Flächen zu minimieren. Dort lagen dann oft die eigenen Zechensiedlungen, wobei Schäden an der Bausubstanz (mehr oder weniger willkürlich?) eingeplant waren. Diese Grundstückspolitik der Zechengesellschaften war nach den Stilllegungen in den 1960er Jahren ein Grund für der schleppenden Strukturwandel uns soziale Konflikte. Oft kamen die Flächen in die Hand von Spekulanten, die auf schnellen Abriss der Siedlungen setzten. Es gründeten sich die ersten Bürgerinitiativen, die viele Siedlungen retten konnten und daneben enstanden die Pendants der DDR-Plattenbauten (seelenlose Betonklotzsiedlungen), die heute oft zu sozialen Brennpunkten verkommen sind.


Die eingesetzte Technik ist links dargestellt. Das Material kam über Rohrleitungen bis zum zu verfüllenden Hohlraum. Dort wurde es abschnittsweise versetzt und das Wasser über Lutten abgeführt. Lutten sind auch Leitungen, haben meist größere Querschnitte und werden mobil eingesetzt. Sie werden auch bei der Frischluftzuführung in die Abbaubetriebe eingesetzt. Das Foto zeigt den Zufluß des Versatzgemischs. Im Prinzip werden heute noch so Flächen aufgeschlämmt z.B. bei der Landgewinnung an der Küste. Ein ständiges Problem war der Abrieb in den Rohrleitungen und Verstopfungen in Knicken. Daher hatten die Schächte Befahrungseinrichtungen, mit denen auch Rohre für Reparaturen transportiert wurden. Dieses Problem trat in den 1960er und 1970er Jahren wieder auf, diesmal in umgekehrter Richtung. Beim hydromechanischen Abbau (siehe Zeche Hansa) wurde die anfallende Kohlenschlämpe durch Rohrleitungen nach über Tage gepumpt. Es traten die gleichen Störungen auf.
Nachdem ausreichende Erfahrungen mit Bergeversatz allgemein vorlagen wurde der Spülversatz durch den Blasversatz abgelöst, der weniger aufwändig war. Heute gibt es fast keinen Versatz mehr. Man steuert den Abbau so, dass sich die Tagesoberfläche kontrolliert gleichmäßig absenkt.